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Münchner Orchester bitten Söder um Anpassung der Zuschauerzahlen. Foto: Hufner
Erleichterung und Kritik: Kulturbranche nach Corona-Beschlüssen uneins. Foto: Hufner
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Erleichterung und Kritik: Kulturbranche nach Corona-Beschlüssen uneins

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Hamburg - Vergleichsweise verschont blieb die Kulturbranche von den neuen Corona-Beschlüssen der Bund-Länder-Runde. Theater- oder Konzertbesuche sind weiterhin möglich, allerdings nicht im großen Rahmen. Wird es wieder viele Absagen geben?

Nach den Beschlüssen der Bund-Länder-Runde gibt es in Teilen der Kulturbranche Erleichterung, dass viele Veranstaltungen weiter möglich sind. Einige Kulturschaffende berichten aber von großen Schwierigkeiten. Theater- oder Konzertbesuche sind zwar weiterhin erlaubt - allerdings nicht im großen Rahmen. Das sorgt beim Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft für Bestürzung.

«Es ist gut, dass es nicht zu einer pauschalen Beschränkung des kulturellen Lebens gekommen ist, sondern gezielt dort angesetzt wird, wo das Infektionsgeschehen wirksam eingedämmt werden kann», teilte Carsten Brosda, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Hamburger Kultursenator, mit. Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens, sprach am Freitag von «Erleichterung, dass grundsätzlich weiter gespielt werden kann.»

Mertens sagte weiter: «Angesichts der üblichen Saalgrößen in Deutschland, die in der Regel maximal 2500 Sitzplätze nicht übersteigen, können Konzert- und Theatersäle also weiterhin voll besetzt werden.» Brosda teilte mit: «Die konkreten bundesweit vereinbarten Kapazitätsbeschränkungen beziehen sich auf überregionale Großveranstaltungen und sollten insofern den regulären Theaterbetrieb nicht weiter berühren.»

Anders sieht es bei Großveranstaltungen aus. «Klare Ansage: Mit einer Kapazität von nur 30 bis 50 Prozent kann kein Konzert stattfinden», sagte der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, am Freitag. Das funktioniere finanziell schlicht nicht. «Deswegen wird das zu massiven Absagen führen müssen. Zwangsläufig.» Der Verband wolle allerdings zunächst abwarten, wie die Länder das, was sie beschlossen haben, tatsächlich auslegen.

Teilweise würden Konzerte wegen der neuen Regeln nun zum vierten Mal verschoben. «Die Folgen der Enttäuschung, die mit einer weiteren Absage ausgelöst werden wird, werden wir noch lange als Kaufzurückhaltung spüren.» Der Kartenverkauf sei bisher nicht annähernd zur bis 2019 gewohnten Normalität zurückgekehrt. Das habe die Branche bereits in den vergangenen Monaten schmerzhaft erlebt. «Die Unternehmen sind immer verzweifelter. Seit 20 Monaten reiht sich für sie ein unlösbares Problem ans andere.»

Aus einzelnen Bundesländern kam weitere Kritik - die sich allerdings oft auf landesspezifische Regelungen bezog. Etwa aus Baden-Württemberg, wo ab Samstag die 2G-plus-Regel für viele Bereiche gelten soll. Der Chef der Landestheater Tübingen, Thorsten Weckherlin, forderte Ausnahmen für Booster-Geimpfte von dieser Regel. In vielen Bundesländern gebe es diese in den Theatern nicht, sagte er am Freitag. Und das sei richtig. «Ich kann doch unserem Publikum, das geboostert ist, nicht mehr abverlangen, als notwendig ist. Dieses Plus ist eine Genugtuung für die Impfgegner und ein Drangsalieren der bereits geimpften Leute.»

Das Schauspiel Frankfurt sieht sich wegen der Regeln der hessischen Landesregierung gezwungen, vom 5. bis einschließlich 9. Dezember zu schließen. Etliche Veranstalter strichen ihre Konzerte in der Alten Oper Frankfurt, weil sie die behördlichen Vorgaben nicht schnell genug umsetzen konnten. Der Intendant der Oper Frankfurt, Bernd Loebe, und die Frankfurter Theaterallianz schrieben an Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und warnten vor den Folgen der aktuellen Beschlüsse zur Eindämmung der Pandemie.

Das Hessische Staatstheater in Wiesbaden hat zahlreiche Veranstaltungen abgesagt. Zudem erklärte das Haus sämtliche Eintrittskarten bis zum 23. Dezember für ungültig. Um den zuletzt von der Landesregierung geforderten Abstand zwischen den Zuschauern zu gewährleisten, müssten die betroffenen Vorstellungen storniert und mit einem geändertem Saalplan ab Montag wieder neu in den Verkauf gegeben werden, begründete eine Sprecherin am Freitag die Entscheidung.

Und ein Kinobetreiber aus Nürnberg klagt gegen die 2G-plus-Regelung in Bayern, wie am Freitag bekannt wurde. Der Kinoverband HDF Kino hatte zuletzt mitgeteilt, dass ohne zusätzliche Unterstützung zahlreiche Häuser vor dem Aus stünden. Das Überleben der Kinos müsse gesichert werden, die «mit einem massiven Besucherrückgang seit der Einführung von 2G konfrontiert sind», hatte Verbandschefin Christine Berg gesagt.

 

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