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Charlotte Fröhlich: HörRituale (Musikhören in den ersten Schuljahren), Fidula Verlag, 84 Seiten, incl. 3 CDs (ca. 75, 80 und 53 Min.), 34,90 Euro
Charlotte Fröhlich: HörRituale (Musikhören in den ersten Schuljahren), Fidula Verlag, 84 Seiten, incl. 3 CDs (ca. 75, 80 und 53 Min.), 34,90 Euro
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Stummfilm-Stimmungen und Hörrituale

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Neue Notenveröffentlichungen mit Jazz und Jazzperspektiven
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+++ Charlotte Fröhlich: HörRituale (Musikhören in den ersten Schuljahren), Fidula Verlag +++ Simon Foxley (Arr.): Amazing Grace (für SATB/Piano), Novello Choral Pops/Music Sales +++ Ulas Hazar: Saz (Das neue Konzept mit Tabulaturen), FingerPrint +++ Gary Dahl: Jazz Accordion Solos, MelBay, 39 Seiten (plus „online audio“) +++ Ben Model/Glenn Young/Graham Vickers: The music of the silent films (Piano solo), Wise Publications/MusicSales

Charlotte Fröhlich: HörRituale (Musikhören in den ersten Schuljahren), Fidula Verlag, 84 Seiten, incl. 3 CDs (ca. 75, 80 und 53 Min.), 34,90 Euro

Ein in vielerlei Hinsicht erweiterndes Buch: Es öffnet nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch den Blick für andere Kulturen und Klänge. Davon kann neben der musikalischen Grundhaltung neben jeder Musikrichtung auch der Jazz profitieren. In diesem Zusammenhang gibt es etwa Impulse, wie musikalische Begegnungen nonverbal beginnen oder enden können, oder wie sich musikalische Begegnungen multisensorisch ausbauen lassen. Dabei lässt sich leicht vergessen, dass dieses verblüffende Buch eigentlich für Kinder konzipiert wurde: Das Thema HörRituale ist unabhängig von Lebensalter, musikalischer Ausrichtung und Stilistik, Generationenfragen und Ländergrenzen. Und liefert dennoch spannende Anregungen von ganz unerwarteter Seite. Das Ganze ist aber kein spirituell-diffuser Einheitsbrei, sondern ganz klar strukturiert, mit Anleitungen bereits im Vorwort. 14 HörRituale werden angeboten, mit Infos zu Hintergrundwissen, Beginn, Ende, Material, Fortführungs- und Variationsmöglichkeiten. Jeder ist eingeladen, die Modelle auf den eigenen Bedarf abzuwandeln. Das erfordert Mut und Kreativität, je weiter man sich von den angebotenen Möglichkeiten entfernen möchte. Die drei begleitenden CDs sind stilistisch erfrischend breit gefächert.

Simon Foxley (Arr.): Amazing Grace (für SATB/Piano), Novello Choral Pops/Music Sales, 12 Seiten (Einzelausgabe, Format ca. DIN A5), 3,80 Euro

Amazing Grace (T/M: John Newton) erlangte Bekanntheit als englischsprachiges Kirchenlied, das in der Gospel- und Spiritual-Szene Einzug fand. Es gibt inzwischen auch zahlreiche Jazz-Interpretationen des Titels. Foxleys Arrangement für Sopran, Alt, Tenor und Bass ist mit einer leicht spielbaren Klavierbegleitung plus Akkordangaben unterlegt und eröffnet individuelle Gestaltungs- und Interpretationsmöglichkeiten. Die Liedmelodie/der Text teilt sich im Verlauf auf, wandert durch die Stimmen, während die jeweils anderen lautierend begleiten. Dieses System wird in zwei Abschnitten unterbrochen, alle Stimmen sind dann mit dem gleichen Text, jedoch unterschiedlich musikalisch gestaltet, aktiv. Effektvoll singbar ohne großen Aufwand.

