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Litauen und Amerika: das geht gut

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Chorleiter-Forum mit Referenten aus den USA und Litauen
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Zusammen mit dem Deutschen Centrum für Chormusik hat der Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ) das Chorleiter-Forum etabliert, dass verbandsoffen versucht, Chorleiter aus der Bundesrepublik und darüber hinaus zusammenzuführen, zum gegenseitigen Kennenlernen, zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch und zum gemeinsamen Arbeiten im europaweit einmaligen Centrum für Chormusik.

Über 100 Chorleiterinnen und Chorleiter waren bereits zum elften Mal vom 21. bis zum 23. Januar in Limburg, um neue internationale Chorliteratur kennen zu lernen. Dabei hatten die Veranstalter den Bogen besonders weit gespannt. Zum einen hatten sie Stan Engebretson aus den USA eingeladen, und zum anderen Vytautas Miskinis aus Litauen, Professor für Chorleitung in Vilnius. Walter Vorwerk hat im Auftrag von DeutschlandRadio Berlin diese Veranstaltung schon mehrfach beobachtet und darüber berichtet. Auch diesmal kam er mit den Protagonisten und Teilnehmern ins Gespräch:

Stan Engebretson ist ganz bei der Sache und die Chorleiterinnen und Chorleiter im Auditorium nehmen all seine Hinweise interessiert auf. Sie wissen, vor ihnen steht ein Musiker, der an der Mason-Universität von Washington D.C. nicht nur Chorleiter ausbildet, sondern selbst fünf Chöre leitet, davon drei Jazz-Chöre. Von dem Mann kann man also eine Menge lernen.

Und auch er selbst ist vom Chorleiter-Forum begeistert: „Ich mag diese deutschen Chorleiter hier, weil ihre Ausbildung wunderbar ist und weil sie in der Lage sind, sehr unterschiedliche Musik prima vista problemlos aufzufassen. Das ist ein erstaunliches Niveau. Und dann lernen sie begierig, was wir ihnen hier anbieten – Musik vom Baltikum, Musik aus Amerika, von Skandinavien und so weiter. Das ist wirklich beachtlich, wenn ein Land so ein Ausbildungsniveau vorweisen kann. Für einen Kulturaustausch ist das der beste Platz der Welt. Und so verstehen wir uns mittels der universellen Sprache, der Musik.“

Diese Verbindung zwischen den USA und Deutschland klappt vorzüglich: „Immer wenn ich nach Deutschland komme, gewinne ich fünf neue Freunde. Seit vielen Jahren haben wir einen amerikanisch-deutschen Choraustausch. Und so sind seit den 80er-Jahren 24 deutsche Chöre zu uns und 24 amerikanische Chöre nach Deutschland gekommen. Es haben sich viele schöne Freundschaften gebildet, die 20 Jahre später auch noch halten. Zwei-drei Mal im Jahr komme ich nach Deutschland, um Konzerte zu geben. Der Choraustausch ist in der Tat enorm wichtig, weil wir damit auch die neue Generation einbeziehen können und es neue Freunde gibt.“

Der zweite Referent beim Chorleiterforum kam aus der litauischen Hauptstadt Vilnius. Vytautas Miskinis unterrichtet nicht nur Chorleitung an der dortigen Musikakademie, sondern ist außerdem künstlerischer Leiter des Knaben – und Männerchores „Azuoliukas“. Das kompositorische Œuvre des 50-Jährigen umfasst bereits über 600 Werke, darunter 15 Messen und viele andere Vokal- und Instrumentalwerke. Seine Musik ist völlig verschieden von der, die Stan Engebretson aus Amerika vorgestellt hat, trotzdem spürt man während des Wochenendes, dass sich der Amerikaner und der Litauer gut verstehen.

Miskinis antwortet Walter Vorwerk von DeutschlandRadio: „Ja, ich kenne ihn sehr gut, weil er mein Kollege beim Festival Europa Cantat in Nevers in Frankreich war. Stan hat für mich bei unserer Aufführung der „Chichester Psalms“ von Leonard Bernstein die Orgel gespielt. Das war mein Workshop beim Festival. Und seitdem sind wir sehr gute Freunde. Ich war mit meinem Chor in den USA und wir haben gemeinsam mit seinem Chor in Washington die „Psalms“ gesungen. Ich mag ihn sehr und er ist ein sehr guter Musiker.“

Während des Workshops von Stan Engebretson konnte man beobachten, dass sich Vytautas Miškinis viele Notizen machte: „Ich bin nicht nur Lehrer meiner Studenten, ich lerne auch jeden Tag von meinen Kollegen. Und Stan ist, wie ich schon sagte, ein sehr guter Musiker und von ihm kann man eine Menge lernen. Wenn du Lehrer bist und wenn du etwas lehren willst, dann musst du dich bilden. Und ich lasse da keine Gelegenheit aus, zu hören und zu sehen, wie es meine berühmten Kollegen machen. Das ist für mich hier auch eine Lektion.“

Aber auch die Teilnehmer waren von den beiden Workshops begeistert und haben viel gelernt.
Prof. Kurt Suttner, der mit seinem via-nova-Chor einen Schwerpunkt in der Erarbeitung neuer Chorliteratur gelegt hat, betont die Wichtigkeit der Begegnung, der unmittelbaren Begegnung, mit neuer Musik. Die Teilnehmer sehen die Chance direkt vom Komponisten zu hören, wie er seine Musik interpretiert, als sehr wertvoll an und freuen sich damit die neuen Erfahrungen an ihre Chöre weiter zugeben. Denn der unmittelbare Zugang zu Neuer, zeitgenössischer Chormusik ist sehr wertvoll für die qualifizierte Chorarbeit, sei es mit einem Kinderchor, einem Laienchor oder einem (semi)professionellen Ensemble.

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