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Komponieren im Dialog – der Arbeitskreis Tonsatz

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Vorstellen von neuen Kompositionen in kurzweilig anmutender Musizierstunde
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Vor vier Jahren hat der Musiktheoretiker Ulrich Roscher in Hannover einen Arbeitskreis Tonsatz für interessierte Musiker gegründet. Ziel der von ihm geleiteten jeweils einmal im Monat stattfindenden Arbeitskreissitzungen ist das Vorstellen bestimmter Kompositionstechniken beziehungsweise satztechnischer Details sowie das Formulieren dazu passender Gestaltungs- beziehungsweise Kompositionsaufgaben.

Die so entstandenen, zum Teil fragmentarischen Musikstücke werden im Rahmen der Arbeitskreissitzungen vorgespielt und im gemeinsamen Gespräch weiterentwickelt. In den vergangenen Jahren gab es ein breites Spektrum verschiedener Schwerpunktthemen, die jeweils etwa ein halbes Jahr lang behandelt wurden. Dazu gehörten unter anderem: Merkmale klassischer Melodiebildung oder poppiger Schlagzeuggrooves; Kompositionsprinzipien wie Zentralklangtechnik nach Skrjabin oder Kompositionstechniken in verschiedenen Stilen wie etwa bei der Minimal music oder bei Präludien aus der Barockzeit. Ausgehend von diesen Tonsatzübungen, aber auch darüber hinausgehend, sind bei einigen Teilnehmer/-innen im Lauf der Zeit vollständige Kompositionen entstanden, die im November 2015 im Rahmen einer Musizierstunde im Gemeindesaal der Pauluskirche in Hannover vorgestellt wurden.

Das Programm war sehr vielseitig: Traditioneller Gesang, das instrumentale Spiel auf dem Klavier, auf der Kirchenorgel sowie auf einer bolivianischen Quena-Flöte korrespondierten mit vorweihnachtlichem Wohlklang, schroffen Dissonanzen, experimentellen Zwölftonspielen und ungewohnten Geräuschen. Es waren sowohl solistische Kompositionen für Klavier von Stephan Pfannkuchen („Niklas Song“; „Grimasse“; „Spannungen“) und Jörn Eichler („Zentralklangprélude 1 und 2“; „Melancholische Arpeggien“) sowie für Orgel von Ulrich Roscher (Choralvorspiel „So nimm denn meine Hände“), Stephan Pfannkuchen (Orgelchoral „Nun lob, mein Seel, den Herren“) und Jörn Eichler (Motettischer Satz: „Nun lob, mein Seel, den Herren“) als auch Kompositionen für gemischtes Ensemble zu hören, wie zum Beispiel der Zyklus „Dorthin - fünf musikalische Situationen“ für Sing- und Sprechstimme, Singstimme und Klavier, Flöte beziehungsweise drei Flaschen von Holger Kirleis, „Make Five“ von Ulrich Roscher für Flöte und Klavier oder auch „Aymaya“ für Quena-Flöte und Klavier von Raul Beltran. Selbst für gemischten Chor gab es verschiedene vierstimmige Sätze, so z.B. den vierstimmigen Kanon „Ich stehe in Waldesschatten“ von Helge Martensen oder eine vierstimmige Fassung von „Leise rieselt der Schnee“ von Karin Martensen. Insgesamt also ein breit gefächertes Spektrum von unterschiedlichen musikalischen Ausdrucksebenen.

Das vielseitige, immer kurzweilig anmutende Programm dieser Musizierstunde hat äußerst eindrucksvoll aufgezeigt, dass sich der fachliche Austausch innerhalb des Arbeitskreises sehr produktiv ausgewirkt hat. Das gemeinsame Suchen nach kompositorischen Lösungen und der ständige Dialog innerhalb der Gruppe führen zu den individuellen Erfolgserlebnissen beim Komponieren. Ein sehr nachahmenswertes Projekt!

Der nächste Termin des Arbeitskreises ist am Donnerstag, dem 10. März 2016, im Gemeindehaus der Pauluskirche in Hannover, Meterstr. 37. Ein Kontakt kann über den Leiter des Arbeitskreises Ulrich Roscher (Festnetz: 0511/9805794) hergestellt werden.

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