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Leipzig: Einrichtung des Museum der bildenden Künste kann beginnen

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Ein bedeutsamer Schritt zur Fertigstellung des größten Museums-Neubaus in den ostdeutschen Bundesländern ist getan. Am 15. Juni 2004 übergab Stadtbaurat Dr. Engelbert Lütke Daldrup den Schlüssel des neuen Museums der bildenden Künste an den Kultur-Beigeordneten Dr. Georg Girardet.

Nun können die Experten um Museumsdirektor Dr. Hans-Werner Schmidt mit der Einrichtung der Sammlungen beginnen, damit das Haus am 4. Dezember eröffnet werden kann.

Der Neubau mitten im Herzen der Stadt beendet eine Zeit der Provisorien, die der Zerstörung des alten Hauses am Augustusplatz durch Bomben in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 folgte. Seit 1952 war das Museum im ehemaligen Reichsgericht untergebracht. Diese mehr als vier Jahrzehnte währende Zwischenlösung musste enden, als der Umzug des Bundesverwaltungsgerichts in das Reichsgerichtsgebäude feststand. Im November 1996 beschloss die Ratsversammlung den Neubau auf dem Sachsenplatz. Im April 1998 stimmte sie dafür, den Entwurf des jungen Berliner Architekturbüros Hufnagel-Pütz-Rafaelian zu verwirklichen, der siegreich aus einem internationalen Wettbewerb hervorgegangen war. Mutig entschieden sich die Stadträte für einen Bau, der unübersehbare Akzente in der Leipziger City setzt. Am 7. Juni 2000 wurde feierlich der Grundstein gelegt, am 30. April 2001 war Richtfest. Das 36 Meter hohe, 78,3 Meter lange und 40,6 Meter breite Gebäude bietet dem Museum hervorragende räumliche Bedingungen zur Präsentation seiner Bestände, die eine der bedeutendsten Bürgersammlungen Deutschlands darstellen. Im neuen Haus werden sie in chronologischen Etappen, aber auch in zeitlich übergreifenden Dialogen auf rund 3500 m² Ausstellungsfläche gezeigt. Weitere 1500 m² sind für wechselnde Sonderausstellungen vorgesehen. Diese werden im Untergeschoss stattfinden, wo ebenfalls eine vergleichende Auswahl der Kunst der BRD und der DDR präsentiert wird.

Im ersten Obergeschoss wird in einer Raumfolge das malerische und plastische Werk von Max Klinger präsentiert. Seine Beethoven-Skulptur nimmt dabei eine zentrale Position ein. In einer zweiten Raumfolge wird sein Monumentalwerk "Christus im Olymp" ausgestellt. Die übrigen Räume des Stockwerks bleiben wechselnden Bestandsausstellungen etwa der Graphischen Sammlung vorbehalten. Außerdem wird es in einem dritten Galeriebereich einen Max-Beckmann-Saal geben. In den sich daran anschließenden Räumen ist die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwischen Expressionismus, Neuer Sachlichkeit, abstrakter Kunst und sozialkritischer Kunst (Hans Grundig) zu sehen.

Das zweite Obergeschoss ist den Gemälden und Plastiken der Alten Meister gewidmet. In drei Raumfolgen werden die bedeutenden Sammlungsschwerpunkte zur Darstellung gebracht: die deutsche, italienische und niederländische Malerei und Plastik des 15. und 16. Jahrhunderts, die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts sowie die italienische, französische, spanische und deutsche Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Im dritten Obergeschoss wird die Malerei und Plastik des 19. und 21. Jahrhunderts zu sehen sein. Besondere Aufmerksamkeit wird die Privatsammlung Bühler-Brockhaus mit Malerei der Schule von Barbizon auf sich ziehen, die das Museum als Schenkung erhält und die im Neubau erstmals komplett gezeigt wird. Die groß dimensionierten Höfe des neuen Gebäudes geben mit ihren 2500 m² Fläche Raum für installative Eingriffe.

Ein Bau von der architektonischen Qualität und der Größenordnung des neuen Museums der bildenden Künste war für alle Beteiligten ein Wagnis. Bei der Umsetzung des höchst anspruchsvollen Entwurfs war nicht im Vornhinein vollständig bestimmbar, wie die technischen und zeitlichen Abläufe und damit auch die Kosten sich entwickeln würden. Firmeninsolvenzen und Qualitätsprobleme im Stahlbau-Bereich sowie technologische Schwierigkeiten bei der Herstellung des Glases für die Vorhangfassade führten zu Bauverzug, so dass das Haus zwei Jahre später als ursprünglich vorgesehen seine Pforten öffnen wird. Die Fassade wird voraussichtlich bis zur Eröffnung im Dezember montiert sein. Der Bau kostet insgesamt rund 73,5 Millionen Euro. Daran beteiligen sich der Bund und der Freistaat Sachsen jeweils mit rund 15 Millionen Euro.

In diesen Tagen beginnt mit dem Umzug der Büros, der Werkstätten und der rund 60 000 Bände umfassenden kunstwissenschaftlichen Bibliothek für das Museum der bildenden Künste die Einrichtung im neuen Domizil. Ab Mitte Juli folgt der Transport der Kunstwerke ? 3500 Gemälde, rund 1000 Skulpturen und rund 60 000 Zeichnungen und graphische Blätter -, der Ende August abgeschlossen sein wird. In den verbleibenden 12 Wochen bis zur Eröffnung wird die Präsentation in den vier Geschossen des Neubaus eingerichtet. Und ab 4. Dezember 2004 sind dann die Sammlungen des Museums der bildenden Künste erstmals seit 60 Jahren wieder im eigenen Haus und unter adäquaten Bedingungen zu sehen.

Ab 5. Juli gilt die neue Adresse:
Museum der bildenden Künste Leipzig
Katharinenstraße 10
04109 Leipzig
Tel. (0341) 216 999-14
Fax (0341) 216 999-99