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Gordon Kampe. Foto: Hufner
Gordon Kampe. Foto: Hufner
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Geschenke

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Cluster 2020/04 - Gordon Kampe
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Als ich noch Organist war, gar nicht so lang her, beschwerten sich insbesondere Hochzeitsgesellschaften darüber, dass Zusatzwünsche extra zu bezahlen sind. Drei Choräle, Einzug und Auszug: das ist inklusive. Ein Ave Maria – es will ja „geprobt“ werden – kostet ein paar Taler. Alle Kolleginnen und Kollegen kennen die folgenden Standardfloskeln: von „Hobby zum Beruf gemacht“, über „dauert doch nur drei Minuten“ bis „was machen sie tagsüber?“. Musik ist meine Arbeit. Und Arbeit wird, sollte nicht übermorgen Revolution sein, bezahlt.

Basta. Und gelegentlich, wenn ich es will, spiele ich ein Benefiz-Konzert oder orgele gratis. Und nun fürchte ich, dass ich recht bald erst geköpft und dann gehangen werde – denn ich bin ein bisschen undankbar. Eigentlich freue ich mich riesig über kleine Geschenke. Aber nicht immer: In der gegenwärtigen Corona-Krise ist es schön, menschlich, tröstlich und großartig, wenn Menschen mit Musik – etwa live-getwitterte Konzerte aus dem Wohnzimmer von Klassikstars oder einem gratis Zugang zu digitalen Konzerthallen – beschenkt werden. Eine schöne Geste.

Damit die Geste eine außergewöhnliche in besonderen Zeiten bleibt, habe ich einen zarten Wunsch: Bedenkt die Dosierung, verschenkt Euch nicht zu sehr. Sich zu verschenken, muss man sich nämlich leisten können – und das kann leider nicht jeder, der es gerne würde. Während der eine an der Geschenkverpackung feilt, kämpft die andere gerade um ihre Existenz. – Trotzdem: „Thank you for the music“ und seid nicht böse mit mir. Ich bin ein Fan.
 

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