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Fernsehtipp: «Quartett - ewig junge Leidenschaft». Foto: ARD
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Fernsehtipp: «Quartett - ewig junge Leidenschaft»

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Berlin - Eine wahre Hymne an die Lebensfreude gibt es im Fernsehen nicht oft zu sehen - meist sind die Stoffe der TV-Filme eher düster und problembeladen. Umso schöner ist es, wenn jetzt einmal ein Film zu sehen ist (wenn auch zu später Stunde), der - nicht nur den älteren - Zuschauer lebensfroh stimmt: die Komödie «Quartett - ewig junge Leidenschaft» an diesem Dienstag, 22.45 Uhr, im Ersten.

In der britischen Seniorenresidenz «Beecham House» für Musiker (die vor der Schließung steht) wohnen ehemalige Opernstars und Orchestermitglieder, die sich schon auf der Bühne nicht leiden konnten. Nur drei Ex-Opernsänger sind Freunde seit vielen Jahren: der melancholische Reggie (Tom Courtenay), der ewige Schwerenöter Wilf (Billy Connolly) und die immer vergesslicher werdende Cissy (Pauline Collins), bis die Operndiva Jean Horton (Maggie Smith) einzieht, die nie weniger als zwölf Vorhänge einheimste.

Früher sangen die vier das Quartett aus der Verdi-Oper«Rigoletto» und gingen damit in die Operngeschichte ein. Doch Jean hat sich geschworen, nie mehr zu singen, während Reggie, in einem früheren Leben kurz mit Jean verheiratet, rein gar nichts mehr mit ihr zu tun haben will. Dabei könnte das Quartett ein Höhepunkt der Gala (natürlich ohne jedes Tralala) zur Rettung der Residenz werden.

Das Aprikosengelee beim Frühstück schmeckt exzellent, die Hasenglöckchen blühen, der großzügige Garten und die gediegene Einrichtung der Residenz sind leicht heruntergekommen, doch von einem gewissen Charme. Aber neben diesen Äußerlichkeiten sind es vor allem die Befindlichkeiten der schrulligen Hauptfiguren, die das eigentliche «Desaster» darstellen: Sie können sich nicht ausstehen, teilen kleine Bosheiten aus, müssen doch unter einem Dach leben und versuchen, miteinander klarzukommen. «Das ist kein Altersheim, das ist ein Tollhaus», wird Mrs. Horton einmal sagen.

Aber ein liebenswertes, das Regisseur Dustin Hoffman (damals 75) 2012 mit seinem zweiten Regiefilm (nach «Stunde der Bewährung», 1978) in ruhigem Tempo, langen Einstellungen und wohltuenden Landschaftsbildern erzählt. Das mag manchem Zuschauer langweilig vorkommen, aber schön altmodisch trifft es besser. Es macht einfach Spaß, dem hochkarätigen Star-Ensemble - allen voran der großartigen Maggie Smith - zuzuschauen, wie es sich bis zum großen Singfinale gegenseitig hochstichelt. Bei all dem sieht man darüber hinweg, dass Themen wie Alter, Krankheit und Tod nur an der Oberfläche gestreift werden: «Wozu müssen wir alt werden, am Stock gehen und nachts fünfmal aufs Klo rennen?» fragt sich Wilf immerhin.

Natürlich steht die Welt der Oper und ihre Musik im Mittelpunkt. «Oper ist alles das, was wir in Gefühlen in uns tragen», erklärt Reggie einigen Schülern, denen er einen sehr launigen Vortrag hält und nebenbei erfährt, was es mit Rap auf sich hat (der ihm viel zu kontrolliert erscheint). Tipp: Auf keinen Fall den Nachspann verpassen, in dem viele Bewohner der Residenz (unter anderem Dame Gwyneth Jones) in Fotos von jetzt und früher vorgestellt werden. Fazit: Der Film ist eine Ode auf die Oper und eine Hymne an die Lebensfreude - und die Liebe bis ins Alter.