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«Songwriters Relay»: Ein Podium für Newcomer

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Songwriter-Zirkel - Intime Plattform für Liedermacher in Berlin - Wachsendes Publikum goutiert Auftritte abseits der Massen

Berlin (ddp). Es ist voll in der Berliner Kneipe am Rande des Szenebezirks Prenzlauer Berg. «Yones» alias Karsten Dirk Gloger (35) hat zum «Songwriters Relay» eingeladen. Bei diesen Konzerten lösen sich jeweils etwa drei Liedermacher aus aller Welt mit ihren Songs wie beim Staffellaufen ab. Vor einem Jahr aus Mangel an guten Auftritten für aufstrebende Künstler ins Leben gerufen, präsentiert Gastgeber Gloger einmal monatlich junge Kollegen, die in seinen Augen das Zeug zum Star haben.

«Ich wollte einen Ort, wo tolle Leute spielen können, ein Publikum, das zuhört und eine Atmosphäre, die einen schönen Abend verspricht», sagt Gloger, der auch selbst den einen oder anderen Song beisteuert. Das sehr individuelle Konzept des Songwriter-Zirkels scheint Schule zu machen. Abseits von «Deutschland sucht den Superstar» und des Massenmarketings der Musikindustrie treffen sich derzeit vier Songwriter-Zirkel in der Bundeshauptstadt.

Als erster etablierte der in den 70er Jahren nach Berlin gekommene Amerikaner Tom Cunningham vor fünf Jahren die «Songwriters in the Round». Eine solche Runde hatte er auf seinen Tourneen in Nashville/Tennessee kennengelernt, wo sich Liedermacher seit Mitte der 80er Jahre im legendären Café Bluebird treffen. Inzwischen erobert «Songwriters in the Round» auch München, Hamburg und selbst das kleine brandenburgische Templin.

Gloger orientierte sich an Cunninghams Konzept. Ihm geht es allerdings vor allem um junge Musiker, die vor dem Durchbruch stehen. Bei Henry Reyels (27) könnte es bald so weit sein. Nachdem er CDs bislang selbst zu Hause produzierte und bei einem kleinen Independent Label veröffentlichte, steht jetzt eine richtige Studioaufnahme mit seiner Band ins Haus.

Der gelernte Geigenbauer tritt gegen Mitternacht auf. Viele sind an diesem Abend gekommen, um die temperamentvolle Australierin Kat Frankie zu hören. In Songs wie »Fake« träumt sie davon, anderswo, in Berlin, Stockholm oder Brüssel geboren zu sein. Gerade bei Gästen wie der Australierin wird deutlich, wie sehr jeder Liedermacher mit Song und Stimme eine eigene Welt offenbart.

Auch Popkomm-Manager Dirk Schade bestätigt das: »Die Sehnsucht nach authentischen und fühlbaren Songs und Darbietungen erreicht einen neuen Höhepunkt. Technologien beginnen, die Fantasie und den Bedarf der Menschen mit ihren unendlichen Möglichkeiten zu überfordern.«

Nicht jeder Auftritt in den Songwriter-Runden ist indes perfekt. Vor allem die «Überraschungsgäste», die mit ihrem Song auf dieser Plattform manchmal den ersten Auftritt probieren, ernten mitunter Pfiffe und Gejohle. Doch das trübt die Stimmung nicht. Die gemischte Runde wird sicher weiter Schule machen.

Anne Przybyla

http://www.tomcunningham.de
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