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Chorkonzert mit ornamentstarkem Altar im Hintergrund.

Mit Claudio Monteverdis „Marienvesper“ realisierte die Hochschule für Musik Trossingen einen Meilenstein der Kompositionsgeschichte. Chor und Solist:innen der Hochschule singen unter Mitwirkung des erweiterten  Ensembles des XVII. Jahrhunderts des Instituts für Aufführungspraxis. Foto: HfM Trossingen

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Alte Musik bleibt immer jung

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Trossinger Institut startet mit Wettbewerb in die Zukunft
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Die Hochschule für Musik Trossingen war einmal mehr Gastgeberin für viele internationale junge Musikerinnen und Musiker: Der Wettbewerb „à tre“ mit Musik für drei komponierte Stimmen fand dort zum zweiten Mal statt als inspirierender Treffpunkt für Ensembles aus vielen Ländern.

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Der Titel „à tre“ stammt ursprünglich von Prof. Dr. Nicole Schwindt und ist eine kongeniale Idee für einen Wettbewerb, denn er bezieht sich nicht auf drei Personen, sondern lediglich auf drei komponierte Stimmen. Ein weiterer Vorteil liegt in der großen Zeitspanne von 1600 bis 1840 – ein enormer Zeitraum, der an Vielfalt und Facettenreichtum im Repertoirebereich kaum zu toppen ist. Damit wurde ein System erschaffen, welches gleichzeitig flexibel, aber trotzdem vergleichbar ist. Diese Flexibilität bringt aber auch mit sich, dass ein großer „Fuhrpark“ an Tasteninstrumenten vonnöten ist und diese in verschiedenen Stimmungen und Stimmtonhöhen zur Verfügung stehen müssen. Das Trossinger Institut verfügt über mehr als 25 verschiedene Tasteninstrumente und bietet so beste Bedingungen. Es war eine logistische Meisterleistung, eine Auswahl von sechs Instrumenten dauerhaft und gut gestimmt auf der Bühne zu haben, damit sich die Teilnehmer:innen der 15 internationalen Ensembles in ihrer Kunst ausleben konnten.

Außer den drei Hauptpreisen (dotiert mit 6000 €, 4000 € und 2000 €) wurde auch ein Sonderpreis in Form eines Konzertengagements in der wundervollen Sammlung historischer Tasteninstrumente Schloss Bad Krozingen ausgerufen. Das Niveau war durchweg sehr hoch, und einige Ensembles präsentierten sich mit beeindruckenden Interpretationen vor der hochkarätig besetzten Jury bestehend aus Christine Schornsheim, Clara Blessing, Linde Brunmayr-Tutz, Teunis van der Zwaart, Werner Matzke und (dem Juryvorsitzenden) Anton Steck. Das Preisträgerkonzert wurde vom SWR mitgeschnitten. Der nächste Wettbewerb „à tre“ ist für 2027 ins Auge gefasst und soll künftig regelmäßig stattfinden.

Der Wettbewerb war ein Highlight, weitere folgen. So realisierte das Institut im Mai im Rahmen des Bodenseefestivals in Radolfzell eine große Produktion von Monteverdis „Marienvesper“ unter künstlerischer Leitung von Lorenz Duftschmid (Einstudierung Ensemble des XVII. Jahrhunderts) und Michael Alber (Choreinstudierung). Dieser Meilenstein der Kompositionsgeschichte war außerdem in der Stiftskirche Tübingen und in Stuttgart zu hören. Die Konzertreihe im „Alten Rat- und Schulhaus“ in Trossingen wird fortgesetzt, weitere Konzerte in der Region wie z. B. in der Dreifaltigkeitskirche in Spaichingen folgen. Zudem sind verschiedene internationale Kooperationen in Planung - sowohl für Kammermusik wie auch im Orchesterbereich.

Institut für Aufführungspraxis
Das Institut hat in den mehr als 30 Jahren seiner Existenz immer wieder gezeigt, dass es hervorragende Arbeit leisten und zukunftsweisende Konzepte entwickeln kann. So war die Namensänderung von „Institut für Alte Musik“ in „Institut für Aufführungspraxis“ folgerichtig: Das Musikleben hat die ihr angelegten Fesseln gesprengt und die historische Interpretationslehre des mittleren und späteren 19. Jahrhunderts in den Fokus gerückt.

Dadurch wird der Interpretationsraum um ein Vielfaches bereichert und erweitert. Die beiden Streicher (und Institutsleiter) Werner Matzke und Anton Steck sind federführend in diesem Bereich. Sie sind seit Jahrzehnten im barocken Repertoire zuhause und zudem längst sehr weit in den Bereich der Romantik vorgedrungen. Der Generationswechsel im Institut für Aufführungspraxis ist Herausforderung und Chance zugleich: Künftig sollen die Orchesterinstrumente des 17. bis ins späte 19. Jahrhundert im Mittelpunkt stehen. Daher werden in den nächsten Jahren halbe Professuren für die dafür notwendigen Blasinstrumente geschaffen und so sowohl im Kammermusik-, wie auch im Orchesterrepertoire neue Maßstäbe gesetzt!

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