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Eine junge Frau mit einem schwarzen Bob und einem Dirigierstock in der Hand vor einem grauen Hintergrund.
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Neues vom Dirigierzentrum – Interview mit Juya Shin

Vorspann / Teaser

Juya Jooyeon Shin studiert seit 2020 an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim Orchesterleitung in der Klasse von Prof. Stefan Blunier und Prof. Cosima Sophia Osthoff. Zuvor absolvierte sie ein Dirigierstudium an der Korea National University of Arts sowie eine musikalische Ausbildung in Komposition, Klavier und Dirigieren an der Gyeonggi Arts Highschool. Im Rahmen ihres Studiums arbeitete sie bereits mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, der Philharmonie Baden-Baden und dem Kurpfälzischen Kammerorchester zusammen. Als Korrepetitorin sammelte sie Bühnenerfahrung am Lyric Opera Studio Weimar mit „Die Zauberflöte“ und „Le nozze di Figaro“. 2024 wurde sie von Classic FM als „30 under 30“ Rising Star ausgezeichnet. In der Saison 2024/25 ist sie Fellow Conductor des London Philharmonic Orchestra. Weitere Engagements führten sie unter anderem zur Georg Solti Accademia, zum Seoul Philharmonic Orchestra und zu Meisterkursen mit Karina Canellakis, Jaap van Zweden und Manfred Honeck. Für die Musikhochschule Mannheim wurde sie von Anca Unertl interviewt.

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Anca Unertl: Liebe Frau Shin, Sie studieren seit dem Herbstsemes­ter 2020/21 in der Dirigierklasse von Prof. Stefan Blunier. Was hat Sie seitdem an der Hochschule besonders geprägt?

Juya Jooyeon Shin: Ich habe dort von Grund auf gelernt, was eine Dirigentin bzw. ein Dirigent tun muss, tun sollte und tun kann – nicht nur aus musikalischer, sondern auch aus psychologischer und physischer Perspektive. Ich habe das große Glück, in Mannheim bei Prof. Stefan Blunier zu studieren, der mich als individuelle Künstlerin wahrgenommen und verstanden hat. Er hat sich immer zuerst meine Meinung angehört: warum ich eine bestimmte Idee hatte und woher sie kam. Erst danach hat er mir gezeigt, wie ich meine Ideen realisieren kann. In jedem Semester stellte er mich vor neue Herausforderungen. Ich kann sagen, dass er genau wusste, was mir in dem jeweiligen Moment fehlte und was ich brauchte. Dazu gab es eine große Unterstützung von Seiten der Hochschule. Ich hatte zahlreiche Gelegenheiten zur praktischen Arbeit mit verschiedenen Orches­tern und konnte ein breites Repertoire von Barock bis zur zeitgenössischen Musik erarbeiten. Es waren einfach unglaublich vielfältige Erfahrungen und Möglichkeiten.

Unertl: 2024 war ein sehr erfolgreiches Jahr für Sie: Sie wurden von Classic FM als einer der „30 under 30“-Rising Stars ausgezeichnet und zudem vom London Philharmonic Orchestra zum Fellow Conductor für die Saison 2024/25 ernannt. Wie haben Sie bisher die Zusammenarbeit mit dem Orchester erlebt?

Das London Philharmonic Orchestra ist einfach fantastisch. Ob sinfonisches oder Opernrepertoire – dieses Orchester spielt jedes Werk mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es seine Muttersprache. Flexibilität, Kreativität und Harmonie sind zentrale Werte des Ensembles. Ich bin sehr glücklich, dass ich meine Karriere mit diesem Orchester beginnen durfte. Aber auch die Dirigent:innen und Solist:innen, mit denen ich gearbeitet habe, sie alle haben mich inspiriert. Es war für mich ein unglaublich wertvolles Umfeld, in dem ich Fragen stellen und über Musik nachdenken konnte: Warum diese Phrasierung? Warum diese Klangfarbe? Warum diese Interpretation? Was will ich selbst? Warum gefällt mir etwas besonders? Wie kann man das zeigen und erklären?

Unertl: Welche Projekte stehen in den kommenden Monaten an?

Shin: Ich hatte gerade mein Debüt mit der Janáček Philharmonic Orchestra in Tschechien. Außerdem werde ich bei Konzerten des LPO assistieren und dirigieren und zudem mit den Göttinger Symphonikern, dem MDR-Sinfonieorchester Leipzig, PhilZuid, der Sile­sian Philharmonie, dem Bruckner Orchester Linz und weiteren Orchestern auftreten. Unterschiedliche Repertoires, unterschiedliche Klangkörper – das bedeutet immer neue Erfahrungen!
 

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