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Nachrichten 2012/11

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Freie Auswahl: Festival der pgnm Bremen +++ Tradition im Wandel: Merseburger Verlag feiert 175-jähriges Jubiläum +++ Privatmusikschulen feiern Verbandsjubiläum +++ Gründerzeit für neue Netzwerke +++ Keine Umsatzsteuer für private Musikschulen +++ Zweite Denkfabrik des „netzwerks junge ohren“

Freie Auswahl: Festival der pgnm Bremen 

Zum 17. Mal veranstaltet die projektgruppe neue musik (pgnm) Bremen vom 16. bis 18. November ihr international renommiertes Festival. Unter dem Titel „Freie Auswahl“ werden fünf Konzerte, Vorträge und Podiumsdiskussionen in der Hochschule für Künste, dem Sendesaal Bremen, dem Güterbahnhof und dem KUBO angeboten. 

Das diesjährige Festival stellt Stücke vor, die auf vielfältigen Klangrecherchen, Klangexperimenten und Klang­organisationsmodellen basieren. Da im gegenwärtigen Komponieren eine starke Tendenz zur Arbeit mit konkreten Materialien festgestellt werden kann, soll mit den Stücken des Festivals die Frage gestellt werden, ob von den Künstlern eine größere Nähe zur Wirklichkeit und zum Leben gesucht wird, ob die alte Dichotomie von Kunst und Leben erneut infrage gestellt wird. In diesem Sinne ist eines der großen Stücke des Fes­tivals zu verstehen: „Falsche Freizeit“ – vier ehemalige Arbeiter elektronischer Arbeitsplätze gehen erneut ihrer Arbeit nach, akustisch und visuell erfasst vom Komponisten Hannes Seidl und Videokünstler Daniel Kötter. Nicht zuletzt gibt es eine Uraufführung einer von der pgnm in Auftrag gegebenen Komposition des mexikanischen Komponisten Julio Estrada. 

Darüber hinaus werden auch Werke gespielt, die stärker mit der Tradition der Avantgarde spielen, die Klangfarbe, Bewegung und Räumlichkeit ausreizen. Dazu zählen die Klang­erfindungen des Italieners Giorgio Netti mit seinem Streichquartett. Schließlich realisiert der Pianist Sebastian Berweck „Variations V“ von John Cage.

Für die theoretischen Podien und Diskussionen mit dem Publikum sind neben den Komponisten die Musikwissenschaftler Michael Rebhahn und Björn Gottstein eingeladen. 

Karten und Informationen unter Tel. 0421/33 99 350, Mail info [at] pgnm.de (info[at]pgnm[dot]de) und im Internet unter: www.pgnm.de

Tradition im Wandel: Merseburger Verlag feiert 175-jähriges Jubiläum

Der Kirchenmusikverlag Merseburger feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Jubiläum und zählt so zu den ältesten Kirchenmusikverlagen der Welt. Er  ist bekannt dafür, dass er neben einem großen Notenprogramm mit stets spielbaren Noten für Kirchenmusik auch ein breit angelegtes Buchprogramm verlegt. Mittlerweile wurde er nach Kassel verlegt und produziert nun, zu Zeiten, wo die Kirchen immer mehr Mitglieder verlieren, auch Editionen mit zeitgenössischer, weltlicher Musik für verschiedene Besetzungen und Gesamteditionen, wie die Geschäftsführerin Renate Matthei berichtet.

Trotzdem ließ die Jubiläumsfeier deutlich erkennen, dass der Fokus des Verlags noch immer auf der Kirchenmusik liegt. Zu diesem Anlass wurde in Kassel ein 175-minütiges Konzert gegeben, indem die musikalischen Schätze Merseburgers zu hören waren. Die 150 geladenen Gäste waren begeistert von den Stücken, die besonders den Wandel in der Musik Merseburgers erkennen ließen.

