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Anke Hofmann (Leiterin der HMT-Bibliothek, rechts) und Elisa Klar (Mitarbeiterin) präsentieren die CARLADatenbank am Bildschirm und das historische handschriftliche Inskriptionsbuch. Foto: Jörg Singer

Anke Hofmann (Leiterin der HMT-Bibliothek, rechts) und Elisa Klar (Mitarbeiterin) präsentieren die CARLADatenbank am Bildschirm und das historische handschriftliche Inskriptionsbuch. Foto: Jörg Singer

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Leipziger Musiktradition digital

Untertitel
Die neue Datenbank CARLA zur Geschichte der Hochschule
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Mehr als ein Drittel der über 180-jährigen Ge­schichte der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig (HMT) kann nun auf eine neue Art entdeckt werden! Im Archiv der Hochschule befinden sich für die Forschung relevante Quellenmaterialien zum Leipziger Konservatorium, die allerdings bisher weder ausreichend erschlossen noch online ver­fügbar waren. 

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Mit CARLA (Conservatory Archive Records Leipzig with Additions) haben Bibliothek und Archiv der HMT Leipzig eine frei zugängliche Online-Datenbank entwickelt, die Informationen über Studierende, Lehrende und andere Mitglieder des Leipziger Kon­servatoriums für den Zeitraum von 1843 bis 1918 bereitstellt. Sie ist das Ergebnis eines vom Freistaat Sachsen geförderten Projektes zum Aufbau einer digitalen Forschungsumgebung an der Bibliothek der HMT zur Geschichte der Hochschule. 

Die Basis der Datenbank bilden die angesprochenen Studienunterlagen aus dem Archiv der Hochschule. Neben den Zugangsmöglichkeiten zu diesen Doku­menten stellt CARLA in erster Linie biografische Informationen über die erfassten Personen zur Ver­fügung. Zudem erlaubt die Plattform, Verbindungen zwischen den einzelnen Personen – etwa Netzwerke von Lehrenden und ihren Studierenden – sichtbar zu machen. Die enthaltenen Daten und Dokumente stehen unter einer offenen Lizenz beziehungsweise als Public Domain zur Verfügung und sind damit ohne Hürden und für alle Zwecke nutzbar. 

Was findet man bei CARLA? 

Der zentrale Bestandteil von CARLA sind die bio­grafischen Informationen zu Personen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert am Konservatorium tätig waren. 

Neben den digitalisierten Studienunterlagen, die mittlerweile im Portal sachsen.digital dauerhaft und restriktionsfrei zugänglich sind, wurden auch weitere Unterlagen und Sachakten des Hochschul­archivs, wie etwa Studienprospekte und Studieren­denverzeichnisse sowie Festschriften des Konser­vatoriums und externe Datenbanken, ausgewertet. Mit CARLA ist es möglich, Namen, Geburts- und Sterbedaten sowie das Geschlecht von Personen zu recherchieren. Für jede Person entstand als ein Ergebnis des Erschließungsprojektes ein Datensatz in der Gemeinsamen Normdatei (GND), dem zen­tralen Instrument für die Verwaltung und Nutzung von normierten Daten zu verschiedenen Entitäten im deutschsprachigen Raum, sodass auch andere Projekte und Institutionen die Daten nachnutzen können. 

Zusätzlich wurden für die Studierenden die Inskrip­tionsnummer, Angaben zur geografischen Herkunft, zur Studiendauer und zu den besuchten Kursen erfasst. Über die Letzteren können außerdem Be­ziehungen zwischen Studierenden und Lehrenden hergestellt werden. Zudem wird auf die entspre­chenden Studiendokumente (Zeugnisvorschriften, Inskriptionsdokumente) und deren Metadaten verwiesen. 

Zu den Lehrenden verzeichnet CARLA Details zur Dauer der Lehrtätigkeit, ihren Fächern und Ab­bildungen ihrer Unterschriften. Bei den weiteren Mitgliedern des Konservatoriums, beispielsweise aus dem Direktorium oder der Verwaltung, konnten de­ren Position und Wirkungszeit am Konservatorium ermittelt werden. 

Die Datenerfassung für die knapp 13.000 Personen wurde Ende April 2025 erfolgreich abgeschlossen. 

Was kann CARLA? 

