Body
«Wir wollen kein Feigenblatt sein» - Luzia Braun moderiert seit zehn Jahren die ZDF-Kultursendung «aspekte». Ein Interview mit der Moderatorin.
Berlin (ddp). Die ZDF-Kultursendung «aspekte» gehört zu den Urgesteinen des Senders. Zum ersten Mal wurde sie am Neujahrstag 1966 ausgestrahlt. Moderiert wird das Magazin im Wechsel von Wolfgang Herles und Luzia Braun. Die Journalistin, deren erste Sendung am 26. November 1993 war, gehört mittlerweile seit einem Jahrzehnt als Redakteurin und Moderatorin zum «aspekte-Team. Mit Braun sprach ddp-Korrespondentin Nathalie Waehlisch in Berlin.ddp: Sie sind jetzt zehn Jahre Redakteurin und Moderatorin bei »aspekte«. Wie hat sich in diesem Jahrzehnt die Kulturberichterstattung verändert?
Braun: Harald Schmidt hat uns mal ein Ständchen gebracht und darin die »feministische Pantomime aus Peru« als typisches »aspekte« -Thema verspottet. So abgehoben waren wir natürlich nie, aber sicherlich haben wir uns in den zehn Jahren verändert und neuen Bereichen geöffnet.
Der Kulturbegriff ist weiter geworden, übrigens nicht nur bei »aspekte«, auch im Feuilleton. Inzwischen finden die entscheidenden Debatten - ob in der Politik oder in der Gentechnologie - im Feuilleton statt und nicht auf Seite 3. Und so berichten auch wir nicht nur über die klassischen Genres der Hochkultur, sondern auch über Archäologie, Abenteuergeschichten, Wissenschaft, Zukunftsforschung, Politik.
ddp: »aspekte« läuft am späten Freitagabend (22.30 Uhr). Mal ehrlich, wie oft haben Sie sich schon einen anderen Sendeplatz gewünscht?
Braun: Es gibt einen idealen Sendeplatz und den hat die ARD. Am Sonntagabend ist man gerne zu Hause, schaut »Tatort« und dann eben auch noch die Kultur, die leider immer später kommt, was ich sehr schade finde. Am Freitag dagegen geht man aus, genießt Kultur aktiv, sozusagen aus erster Hand. Deshalb ist der Freitag gerade für Kulturinteressierte ein schwieriger Termin.
ddp: Bei ARD und ZDF gibt es jeweils nur eine Kultursendung. Hat Kultur bei den öffentlich-rechtlichen noch eine Chance?
Braun: Sie muss eine Chance haben, weil sie zum öffentlich-rechtlichen Programmauftrag gehört. Nicht zufällig wird in der Diskussion um die Gebührenerhöhung mit Sendungen wie »aspekte« argumentiert. Aber ich bin es ein bisschen leid, dauernd einen Nachweis unserer Existenzberichtigung führen zu müssen. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ARD und ZDF Kulturmagazine im Programm haben. Daran wird, zumindest im Moment, auch nicht gerüttelt. Natürlich gibt es immer mal wieder - wie in diesem Monat - Verschiebungen nach hinten. Aber ich hoffe, dass das Ausnahmen bleiben. Unser Regelsendeplatz sollte nicht nach 22.30 sein, sonst sind wir wirklich nur noch ein Feigenblatt.
ddp: Ein Jahrzehnt »aspekte«: Könnten Sie sich vorstellen, noch mal etwas anderes zu machen?
Braun: Ja klar, ich habe früher als Reporterin aus Italien berichtet, das kann ich mir durchaus wieder vorstellen. Aber im Moment bin ich immer noch sehr gerne bei »aspekte", weil es eine ausgesprochen interessante und privilegierte Arbeit ist. Ich kann moderieren, redaktionell arbeiten und selber Beiträge machen. Wer hat das schon? Aber ich weiß, dass ich das nicht ewig machen kann. Man wird ja älter und Frauen über 50 muss man auf dem Bildschirm suchen.