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Bessonnitsa

Untertitel
Neue CD mit der Sopranistin Maacha Deubner
Publikationsdatum
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„O könnt mein Mund es endlich finden Und dies erste Schweigen sein, Den einen Ton, kristallen, singen Und von Geburt noch immer – rein. Ossip Mandelstam

Die Sopranistin Maacha Deubner hat diese CD  Elena Firsova gewidmet, der genialen russischen Komponistin mit der sie seit Jahrzehnten zusammenarbeitet. Elena Olegovna Firsova wurde 1950 in Leningrad geboren, erhielt ihre Ausbildung zunächst am Moskauer Konservatorium, arbeitete ab 1975 mit Edison Denisov sowie mit dem Webern-Schüler Phillip Herschkowitz. Eine große Rolle in ihrem Schaffen spielt die Poesie von Ossip Mandelstam(1891–1938) dem wichtigsten russischen Lyriker des 20. Jahrhunderts, der nach Verbannung und Arbeitslager sterben musste. Und so ist dieses Album gleichzeitig dem Poeten Mandelstam gewidmet, über dessen Lyrik Elena Firsova schreibt: „Had I been a poet, his is the poetry I would like to have written.“ Neben Firsova finden sich auch Werke von Freunden, Vorbildern und Lehrern auf der CD – Sofia Gubaidulina, Edison Denisov und Valentin Silvestrov. Maacha Deubner erhielt ihre Ausbildung bei Judith Beckmann in Hamburg und hat sich als Interpretin zeitgenössischer  Musik durch zahlreiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen bekannt gemacht. Mit den Dirigenten Vladimir Jurowski, Vladimir Ashkenazy, Michael Gielen, Kurt Masur, Valery Gergiev und Andres Mustonen arbeitete sie in Konzerten mit dem Gewandhausorchester Leipzig,  dem Rundfunksinfonie-Orchester Berlin, dem Philadelphia Orchestra und vielen weiteren. Zahlreiche Einladungen zu internationalen Festivals bestätigen ihre sängerische Qualität. In den Aufnahmen kommen weitere Spezialisten Neuer Musik zu Gehör: die Pianistin Katia Tchemberdji, die Violoncellistin Ehrengard von Gemmingen sowie das KAPmodern-Ensemble der Kammerakademie Potsdam.

Beeindruckend sind hier nicht nur die dialogisch konzipierten Kompositionen zwischen Stimme und Soloinstrument, wie op. 145 „Tristia II“, ein Auftragswerk der Sängerin, in dem Texte aus Mandelstams letztem Gedichtband vertont werden, in dem er seine Empfindungen und Gedanken der letzten schlaflosen Nacht vor dem Transport in die Verbannung schildert. Hervorragend  sind auch die jüngsten Werke von Elena Firsova, „Towards the starlight“ op. 173  mit faszinierenden Streicherpassagen des KAPmodern-Ensembles  nach den frühen Gedichten Mandelstams, sowie  „On the Path to Winter“ op.180 für Klavier solo, in dem Klang zu Sprache wird.

In Sofia Gubaidulinas Werk „Brief an die Dichterin Rimma Dalos“ kann Maacha Deubner im Solo die ungemeine Flexibilität ihrer Stimme grandios präsentieren, im anschließenden Duo mit dem Solocello entwickelt sich ein schlüssiger Dialog  beider Klang­ebenen. Der Komponist Edison Denisov (1929–1996) gibt sich  in den vier kurzen Liedern mit Klavier „At the turning point“ als sicherer Dramaturg des poetischen Gehalts.

Valentin Silvestrov lässt bei der Vertonung von „Bessonnitsa“ teils spätromantische Pianopassagen hören: „Schlaflosigkeit. Homer. Gespannte Segel. Das Schiffsverzeichnis las ich – bis zur Mitte kaum: Dies Nestvoll Kraniche, der Zug der jungen Vögel , der erhob einst über Hellas Raum.“ (aus: Der Stein von Mandelstam)

Die Pianistin Katia Tchemberdji zeigt sich hier als perfekte Begleiterin. Insgesamt eine gut konzipierte CD mit ausgezeichneten Musikern und eine gelungene Würdigung der Komponistin Elena Firsova.
 

CD-Tipp
Bessonnitsa Insomnia – ein Mandelstam Album, erschienen im Label
Genuin (GEN 21741) LC 12029

 

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