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Vermögen des Kunstsammlers Rau wird von Nachlasspfleger verwaltet

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Zur Sicherung des Vermögens des Stuttgarter Kunstsammlers Gustav Rau wird ein Nachlasspfleger treuhänderisch eingesetzt. Nach dieser am Dienstag bekannt gegebenen rechtskräftigen Entscheidung des Oberlandesgerichts Karlsruhe kann das Kinderhilfswerk Unicef nun vorerst keine Kunstwerke aus Raus Vermächtnis verkaufen.

Karlsruhe (ddp-bwb). Der Arzt, der 2002 im Alter von 79 Jahren ledig und kinderlos gestorben war, hinterließ eine bedeutende Kunstsammlung im Wert von mehreren 100 Millionen Euro und Stiftungen in der Schweiz und Liechtenstein. In den letzten Jahren vor seinem Tod hatte er darüber verschiedene Verfügungen getroffen. Zuletzt hatte er 1999 der Unicef-Stiftung in Köln seine Kunstsammlung vermacht. Ob er dabei noch geschäftsfähig war, ist unklar, da er an einer schweren Nervenkrankheit litt.

Nachdem ein möglicher Erbe eine Nachlasspflegschaft beantragt hatte, hatten dagegen zwei weitere Beteiligte Beschwerde eingelegt. Es handelt sich um eine langjährige Vertraute des Toten, der er Generalvollmacht erteilt hatte, und um eine als Erbin in Betracht kommende Stiftung. Das Landgericht Konstanz hatte darauf zunächst die Pflegschaft aufgehoben. Gegen zwei Vertraute Raus ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des Verdachts der Untreue. Sie sollen eigenmächtig Kunstwerke aus Raus Sammlung bereits verkauft haben.

Das Oberlandesgericht bestätigte jetzt die Einsetzung des Treuhänders. Nach Ansicht des Senats ist wegen zahlreicher voneinander abweichender ärztlicher Gutachten ungeklärt, ob und gegebenenfalls welche der Testamente von Rau wirksam seien. Deshalb müsse die Verwaltung des Erbes von einer neutralen, keinen Interessenskonflikten ausgesetzten Persönlichkeit kontrolliert werden.

Zur Kunstsammlung Rau zählen unter anderem Gemälde und Skulpturen von El Greco, August Renoir, Edgar Degas, Paul Cezanne, Claude Monet, Max Liebermann und Edward Munch. Es soll sich insgesamt um 743 Objekte handeln, die zum großen Teil der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Einzelne Werke wurden 2000 erstmals in Paris gezeigt.