Hauptrubrik
Banner Full-Size

Moers-Festival 2008

Publikationsdatum
Body

Globale Vielfalt schließt niederrheinisches Lokalkolorit nicht aus. John Zorn, Cecil Taylor und Terje Rypdal beim Moers-Festival - Von Stefan Pieper

„Je älter Cecil Taylor wird, desto mehr bringt er seine Improvisationen auf den Punkt“ – so zumindest ist der Eindruck, den Rainer Michalke vom aktuellen Klavierspiel des bereits 79-jährigen amerikanischen Tastenakrobaten gewinnen konnte. Nicht ohne Stolz präsentierte der künstlerischer Leiter des Moers-Festivals diesen Pionier des freien Jazz als einen der „Topacts“ zu Pfingsten.
Taylor wird am Pfingstmontag im Duo mit dem Schlagzeuger Tony Oxley zu erleben sein. Als weitere, wenn auch viel jüngere, stilbildende Legende der musikalischen Avantgarde kommt der New Yorker Saxofonist John Zorn zu einem Soloauftritt nach Moers. Alles ist exklusiv für dieses Ereignis gebucht, betonte Rainer Michalke bei der heiß ersehnten Bekanntgabe des Programms auf der Pressekonferenz, denn nur so funktionieren die vielfältigen Entdeckungsreisen während der vier Tage und Nächte auf insgesamt 22 Konzerten zuzüglich Vormittagsprojekten, Sessions, Konzerten im Dunkeln und Dancefloor-Partys.
Im Festivalzelt dominiert das improvisierte Element in weiter, globaler Vielfalt! Da bereichert der äthiopische Perkussions-Star Mulatu Astatke mit seiner Kunst das groß besetzte Either Orchestra aus den USA. Wie produktiv der hohe Norden, aber auch die östlicheren Gefilde sind, will das estnische „Free Talinn Trio“ zeigen. Unter dem Namen „Tuktunak“ versprechen zwei junge spanische Zwillingsschwestern eine Live-Performance auf archaischen Instrumenten namens „Txalaoparta“. Wer einmal die kreative Moerser Luft schnupperte, kommt gerne immer wieder und das gilt vor allem für viele Künstler: Etwa für die Norwegerin Sidsel Endresen, die zu Pfingsten ihre Stimmakrobatik einmal mehr in den Kontext elektronischer Klänge stellen wird. Überhaupt nicht leise ist die norwegische Band „Supersilent“ mit ihrer aufregenden Melange aus abgefahrenem Spacerock und radikalen, spontanen Klangexperimenten. Dieses Quartett hat zum Festival-Abschluss den legendären Gitarristen und Klangforscher Terje Rypdal als neuen Wunschpartner in seinen Reihen.

Rainer Michalke will die Kulturlandschaft auch über die Moerser Zeltstadt hinaus beständig weiter entwickeln – mit vielseitigen Initiativen bis hin zu Schulprojekten zur Sensibilisierung junger Menschen für die improvisierte Musik, außerdem mit der Kunststiftung NRW als weiterem, neuem Förderer. Aktuell hat er als „Improviser in Residence“ die Kölner Saxofonistin und Komponistin Angelika Nescier etabliert, die über das ganze Jahr mit Konzerten und Projekten präsent ist. Auf dem Festival spielt sie in einer Jazzformation, und bei dieser rückt ganz stark das niederrheinische Lokalkolorit in den Fokus: mit einer Hommage an den Dichter und Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch.

Der Vorverkauf läuft. Infos unter http://www.moers.de/festival


Musikgenre