„PlayFair – Respect Music“ heißt ein neues Forschungs- und Aufklärungsprojekt der Musikindustrie in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater Hannover und dem VDS – Verband Deutscher Schulmusiker. Dabei geht es um die Schaffung von mehr Bewusstsein für den Wert geistigen Eigentums bei Schülern und Lehrern. Jetzt hat der VDS im Rahmen dieses Projektes einen Wettbewerb „Play Fair! Schutz der Kreativität“ ausgeschrieben. Für die nmz befragte Andreas Kolb dazu den VDS-Bundesvorsitzenden Ortwin Nimczik. neue musikzeitung: Was ist die Motivation des Verbandes Deutscher Schulmusiker, sich an PlayFair zu beteiligen und einen neuen Preis zu kreieren?
Ortwin Nimczik: Eigentlich geht es um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Der VDS betrachtet mit großer Sorge, dass gerade Kindern und Jugendlichen die Leistungen von Musikern, Komponisten, aber auch von Musikproduzierenden nicht bewusst sind. Das führt unter anderem dazu, dass das illegale Kopieren von Musik und anderem geistigen Eigentum höchstens als Kavaliersdelikt verstanden wird. Dies verschärft sich durch unglaublich rasant fortschreitende Technik, die scheinbar einen Selbstbedienungsladen ohne Grenzen ausmacht …
nmz: … und was hat dies mit Musikpädagogik zu tun?
Nimczik: Sehr viel, denn Aufgabe des Musikunterrichts muss es auch sein, einen Beitrag zur Wertschätzung geistiger oder kreativer Produktionen zu leisten. Denn Musikunterricht ist mehr als nur die Vermittlung musikalischer Sachverhalte. Im Horizont verantwortungsvoller Musikpädagogik liegen auch ethische Fragestellungen.
nmz: Wenn Sie damit auf den Umgang mit dem Internet anspielen: Sollte nicht jeder einen freien Zugang zu allen im Internet angebotenen Information, und dazu gehört doch auch die Musik, erhalten?
Nimczik: Ich bin der Auffassung, dass wir ganz klar zwischen Informationsrecht und dem Schutz geistigen und kreativen Eigentums unterscheiden müssen. Genau so, wie ein Internethändler über das Netz Programme zum Downloaden verkauft und nicht verschenkt, hat auch jeder Künstler einen Anspruch auf angemessene Honorierung. Exakt hier tritt das entscheidende Problem auf. Technisch gesehen sind wird tatsächlich im 21. Jahrhundert und schreiten rasch fort, ethisch handeln wir häufig wie Dinosaurier. Unser pädagogischer Weg muss deswegen heißen, zunächst Sensibilisierung gegenüber diesen wichtigen Fragen, um dann anschließend zu neuen allgemein verbindlichen Regeln zu kommen.
nmz: Wer kann teilnehmen?
Nimczik: Die Ausschreibung richtet sich an drei Gruppen: an Lehramts-studierende und Referendare mit dem Unterrichtsfach Musik sowie Musiklehrerinnen und -lehrer aller Schulformen. Das Höchstalter ist auf 35 Jahre begrenzt.
nmz: Warum diese Altergruppe?
Nimczik: Dazu möchte ich gleich feststellen, dass mit der Begrenzung keine Diskriminierung oder gar Diskreditierung der älteren Musiklehrerinnen und -lehrer gemeint oder beabsichtigt ist. Vielmehr wendet sich der VDS mit diesem Wettbewerb bewusst an die jüngeren Altersgruppen, um auf deren spezifische Bedürfnisse einzugehen – gerade weil sie in ihrer Ausbildung zu wenig mit dieser Problematik in Berührung kamen. Wettbewerbstechnisch gesehen, hat es sich bewährt, relativ altershomogene Gruppen anzusprechen. Hier geht es also auch um die ungefähr gemeinsame Medienerfahrung.
nmz: Um was geht es im Detail bei diesem neuen Wettbewerb? Was kann eingereicht werden?
Nimczik: Die Teilnehmer sollen konkret zwei Themenkreise bearbeiten: Sie sollen didaktische Überlegungen über den „Wert der Kreativität“ und über den „Schutz der Kreativität“ anstellen. Deswegen können sie Unterrichtseinheiten, -materialien, Projekte oder auch fächerübergreifende Modelle erstellen und einreichen. Zudem ist es möglich, und das ist sicherlich besonders für die Studierenden interessant, eigenständige Erhebungen, forschende Untersuchungen und Auswertungen zur Thematik zu erarbeiten.
nmz: Worin besteht der Preis?
Nimczik: Insgesamt steht ein Preisgeld von 10.000 Euro zur Verfügung. Also eine nicht ganz unbeträchtliche Summe! Ausgezeichnet werden mindestens fünf Einsendungen. Die Jury wird relativ frei über die Disposition der Preise entscheiden. Sie wählt auch preiswürdige Beiträge aus, die dann als Artikel in der musikpädagogischen Fachzeitschrift Musik & Bildung Anfang 2010 publiziert werden.
nmz: Und wem nützt das Ganze?
Nimczik: Nun, zunächst einmal den Gewinnern. Aber wir wollen noch mehr. Dem VDS ist es besonders wichtig, dass die Erkenntnisse, die Ergebnisse der Preisträger allen anderen Musiklehrern zugänglich gemacht werden, also sich eine Welle des Lernens ausbreitet, die, von den Lehrern ausgehend, dann die Schüler erreicht.
nmz: Finanzieren Sie das aus Ihren Mitgliedsbeiträgen?
Nimczik: Damit wäre der VDS finanziell überfordert. Wir sind in der glücklichen Lage, dass die Strecker-Stiftung die Finanzierung gewährleistet.
nmz: Wie ist die Jury besetzt?
Nimczik: Es sind Dr. Peter Hanser-Strecker (Schott Music), Theo Geißler (nmz) und Prof. Dr. Jürgen Terhag vom AfS. Ich selber habe die spannende Aufgabe, der Jury vorzusitzen. Kriterium für die Juryarbeit sind die Qualität der Darstellung von Inhalten und Intentionen der Einsendungen. Hinzu kommt die Bewertung der Stimmigkeit und Praktikabilität sowie der Eigenständigkeit und Originalität in der Präsentation.
nmz: Ist der Wettbewerb ein längerfristiges Projekt?
Nimczik: Der Wettbewerb hat im momentanen Planungsstadium zwei Teile. Den ersten Teil habe ich bereits beschrieben, er läuft gerade. Ein zweiter Teil soll sich anschließen. Er wird sich mit einer ähnlichen Thematik an Schülerinnen und Schüler aller Schulformen richten. Ob es dann weitergeht, ist momentan noch offen.
nmz: Wann endet die Bewerbungsfrist und wie kann man sich informieren?
Nimczik: Einsendeschluss ist der 15. Oktober dieses Jahres. Die genauen Ausschreibungsbedingungen findet jeder Interessierte auf der VDS-Homepage: www.vds-musik.de. Selbstverständlich stehe ich auch persönlich für Anfragen zur Verfügung.