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Mittendrin im GEMEINSCHAFTserlebnis Orchester – die Teilnehmer des Jeunesses-Orchester-Camps. Foto: Theresa Awiszus
Mittendrin im GEMEINSCHAFTserlebnis Orchester – die Teilnehmer des Jeunesses-Orchester-Camps. Foto: Theresa Awiszus
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„Wir sind Jeunesses“

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Wertegemeinschaft ist für Jugendliche immer attraktiv
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Vom 27. November bis 1. Dezember kamen in Weikersheim Mitglieder der JMD aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen – das stimmungsvolle House Warming und der „Tusch“ auf die neu eröffnete TauberPhilharmonie Weikersheim, die die JMD an bis zu 120 Tagen im Jahr als Hauptmieter nutzt und zum Klingen bringt.

Das Treffen unter dem Motto „Wir sind Jeunesses“ stand ganz im Zeichen eines freundschaftlichen Miteinanders und brachte Vertreter der JM Landesverbände und der Landesjugendorchester sowie junge Musikerinnen und Musiker aus den bundesweit insgesamt 300 JMD-Orchestern und Aktive der JMD-Jugendinitiative „mu:v-Musik verbindet“ zusammen. An einem großen Jugendorchester-Camp nahmen auch Vertreter der für den Deutschen Jugendorches­terpreis nominierten Ensembles teil. Höhepunkt war am 1. Dezember das Abschlusskonzert in der TauberPhilharmonie.

Außerhalb des Gewöhnlichen

Vier Tage voller Musik, netter Leute und Begeisterung. Dazu waren Jugendliche aus allen Mitgliedsorchestern eingeladen. 80 junge Instrumentalisten aus Schwerin, Stuttgart, Regensburg, Lübeck, Münster, München, Neubrandenburg und Recklinghausen nahmen teil und erlebten, wie quasi im Zeitraffer ein Gemeinschaftsgefühl zwischen Menschen entstand, die sich am Tag zuvor überhaupt erst kennen gelernt hatten. Zu verdanken war dies Präsidiumsmitglied und Dirigent Martin Lentz, der es auf wunderbare Weise verstand, eine lockere und freundschaftliche Atmosphäre zu schaffen und die Jugendlichen motivierte, mit großer Leidenschaft und einigem Ehrgeiz innerhalb der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit ein anspruchsvolles Programm zu erarbeiteten. Mit Josephine Plath (22 J.), die die Aufgabe der Besetzung und Koordination übernommen hatte, war das Jeunesses-Orchester-Camp bereits während der Vorbereitungszeit ein Projekt, bei dem jungen Menschen die Hauptrolle und den Orchesterleiter/-innen die Ermöglicherrolle zukam. Typisch Jeunesses eben. Typisch auch, dass neben der musikalischen Probenarbeit auch  Workshops etwa zum ehrenamtlichen Engagement im Jugendorchester stattfanden. Besonders beliebt war das Auftrittstraining auf der großen Bühne der TauberPhilharmonie, angeleitet von Generalsekretär Uli Wüster. Auf dem Programm für das Abschlusskonzert standen – einer Weikersheim- und Jeunesses-Dramaturgie folgend – außergewöhnliche Werke wie „Dubron“ (Die Tauber), eine sinfonische Dichtung der jungen Komponistin Roxana Littau aus Frankfurt. Die 28-Jährige war als Teenager selbst Teilnehmerin von JMD-Kursen und mehrfache Preisträgerin des Bundeswettbewerbs Jugend komponiert – „ich war jedes Jahr hier in Weikersheim, dann habe ich noch mein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur draufgepackt, danach hat mich die Jeunesses nicht mehr losgelassen und ich habe die JMD nicht mehr losgelassen.“ Den Idealen der Jeunesses Musicales verbunden, der er zeitlebens als Persönliches Mitglied angehörte, fühlte sich auch der Komponist Mauricio Kagel, in dessen „Märschen um den Sieg zu verfehlen“ eine Militärkapelle ironisch verfremdet wird und aufgrund subtiler kompositorisch-pazifistischer „Sabotage“ mit ihrer kriegstreibenden Absicht scheitert. In Joseph Haydns Sinfonia Concertante brillierten Mitglieder des Bundesjugendorchesters in vier Solopartien. Den stimmungsvoll-fröhlichen Abschluss bildete der temperamentvolle „Danzón“ Nr. 2 des mexikanischen Komponisten Arturo Márquez.

