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Kresnik inszeniert «Die Zehn Gebote»

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Theaterregisseur Johann Kresnik bringt im Bremer St. Petri Dom die Zehn Gebote auf die Bühne. Er wolle aufzeigen, was Gebote wie «Du sollst nicht töten» oder «Du sollst nicht falsch Zeugnis reden» in Zeiten von Irak-Krieg und Politikerlügen bedeuteten, sagte Kresnik am Montag in Bremen.

Bremen (ddp-nrd). Eine der Hauptrollen in «Die Zehn Gebote» übernimmt der erst jüngst aus dem Gefängnis entlassene Schauspieler Günther Kaufmann. Er wird im Bremer Dom den «Fremden» spielen. Premiere des Stücks ist am 22. Januar.

Kaufmann sagte, er wolle nach fast drei Jahren Bühnenabwesenheit zeigen, was in ihm stecke. Er habe sich für das Stück im Dom und gegen ein Filmangebot entschieden, weil «Die Zehn Gebote» Niveau und Tiefgang hätten. «Wenn Kresnik das macht, dann wird das ein Hammer, das haut rein», betonte er. Der Regisseur sagte, er habe, schon als Kaufmann noch hinter Gittern saß, dessen Anwalt angerufen und gefragt: «Wie kriegen wir Kaufmann frei?» Der Schauspieler und der Regisseur kennen sich bereits seit vielen Jahren.

Christoph Klimke, zuständig für Text und Musik, sagte, noch sei unklar wie das Stück ausgehen werde. Es gehe neben den biblischen Geboten um einen Fremden, auf den unterschiedliche Sehnsüchte projiziert würden. Aus Texten verschiedener Autoren - unter anderem Jean-Paul Sartre - habe er eine Collage gebastelt: «Eine wüste Mischung, die aber Sinn macht.»

Kresnik, der auch in einem Bremer U-Boot-Bunker «Die letzten Tage der Menschheit» inszeniert hatte, sagte, er wolle selbst in einer Kirche «bis an die Grenze gehen». «Die Leute müssen sich aufregen», betonte er. Bei einer modernen Inszenierung der Zehn Gebote sei «keine sanfte Sache» möglich. Das Bremer Theater hatte am Montag bekannt gegeben, es suche für das Stück Statistinnen über 60, die sich nackt an eine Nähmaschine setzen würden.

Die Pastorin des St. Petri Doms, Ingrid Witte, sagte dazu: «Wir haben keinen Einfluss auf das Stück.» Mit Blick auf mögliche umstrittene Szenen fügte sie hinzu, sie habe jedoch Vertrauen in Regisseur und Schauspieler. Kaufmann sagte, die Rolle des Fremden und Außenseiters fasziniere ihn: «Ich spiele sie in meinem Leben.» In der JVA in Berlin-Tegel habe er auch Theater gespielt. Er sei daher «nie ganz draußen gewesen».