Recherche 
Alle erfassten Daten sind über eine webbasierte Benutzungsoberfläche zugänglich. Neben der Suche über ein einfaches Eingabefeld lassen sich auch komplexe Suchanfragen mit mehreren kombinierten Kriterien durchführen. Die Ergebnisse der Suche können durch Filter weiter verfeinert werden. 

Suchanfragen, die ausgewählten Ergebnisse sowie Informationen zu einzelnen Personen können ex­portiert, geteilt und gedruckt werden. 

Zusätzlich bietet die Plattform die Möglichkeit, den Datenbestand von CARLA durch Listen aller Lehr­kräfte, Fächer und Herkunftsländer zu durchstöbern. Hier findet man etwa Friedrich Valentin Hermann, der 62 Jahre lang Mitglied des Konservatoriums war. Er begann 1843 als einer der ersten Studenten sein Studium und nahm 1848 seine 59 Jahre andauernde Lehrtätigkeit am Konservatorium auf, während derer er über 900 Studierende unterrichtete. 

Personenanzeige 

Hier lassen sich nicht nur sämtliche Informationen zu einer Person, sondern auch Links zu weiterfüh­renden Informationsquellen aufrufen, wie: 

- Gemeinsame Normdatei (GND) 

- Wikipedia 

- musiconn.performance 

- Kalliope 

- Musik und Gender im Internet (MUGI) 

- Répertoire International des Sources Musicales (RISM) 

Über Funktionen zur Meldung von Fehlern und zum Schreiben von Kommentaren können Nutzende ak­tiv an CARLA mitwirken und beispielsweise weitere Quellen oder zusätzliche Informationen zu einer Person hinterlassen. 

Datenvisualisierung 

CARLA bietet einen umfassenden Datenkorpus zum Leipziger Konservatorium und seiner Geschichte, dessen Auswertung spannende Einsichten liefern kann. Grafiken zeigen die Veränderungen der Stu­dierenden- und Lehrendenzahlen, sowohl insgesamt als auch in einzelnen Fächern, und eröffnen so einen ersten Zugang zu diesem Datenpool und seinem Potenzial. Eine Karte gibt Aufschluss über die Her­kunft der Studierenden und verdeutlicht damit die internationale Reichweite des Konservatoriums auf eindrucksvolle Weise. 

Weitere Features 

Zu all diesen Funktionen kommen umfangreiche Be­schreibungen der Bestände und des Projekts hinzu. Diese vermitteln nicht nur einen Überblick über die Inhalte von CARLA, sondern bieten u.a. auch Hilfe­stellungen für die Recherche sowie Informationen zu Lizenzen und Datenqualität. 
Die Daten aus CARLA sind zudem über eine Schnitt­stelle (API) automatisiert abrufbar. 

Ein Blick in die Zukunft 

Die Qualität der Daten, vor allem die Umsetzung der FAIR-Data-Prinzipien, ist seit Projektbeginn eine zentrale Leitlinie. Die Verbesserung der Daten­qualität bleibt ein Prozess, in dem das CARLA-Team unter anderem von NFDI4Culture, dem Konsortium für Forschungsdaten materieller und immaterieller Kulturgüter, beraten wurde. Desiderate in diesem Bereich sollen zukünftig reduziert werden. So arbeitet das Projektteam aktuell an der Langzeitar­chivierung der Daten sowie der Bereitstellung von zitierfähigen Links. Darüber hinaus soll sich CARLA auch im Sinne der Benutzungsfreundlichkeit ge­stalterisch und funktional stetig weiterentwickeln. CARLA hat durch Veröffentlichungen, Fachvorträge und Präsentationen viel positive Aufmerksam­keit erfahren, wurde sogar auf die Shortlist des NFDI4Culture Music Awards nominiert und ist Preisträgerin beim Sächsischen SaxFDM Open Data Award 2025. 

Zugriffe aus der ganzen Welt sowie Anfragen zu den Archivmaterialien von Filmteams und Delegationen aus Kuba, Litauen und Taiwan zeigen, wie groß das Interesse an der Geschichte und Strahlkraft des Leipziger Konservatoriums und seiner Mitglieder ist. Mit CARLA ist es gelungen, die Tradition einer der zentralen Leipziger Musikeinrichtungen digital zu präsentieren und eine Forschungsumgebung für die Musik- und Kulturwissenschaft aufzubauen. Die Türen zum Leipziger Konservatorium des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind nun für jeden geöffnet. 

 

CARLA ist verfügbar unter

 carla.hmt-leipzig.de 

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