Anfangs  spielte der Kasseler Organist Martin Wenning eine Auswahl von Chorälen aus einem der ersten gedruckten Notenbücher des Verlages, dem Evangelischen Choralbuch von Ernst Julius Hentschel mit dem Titel „Wie schön leuchtet der Morgenstern“. Es gab aber auch Moderneres zu hören: Zu den Höhepunkten des Konzertes gehörten die beiden Auftritte des luxemburgischen Chores Les Amis du Chant, der in deutscher Uraufführung zwei Messen des luxemburgischen Komponisten Laurent Menager präsentierte.

Merseburger hat so eine ganz besondere Leistung vollbracht, nicht nur ein grandioses Jubiläumskonzert, der Verlag hat es geschafft, trotz der langen Zeit seines Bestehens in seiner Entwicklung nicht stehen zu bleiben und dennoch die alten Traditionen zu bewahren. So bleibt ihm nur noch zu wünschen, dass er mit diesen Werten noch viel länger bestehen möge.[Sabine Eckmüller]

Privatmusikschulen feiern Verbandsjubiläum

Mit einem Festakt im Hamme Forum Ritterhude haben die Musikschule Ridder ihr 25-jähriges und der „Bundesverband deutscher Privatmusikschulen e.V.“ sein 15-jähriges Bestehen gefeiert. In ihrer Ansprache würdigte Astrid Bernicke, Musikreferentin im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Bedeutung privater Musikschulen. Diese seien „ein wichtiger Partner für das Land Niedersachsen“ und trügen „ganz wesentlich dazu bei, dass ein flächendeckendes musikalisches Angebot in Niedersachsen vorhanden ist“. Musikschulleiter Eric Ridder, gleichzeitig erstr Vorsitzender des Landesverbandes Niedersächsischer Privatmusikschulen e.V. wies auf die Probleme in Zeiten der Ganztagesschule und des „Turbo-Abis“ hin: „Der Erfolg von Musikschulen wird auch in Zukunft wesentlich davon bestimmt, ob sie in der Lage sind, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.“ Das musikalische Rahmenprogramm wurde von den Jugend-musiziert-Preisträgerinnen Miriam Ötting (Querflöte) und Pauline Schubert (Musical-Gesang) sowie von „Eyevory“ (ehemalige Schülerband der Musikschule und zweimaliger Gewinner des Deutschen Rock- und Pop-Preises) und einer Lehrerband gestaltet.

Gründerzeit für neue Netzwerke

„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“ – diese Zeile aus Rainer Maria Rilkes melancholisch-resigniertem Gedicht „Herbsttag“ trifft auf die Protagonisten der Gegenwartsmusik nicht zu. Hier wird im Herbst 2012 fleißig Neues gebaut: 

In Hofheim im Taunus haben der Musikwissenschaftler Richard Klein, der Verleger Peter Mischung und der Komponist Claus-Steffen Mahnkopf das Institut für Musik und Ästhetik aus der Taufe gehoben. Selbstgestellte Aufgabe: Grundlagenforschung und Gegenwartsinterven­tion.

In Baden-Württemberg gründeten Donaueschingens Kulturamtsleiter Georg Riedmann und die Geschäftsführerin der Neuen Vocalsolisten Stuttgart das Netzwerk Neue Musik Baden-Württemberg. Es ist ein Kind der beiden Neue-Musik-Vermittlungsinitiativen Netzwerk Süd in Stuttgart und Mehrklang in Freiburg. Das Ziel ist Neue Musik als selbstverständlichen Bestandteil des Kulturlebens zu verankern und sie durch Vermittlungsmodelle im Land bekannt machen. Betrachtet man die Netzwerkarbeit der „Eltern-Initiativen“, dann scheint die Zielvorgabe realistisch zu sein.