Ulas Hazar: Saz (Das neue Konzept mit Tabulaturen), FingerPrint, 56 Seiten, incl. CD (ca. 11 Min.), 22,80 Euro

Autor Hazar (1977) ist sehr umtriebig, auch forschend aktiv, entwickelte eine High-Tech-Baglama aus Karbonfaser, schloss als weltweit erster mit der Baglama ein Jazz-Studium ab und gründete eine Saz-Akademie. Sein stimmig aufgebautes und gut lesbar gestaltetes Buch für Anfänger lenkt das Interesse auf die traditionsreiche Saz, laut Einleitung „eine Gruppe von Langhalslauten, die vom Balkan bis Afghanistan verbreitet sind.“ Damit bietet sich eine schöne Gelegenheit, auch das Jazz-Repertoire um ein neues Klangspektrum zu erweitern. Das Buch darf als Saz-Handbuch verstanden werden. Vor dem Spaß am praktischen Spielen steht die Beschäftigung mit wichtigen Informationen: geschichtlicher Art, Hilfestellung zum Kauf, Haltung des Instruments, vor allem Notenlehre. Bislang gibt es weder eine einheitliche Schreibweise noch eine wegweisende Lehrmethode. Notation und Tonalität zeigen Besonderheiten, die nach und nach musikalisch selbstverständlich werden. Hazars Buch verwendet nach eigener Aussage erstmals Tabulaturen, um das Lesen und Musizieren zu erleichtern. Dafür stehen zahlreiche Übungen (auch auf CD) zur Verfügung. Alle Mühe mündet zielstrebig im Spielen von konkreten Melodiestücken, die parallel auf der CD abrufbar sind. Dort wartet die nächste Überraschung: Als Bonus Tracks sind „Jingle Bells“ und „Freude, schöner Götterfunken“ eingespielt und im Heft abgedruckt. Mehr unter www.hazar.de

Gary Dahl: Jazz Accordion Solos, MelBay, 39 Seiten (plus „online audio“), ca. 17 Euro, englisch

Ganz klares Ziel dieser Ausgabe ist es, klassisch-traditionell orientierten, fortgeschrittenen Akkordeonspielern einen Zugang zu professionellen Jazz-Solos anzubieten und damit eine Lücke zu schließen. Durch die vorgestellten Stücke wird der Spieler angeregt, selbst rhythmisch zu variieren, freieres Spiel und damit Ansätze zum Improvisieren zu entwickeln. Bis auf kurze einleitende Worte über den Autor beziehungsweise als Vorwort (in englisch) enthält das Buch keine weiteren Texte. Dafür wurden Stücke vom Anfang des letzten Jahrhunderts gewählt: 1913 bis Anfang der 1920er, aus ganz pragmatisch-wirtschaftlichen Gründen (Copyrights). Auf der Seite www.melbay.com lässt sich der Buchtitel suchen, dort können die Titel außerdem heruntergeladen werden („online audio“).

Ben Model/Glenn Young/Graham Vickers: The music of the silent films (Piano solo), Wise Publications/MusicSales, 256 Seiten Großformat, Hardcover, ca. 41 Euro, englisch

50 Stücke und Arrangements für versierte Klavierspieler, ergänzt mit historischem Fotomaterial und informativen Texten rund um das Thema Stummfilm. Die Auswahl der Stücke bietet, so platt es klingen mag, Stimmungen an, die in Stummfilmen vorkommen. Das hat zur Folge, dass das Inhaltsverzeichnis eben nach Stimmungslagen (Moods) sortiert ist: Love Theme, Hurry, Fight/Excitement/Storm und vieles mehr. Die gesammelten Stücke gilt es tatsächlich nach und nach durchzuarbeiten, denn das erwünschte Ziel ist eindeutig, daraus eine Art emotionale Klangkartei zu erstellen. Dafür ist das angebotene Material hilfreich und gut sortiert. Die wirklich schwere Arbeit liegt dann aber noch vor Ihnen: aus den Fragmenten und Stimmungsbildern eine tragfähige Verklanglichung der Bilder zu formen, um damit schließlich Stummfilme individuell zu begleiten.

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