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Prof. Thomas Leander, Rektor der Robert Schumann Hochschule. Foto: S. Diesner
Prof. Thomas Leander, Rektor der Robert Schumann Hochschule. Foto: S. Diesner
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Der neue Rektor – ein Kammermusiker

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Prof. Thomas Leander hat seine neue Stelle angetreten
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Prof. Thomas Leander trat im Sommersemester die Nachfolge von Prof. Raimund Wippermann als Rektor der Düsseldorfer Musikhochschule an.

Mit der Anrede Magnifizenz kann sich Thomas Leander nicht so recht anfreunden. Der hochformelle Titel, der vielleicht seit Goethe- oder Kaiser-, jedenfalls seit Urzeiten im Ritus deutscher Hochschulordnungen wurzelt, lässt ein eher amüsiertes Lächeln um den Mund des neuen Rektors der Robert Schumann Hochschule spielen. „Wer weiß, hinter so einem Titel verbirgt sich vielleicht die Hoffnung der anderen, man möge an seinen Aufgaben wachsen“, frotzelt er.

Ein wenig fester wird Leanders Miene dann aber doch, wenn die Rede auf die Hierarchien in der Organisation einer Hochschule kommt. Im Zusammenwirken mit den Gremien Rektorat, Senat und Fachbereichsrat, die für die künstlerischen und organisatorischen Entscheidungen der Hochschule verantwortlich sind, hat der Rektor sozusagen das letzte Wort. Gegen ihn geht fast nichts. Und da bedeutet das Amt, das gewissermaßen ja das Gesicht der Hochschule nach außen und innen ist, hohe Verantwortung.

Unterwegs in Europa

Thomas Leander ist ein Düsseldorfer Eigengewächs. 1960 in der Landeshauptstadt geboren, studierte er Klavier zunächst in Düsseldorf, dann in Wien und London, machte nach dem Konzertexamen als einer der angesagten deutschen Kammermusiker und Liedbegleiter Karriere und erhielt 1995, mit 34, eine Klavierprofessur an der RSH. 2004 wurde er Dekan seines Fachbereichs, 2010 Prorektor für Künstlerische Praxis und Förderungswesen.

Jetzt, mit 62, hat er vier Jahre als Rektor vor sich. Viel Zeit ist das gerade nicht, aber Zeit genug, einige ihm wichtige Projekte anzustoßen. „Ich verstehe mich gerade in der neuen Rolle als Rektor auch als Kammermusiker“, greift Leander den Gesprächsfaden wieder auf. „Am liebsten hätte ich Hierarchien gar nicht. Aber einer muss ja der Ansprechpartner sein, einer muss die Verantwortung übernehmen. Intern sehe ich mich vor allem als Moderator auch künstlerischer Diskussionen.“

Leander vermittelt in unserem Gespräch eine neugierige Freude auf den neuen Job. Er macht aber auch deutlich, welchen Respekt er vor seiner neuen Funktion in der Leitung der Hochschule hat. Als Prorektor konnte er frei Projekte entwickeln und vorschlagen. „Als Rektor muss ich das Ganze im Blick haben. Und entscheiden, was immer auch bedeutet: verzichten“, sagt Leander. Diese Lebensweisheit gewinnt in Leanders neuer Stellung ebenso an Kraft wie die Erkenntnis, dass etwa mit der Verteilung von Geldern innerhalb der Hochschule oder mit der Neubesetzung von Stellen im weitesten Sinne politische Entscheidungen verknüpft sind. In seiner Bewerbung für den Posten des Rektors – im Frühjahr 2022 wählten ihn die Mitglieder des Senats mit großer Mehrheit – stellte er drei Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit heraus, die er schon vor der Amtsübernahme vorbereitet. Da ist zum einen der inzwischen beschlossene Plan, das künstlerische Profil der Robert Schumann Hochschule durch eine Aufwertung der Kammermusik zu schärfen. In naher Zukunft werden junge Musiker auch in Düsseldorf einen Master für Kammermusik ablegen können. Dazu sind bereits Professoren für Streicher-, Klavier- und Bläser-Kammermusik verpflichtet: So wird der Cellist des Artemis-Quartetts, Eckart Runge, nach Düsseldorf kommen ebenso wie die lettische Pianistin Diana Ketler für den Bereich Klavier. Für den oder die Neue im Bereich Bläser ist das Verfahren noch nicht beendet.

Ein zweiter Schwerpunkt von Leanders Amtszeit wird der Ausbau der Opernschule sein. Die kontinuierliche und regelmäßige Ausbildung der Studierenden in den Gesangsklassen auf der Bühne – die jährliche Erarbeitung eines großen Bühnenwerks in Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper am Rhein gehört schon lange dazu – will Leander am liebsten durch die Bindung eines Regisseurs für Musiktheater ans Haus erreichen. Dabei stellt er besonders die Neue Musik in den Fokus. „Ich möchte, dass wir in der Stadt Schumanns und Mendelssohns wieder wichtig werden für Neue Musik. Wir sind da schon mit der Kompositionsklasse von Prof. Oliver Schneller sehr gut aufgestellt.“

„Die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses hat an unserem Haus immer zum Ziel gehabt, die Absolventen in die Lage zu versetzen, Probespiele zu gewinnen und Festanstellungen zu erreichen. Ich will das erweitern,“ sagt Leander und spricht von seiner Idee eines Music Career Centers, das neben dem Konzert und Selbstmanagement auch außermusikalische Kompetenzen der Studierenden stärken soll. Er trägt damit der Tatsache Rechnung, dass etwa 70 Prozent der Absolventen deutscher Musikhochschulen auf dem freien Markt arbeiten. „Ich will die Freiberuflichkeit stärken“, betont Leander. Als Schlagworte nennt er unter anderen: Arbeitsmarktanalyse, Steuerrecht, Social Media, Stressmanagement, Interdisziplinarität, Projektmanagement.

Bestelltes Feld

Leander hat vor sich ein bestens bestelltes Feld, auf dem er eigene Akzente setzen kann. Er wird sich Zeit nehmen, alle Bereiche der RSH aus neuer Perspektive genauer kennen zu lernen: die Musikwissenschaftler, die Musik-Informatiker, die Kirchenmusiker und auch die Bundeswehrsoldaten, die in Düsseldorf fürs Musikkorps ausgebildet werden. Nicht zu reden von den Lehrenden und Studierenden im Institut für Musik und Medien, das inzwischen ein Viertel der Studierenden ausmacht. Beim Abschied gibt er dem Besucher noch eine Aufnahme der legendären Toten-Hosen-Konzerte mit auf den Weg, zu denen er 2013 die Rockband mit dem Hochschulorchester im Gedenken an 75 Jahre Entartete Musik in der Tonhalle Düsseldorf zusammenbrachte. Das Großprojekt hat ihm und der Hochschule damals einen mächtigen Impuls gegeben. Daran will Thomas Leander auch als Rektor anknüpfen.

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