Noch ein Netzwerk: Das von IRCAM und SACEM 2007 gegründete Netzwerk „Ulysses – a European Odyssey with young Artists for New Music hat nun ein neues, vierjähriges von der Europäischen Kommission gefördertes Projekt gestartet, das die Arbeit der unterschiedlichen Europäischen Akademien und Festivals mit jungen Komponisten und Interpreten bündelt. Aus Deutschland von Beginn an mit dabei: das Musikinstitut Darmstadt und das Hamburger Institut für Kulturelle Innovationsforschung (IkI). Neuer Partner des ULYSSES-Netzwerks ist jetzt Opus XXI, eine deutsch-französische Sommerakademie für Kammer- und Ensemblemusik des 20. und 21. Jahrhunderts. Ziel ist die Förderung und Verbreitung von zeitgenössischer Musik durch umfassende Vermittlung, sowie durch die Vergabe von Kompositions-Aufträgen an junge Komponisten. Ab 2013 wird die Akademie die europäische Perspektive sowie den Austausch zwischen Komponisten und Interpreten stärken.

Keine Umsatzsteuer für private Musikschulen

Die geplante Reform des Umsatzsteuerrechts hätte eine gravierende Verschlechterung der Situation von privaten Musikschulen bedeutet; denn private Musikschulen mit Gewinnerzielungsabsicht wären nicht mehr wie bisher von der Umsatzsteuer befreit worden. 

Aus vielen Gründen, auch da private Musikschulen in Konkurrenz zu kommunalen Musikschulen, die keine Umsatzsteuer zahlen müssen, stehen, hätten sie die Mehrkosten nicht an die Eltern ihrer Schüler weiter geben können. Die Verringerung der an sich schon geringen Einnahmen hätte für manche Musikschule das Aus bedeutet.

Der Deutsche Tonkünstlerverband (DTKV), dem über 7.500 Musiker, darunter auch viele Lehrer an privaten Musikschulen, angehören, startete deshalb im August unter der Federführung seines Justiziars Hans-Jürgen Werner, einem ausgewiesenen Spezialisten für Umsatzsteuerrecht, eine Petition an den Deutschen Bundestag. Über 94.000 Unterschriften bis zur Zeichnungsfrist führten zu einem durchschlagenden Erfolg, nicht zuletzt durch die Unterstützung des Musikinformationszentrums (miz) des Deutschen Musikrats. Die problematische Situation der Musikbildung wird nun auch von einer großen Öffentlichkeit wahrgenommen.

Die Entrüstung über die prekäre Lage der privaten Musikschulen führte dazu, dass die Bundesregierung reagierte. Wie die „Welt“ und die „Süddeutsche Zeitung“ am 20. Oktober meldeten, schrieb von Seiten des Finanzministeriums der parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk an die finanzpolitischen Sprecher von Union und FDP, dass die Bundesregierung auf die geplante Änderung im Jahressteuergesetz 2013 verzichtet. Damit müssen private Bildungseinrichtungen wie Musikschulen auch weiterhin keine Umsatzsteuer bezahlen.

Der DTKV wird weiterhin darüber wachen, dass die Situation der Musikpädagogen sich nicht verschlechtert und dringend notwendige Verbesserungen erreicht werden. [Franzpeter Messmer]

Zweite Denkfabrik des „netzwerks junge Ohren“ 

Unter dem Titel „Musik und Kommunikation. Wer verändert Gesellschaft? Finanzen oder Kultur?“ findet am 27. und 28. November in Graz eine zweite Denkfabrik statt. Sie wird vom „netzwerk junge ohren“, das sich für die gesellschaftliche Bedeutung von Musik für alle Generationen einsetzt, in Zusammenarbeit mit den „Grazer Spielstätten“ veranstaltet. An der Konzeption war unter anderem die Produzentin Andrea Thilo („Rhythm Is It!“ ) beteiligt. Moderiert wird die Veranstaltung unter anderem von Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung  und Vorstandsvorsitzender des „netzwerks junge ohren“. Die Teilnehmerzahl ist auf 32 Personen begrenzt. Anmeldungen an: michaela.hainzmann [at] spielstaetten.at (michaela[dot]hainzmann[at]spielstaetten[dot]at)

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