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Einmaliges Experiment in NRW: Großes Interesse für Musikverein

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Oerlinghausen (kem). Es war eine Demonstration für den Erhalt des musikalischen Niveaus in der Bergstadt: 90 Oerlinghauser kamen am Montagabend ins Bürgerhaus zur Informationsveranstaltung für die Gründung eines Musikvereins.

Und über 30 machten hinter ihrem Namen ein Kreuz Êals Zeichen ihrer Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit. Jetzt ist die Politik am Zuge: Die Initiatoren fordern eine Anschubfinanzierung von 10000 Euro.

Der Rat hatte die Verwaltung im Dezember beauftragt, eine Informationsveranstaltung auf die Beine zu stellen, und Kämmerer Berthold Lülf hatte gute Vorarbeit geleistet. Er schaute sich um bei Musikvereinen in NRW und Niedersachsen. "Aber keiner spiegelt unsere Organisationsstruktur wider, weil wir ohne öffentlichen Zuschuss auskommen müssen." In Martin Fugmann, Friedhelm Möller und Alfons Haselhorst fand Lülf drei Oerlinghauser, die bereit sind, federführend den Musikverein auf die Beine zu stellen. Das Trio stellte sein Konzept vor.

Danach geht die Aufgabe des neuen Vereins über die Vermittlung von Instrumentalunterricht hinaus. "Das Ziel ist die Förderung gemeinschaftlichen Musizierens", machte Fugmann klar. Er ist Musiklehrer und arbeitet derzeit in Horn-Bad Meinberg, hat aber einige Jahre als Lehrer am Gymnasium das Musikleben vor Ort begleitet und wohnt auch weiterhin in Oerlinghausen. Mit einem Schwerpunkt auf der Ensemblearbeit grenzt sich der Verein von privaten Musikschulen ab. "Alle Schüler sollen die Chance bekommen, in einem Ensemble zu spielen", betonte Fugmann. Das ermögliche eine andere Qualität des Musizierens.

Gebühren werden leicht angehoben

Die Ensemblearbeit soll durch Mitgliedsbeiträge, Solidargelder der vermittelten Lehrer und Sponsoring finanziert werden. "Für das erste Jahr sind wir aber auf die Stadt angewiesen", betonte Haselhorst, der musikalische Leiter der Musikschule. "Ohne eine Anschubfinanzierung schaffen wir es auf keinen Fall. Dann brechen alle Strukturen zusammenbrechen, und wir müssten wieder bei Null anfangen." Jedes der fünf Ensemble benötige 2000 Euro, um im ersten Jahr zu überleben. Ohne diese Anschubfinanzierung, so machte das Trio klar, sei das Konzept nicht tragbar.

Der neue Musikverein wird alle Instrumenten anbieten, die derzeit an der Musikschule unterrichtet werden, und von der musikalischen Grundausbildung bis zur Vorbereitung auf ein Musikstudium alles ermöglichen. Wichtig sei vor allem die Kooperation mit den Schulen, Kirchen und Vereinen, die zuletzt "in den Hintergrund geraten ist". Die Beiträge werden voraussichtlich leicht ansteigen, schließlich müsse das Preisgefüge so gestaltet werden, dass es den Lehrern eine Existenz ermögliche. Der Verein trete nicht als Arbeitgeber auf, sondern lediglich als Vermittlungsstelle. Alle Lehrer hätten erklärt, mitmachen zu wollen.

Und das Trio schaffte es, auch die Eltern zu motivieren. Gut ein Drittel erklärte sich zur Mitarbeit bereit. Ein Experiment, das, wie Kämmerer Lülf betonte, es so in NRW noch nicht gibt. Aber, so seine Ermutigung: "In Hannover gibt es einen Musikverein, der ohne öffentliche Mittel auskommt. Es kann also funktionieren."

Am Donnerstag werden die Politiker in der Ratssitzung über die Anschubfinanzierung entscheiden. Die Sitzung beginnt um 18.30 Uhr im Bürgerhaus.

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