Kreative Jugendorchester

Im Rahmen des Konzerts wurde der Deutsche Jugendorchesterpreis 2018/2019 verliehen. Teilnehmer aller nominierten Ensembles stellten in sympathischen Kurzpräsentationen die Konzertprojekte, mit denen sie sich beteiligt hatten, vor. Drei junge Ensembles wurden für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet (siehe rechts unten). Mit dem Deutschen Jugendorchesterpreis, der unter der Schirmherrschaft von Bundesjugendministerin Franziska Giffey steht und seit 1996 alle zwei Jahre stattfindet, würdigt die JMD neben der musikalischen Qualität besonders die kreative Programmgestaltung und stellt die eigenverantwortliche Umsetzung des Konzertprojekts durch die Jugendlichen in den Vordergrund. Jugendorchester aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich beteiligt. Sie punkteten bei Publikum und Jury mit der phantasievollen Umsetzung eines selbstgewählten Mottos und machten ihre Schul-Aula oder das „Kunstkraftwerk“ zum Konzertsaal. JMD-Präsident Johannes Freyer, der die Preise und Urkunden überreichte, zeigte sich beeindruckt „Ihr habt Eure Freunde, Verwandten, und auch Menschen, die zum ersten Mal im Konzert waren, berührt und begeistert. Auch für Euch selbst war die Gestaltung Eurer Projekte ein Erlebnis, das ihr nicht vergessen werdet. Genau so ist unser Preis gemeint, so ist ein Konzert unserer Meinung nach gelungen.“ Auch Jean-Marc Vogt, Vorsitzender des Gesamtvorstands der Deutschen Orchestervereinigung gratulierte den jungen „Kollegen“ zu deren großartigen Leistungen.

Weltoffene Gemeinschaft

Bereits am 30. November war ein starkes Bekenntnis zu den Idealen einer innovativen und weltoffenen Gemeinschaft engagierter junger Musikerinnen und Musiker der Rahmen für die Neuwahl des Präsidiums der Jeunesses Musicales Deutschland. Die Mitgliederversammlung bestätigte den Tübinger Johannes Freyer für weitere drei Jahre im Amt des Präsidenten. Zusammen mit ihm werden künftig Jens Bastian (Mainz), Patricia Gläfcke (Köln) und Nena Sindia Wunder (Stuttgart) die Geschäftsführung des Verbandes innehaben. Als Beisitzer wurden gewählt: Dominik Bach (Hamburg), Phia Charlotte Jensen (Frankfurt/Main), Philipp Krechlak (Mannheim), Martin Lentz (Bremen) und Karl Heinrich Wendorf (Berlin).

Das Motto „Wir sind Jeunesses“ war auch in der Mitgliederversammlung ausdrücklich einladend verstanden. So diskutierten die Teilnehmer zu dem komplexen wie spannenden Themenbereich „Diversität, Interkulturalität, Kulturelle Identifikation“. Inga Sponheuer, wissenschaftliche Mitarbeiterin für gesellschaftliche Vielfalt, berichtete von ihren Erfahrungen an der Musikschule Bochum und gab der regen Diskussion fachliche Impulse.

Begeistert von der lebendigen JMD-Gemeinschaft und den Berichten über vielfältige qualitätvolle Projektaktivitäten erklärten einige Orchestervertreter noch spontan vor Ort ihren Neu-Eintritt in die JMD. Sie hatten sich anstecken lassen von der Energie und Kraftquelle der JMD an ihrem Wirkungsort – eine Inspiration, die alle Teilnehmer des „Wir sind Jeunesses“-Wochenendes mitnahmen und die die jungen Musikerinnen und Musiker als Jeunesses-Botschafter in ihre Heimatorchester in ganz Deutschland hinein tragen werden. 

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