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Kulturweltspiegel, Kulturreport, "Titel, Thesen, Temperamente" - die großen Kulturmagazine werden auf schlechtere Sendeplätze verschoben. Kultur nur noch als Nischenprogramm? Brauchen wir zukünftig eine Quote für Kultursendungen? Diese Fragen stellt man sich auf den Tutzinger Medientagen am 29./30. März 2004.
Über den Status von Kultur im Fernsehen wird derzeit grundlegend nachgedacht, nicht zuletzt medienpolitisch. Zwar scheint der radikale Vorschlag von drei Ministerpräsidenten, die Spartensender ARTE und 3sat zusammenzulegen, vom Tisch zu sein. Doch steht mit der heftigen Debatte über die Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch die inhaltliche Ausrichtung der Programmangebote von ARD und ZDF auf dem Prüfstand. Natürlich geht es auch um die Finanzierung. Wofür bekommen die Sender die Gebühren, was können sie dafür leisten und welches sind die Programmziele? Welchen Stellenwert hat dabei die Kultur im Spannungsverhältnis von Qualität und Quote?Unbestritten hat der Quotendruck zugenommen, auch auf die Kultursendungen. Mit deutlichen Worten hat daher Kulturstaatsministerin Christina Weiss sowohl die ARD als auch das ZDF aufgefordert, ihr Kulturangebot zu erweitern und zu vertiefen: Sie wünscht sich sogar eine ?Quote für Kultur? in den Fernsehnachrichten und mahnt damit an, den Grundversorgungsauftrag für Bildung und Kultur zu erfüllen.
Aus all diesen Befunden lässt sich die Frage ableiten: Wie viel und welche Kultur muss das Fernsehen an welcher Stelle bieten? Wenn Fernsehen im Ganzen als Kultur zu verstehen ist, stellt sich die Frage, wie es diesem Anspruch gerecht wird. Also: An welchen kulturellen Inhalten und Präsentationsformen ist das Fernsehen interessiert? Was gibt es neben den klassischen Sendungen wie "aspekte", "titel, thesen, temperamente", "Kulturweltspiegel" und diversen anderen Kultursendungen noch an Kultur im Fernsehen? Kommt das Fernsehen seinem Kulturauftrag fast nur in den Dritten und den Spartensendern nach? Muss Kultur hinter Boulevardisierung, Popularisierung oder Infotainment zurücktreten, setzen Kultursendungen selbst auf Populäres? Ist die kulturelle Vielfalt gefährdet? Und, nicht zu vergessen, was bieten die privaten Sender? Dies alles sind Grundfragen zur Fernseh-Kultur.
Claudia Cippitelli
Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik
Dr. Axel Schwanebeck
Dr. Friedemann Greiner
Evangelische Akademie Tutzing
Mehr Informationen: http://www.ev-akademie-tutzing.de