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Kritik an Preistreiberei und hohen Promi-Gagen

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Den Hals nicht voll? - TV-Zugpferde wie Schmidt und Jauch kosten Millionen - Regisseur Wedel kritisiert Preistreiberei der Agenturen

Berlin (ddp). Die Fernsehsender lassen sich ihre Zugpferde etwas kosten. Ob RTL-Moderator Günther Jauch (geschätzte fünf Millionen Euro Jahresgehalt), ARD-Rückkehrer Harald Schmidt, der Medienberichten zufolge jährlich mindestens acht Millionen Euro und pro Sendung noch mehr als bei Sat.1 kassieren soll, oder Sat.1-«Bulle von Tölz», Ottfried Fischer, der «Bild» zufolge fünf Millionen kassiert: Quotengaranten halten die Hand auf. Ob sie das Geld wert sind, darüber scheiden sich die Geister.

Beim Bundesverband Deutscher Schauspieler hat man eine differenzierte Meinung: «Sicherlich gibt es einzelne, die zu viel bekommen, aber das Gagenniveau ist vollkommen unterschiedlich», sagt Sprecherin Helene Freund. Der Marktwert sei nun mal entscheidend «und da erarbeitet sich jeder die Höhe selber». Fälle wie Jauch oder Schmidt seien «Größenordnungen für sich».

«Heutzutage sind Schauspieler heilfroh, wenn sie in einer TV-Serie unterkommen, weil solche Rollen über einen längeren Zeitraum Einnahmen bedeuten», erklärt Freund. Wer kein derartiges Engagement habe, sondern nur «zwei, drei Drehtage im Monat», der versuche selbstredend höhere Tagesgagen auszuhandeln.

Starregisseur Dieter Wedel betrachtet die Entwicklung in der Branche kritisch. «Die Gagen werden immer stärker von der Quote bestimmt», sagt er im ddp-Gespräch. «Man muss aber so ehrlich sein zu sagen, dass jeder das Geld, dass ein Harald Schmidt oder Ottfried Fischer bekommt, auch nehmen würde.» Das Problem sieht Wedel vielmehr bei den Agenturen der Schauspieler. «Die treiben die Gagen noch höher und sorgen dadurch dafür, dass kein Geld mehr für Drehproben übrig bleibt.» Die Folge sei ein Qualitätsverlust beim Dreh. «Der Kameramann darf dann gerade noch Licht von vorne geben, und der Regisseur wird zum Platzanweiser für die Darsteller degradiert.»

Zum anderen gebe es in Deutschland nur wenige Schauspieler, die mit ihrem Namen viele Zuschauer anzögen: «Das sind meiner Meinung nach Mario Adorf, Ottfried Fischer, Veronica Ferres und Iris Berben. Sie sorgen durch ihre Person bereits für eine bessere Vorfinanzierung der Produktionen und werden auch entsprechend bezahlt.»

Ein anderes Ärgernis ist für Regisseur Wedel die Tagesgage. «Hierzulande werden Schauspieler immer tageweise engagiert. Auch das ist die Geschäftspolitik der Agenturen. Wenn der Dreh dann wegen schlechten Wetters oder wegen Krankheit unterbrochen werden muss, ist der Schauspieler am nächsten Tag wieder woanders, obwohl er noch am gleichen Drehort gebraucht wird.»

Viele Gebührenzahler sind mit den Promi-Gagen der Öffentlich-Rechtlichen allerdings nicht einverstanden, sagt Sönke Pencik, Betreiber des Internetportals «Rundfunkgebuehrenzahler.de»: «In der Vergangenheit sind die hohen Summen für Thomas Gottschalk beim ZDF bereits ein großes Thema gewesen.» Dabei richte sich die Kritik der Forumnutzer nicht gegen die Verdienste des Einzelnen, «sondern darum, dass die Öffentlich-Rechtlichen als Folge davon nicht mehr genügend Geld für ihr Programm zur Grundversorgung haben». Auch bezüglich Harald Schmidts Gagen «werden die Gebührenzahler nicht begeistert sein», vermutet er.

Übrigens: Es war Schmidt, der sich unlängst über das vermeintlich hohe Honorar von Volksmusik-Moderatorin Carmen Nebel lustig gemacht hatte: «Wissen die Montagsdemonstranten eigentlich, dass das ZDF 1,5 Millionen Euro für Carmen Nebel bezahlt?», hatte Schmidt geulkt. Eine Gegendarstellung folgte prompt. Denkbar scheint jedenfalls, dass Schmidt demnächst zur Abwechslung über die Gagen bei Privaten herzieht.

Peter Leveringhaus