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Kronberg Academy eröffnet neuen Kammermusiksaal [update, 25.9.]

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Kronberg - Nach fünf Jahren Bauzeit eröffnet die Kronberg Academy mit einem internationalen Musikfestival ihren neuen Kammermusiksaal. Zu einem ersten Rundgang durch das Casals Forum an diesem Freitag (12.00 Uhr) werden unter anderem Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) und Star-Akustiker Martijn Vercammen erwartet.

Vom 24. September bis 3. Oktober treten in dem neuen Saal dann weltbekannte Musiker auf, unter ihnen der Dirigent Christoph Eschenbach, die Cellisten Gary Hoffman und Mischa Maisky sowie die Geiger Gidon Kremer und Tabea Zimmermann.

Der Konzertsaal in dem bei Frankfurt gelegenen Taunus-Städtchen wurde von Vercammen und dem Architekten Volker Staab entworfen. Er bietet knapp 600 Zuhörern Platz und ist den Angaben zufolge besonders für Kammermusik ausgelegt. Unmittelbar daneben entstand ein Unterrichtszentrum für die Studenten der Kronberg Academy. Diese bezifferte die Kosten ihres Projekts im Sommer 2020 auf insgesamt 58,5 Millionen Euro. Finanziert wird es zu einem großen Teil durch private Geldgeber. Der symbolische erste Spatenstich erfolgte am 1. Oktober 2017. Namensgeber der Anlage ist der Cellist Pablo Casals (1876-1973). Vercammen hat auch den Konzertsaal der Dresdner Philharmonie und der Staatsoper Unter den Linden gestaltet.

Die 1993 gegründete Kronberg Academy fördert junge und hochbegabte Musiker. Sie bietet in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt Studienabschlüsse für angehende Cellisten, Geiger und Bratschisten. Daneben veranstaltet sie Konzertreihen und alle zwei Jahre ein renommiertes Kammermusik-Festival.

 

[update, 25.9.]

Kronberg Academy nimmt Casals Forum mit Kammermusiksaal in Betrieb

Christian Rupp, dpa

Hinter der S-Bahn-Endstation denkt man groß: Die Kronberg Academy hat im Taunus für ihre Studenten einen Konzertsaal errichtet, der nichts weniger sein soll, als der beste Kammermusiksaal Europas.

Kronberg (dpa/lhe) - Ein Konzertsaal, in dem sich Künstler rundum wohlfühlen, der akustisch in Sachen Kammermusik europäische Standards sprengt und der zudem als einziger weltweit klimaneutral betrieben werden kann - das klingt fast zu schön, um wahr sein zu können. Ausgerechnet in dem kleinen Städtchen Kronberg am Rande des Taunus könnte diese Utopie jetzt wahr geworden sein. Denn dort hat die berühmte Kronberg Academy nach nur fünf Jahren Bauzeit ihren neuen Kammermusiksaal mit einem angegliederten Studienzentrum in Betrieb genommen. Zumindest offiziell. Denn so richtig fertig ist das Casals Forum noch nicht.

Selbst wenige Stunden von dem Eröffnungskonzert am Freitag brauchte es noch ein wenig Fantasie, um zu begreifen, was hinter der S-Bahn-Endstation, die das Taunus-Städtchen mit Frankfurt verbindet, entstanden ist: eine Art Leistungszentrum und Konzertstätte für die internationale Streicher-Elite von morgen. Man habe einen «Werkraum für Musik und ein Zuhause für Musiker» geschaffen, sagt der Gründer und Intendant der Kronberg Academy, Raimund Trenkler. Ein Impulsgeber für gesellschaftliche Prozesse, eine Begegnungsstätte der weltbesten Studenten. Mehr noch: «Der beste Kammermusiksaal Europas.»

Die Realität sieht hingegen (noch) ein wenig anders aus. Das Dach ist nicht komplett verkleidet und erinnert in seiner geschwungenen Form eher an ein überdimensionales Förmchen aus dem Sandkasten. Dutzende von Handwerkern legen im Innern des nach dem Cellisten Pablo Casals (1876-1973) benannten Gebäudes Hand an. Feilen, klopfen, putzen. Es fehlen Steckdosen, Deckenabhängungen, Steine in der Fassade. Wer jemals eine Neubauwohnung zu einem festen Termin beziehen musste, weiß wovon die Rede ist. Bis zum Jahresende soll alles so weit in Ordnung sein, schätzt Trenkler.

Immerhin: Die Blumengestecke auf den Foyer-Tischen stehen schon bereit, denn die Academy feiert die Eröffnung mit einem großen Festival vom 24. September bis zum 3. Oktober. Eingeladen sind weltbekannte Künstler, unter ihnen der Dirigent Christoph Eschenbach, die Cellisten Gary Hoffman und Mischa Maisky sowie die Geiger Gidon Kremer und Tabea Zimmermann. Zum Eröffnungskonzert am Freitagabend mit geladenen Gästen wurde unter anderem Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) erwartet.

Im Innern des Ensembles erwartet die Besucher ein eleganter und teurer Mix aus heller Eiche, champagnerfarbenem Metall und dezentem Kalksandstein. Man habe keine Kompromisse gemacht, erzählt Martijn Vercammen. Der Star-Akustiker hat das Projekt gemeinsam mit dem Architekten Volker Staab entworfen. Bekannt wurde Vercammen vor ein paar Jahren durch seine Gestaltung des Konzertsaals der Dresdner Philharmonie und der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Gut 58,5 Millionen Euro hat das Casals Forum hier in Kronberg gekostet. Rund 25 Millionen Euro wurden von privaten Geldgebern gespendet. Ungefähr das gleiche gab der Bund, den Rest größtenteils das Land Hessen.

Dessen Kunst- und Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) würdigt den Bau entsprechend als einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und «architektonisches Meisterwerk mit sehr viel Weitblick». «Was wir heute hier eröffnen können, ist etwas Einzigartiges», schwärmt sie. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) spricht von einem «klingenden Musterbeispiel für Nachhaltigkeit im Kulturbereich», denn der Konzertsaal ist den Angaben zufolge der erste weltweit, der CO2-neutral betrieben werden kann.

Knapp 600 Zuhörern bietet der in geschwungenen Formen gehaltene Saal Platz, auf die Bühne passen bis zu 65 Musiker. Im angegliederten Studienzentrum gibt es noch einen kleineren Studio-Saal mit rund 130 Plätzen für Vorträge oder Prüfungen der Studenten der 1993 gegründeten Kronberg Academy. Ob der große Konzertsaal tatsächlich die hohen, selbstgesetzten Ansprüche erfüllen wird, muss sich freilich erst im Konzertbetrieb zeigen. Und falls er das nicht tut, hat Vercammen - der erfahrene Profi - in den Räumen Akustik-Segel, dämpfende Vorhänge und Schallabsorber einbauen lassen, um mit wenigen Handgriffen die Klangeigenschaften von «Europas bestem Kammermusiksaal» ganz einfach zu optimieren.

 

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