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Sven Ferchow. Foto: Selfie
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Abba warum nur?

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Ferchows Fenstersturz 2021/11
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Zu viel Corona, zu viel Zeit. Wie sonst wären die Comebacks von Helene Fischer und ABBA zu erklären. Man glaubt, es gäbe nichts Schlimmeres als ein Helene-Fischer-Comeback. Noch dazu mit einem Doppel-Album. Zeitgleich mit der Verkündigung ihrer Schwangerschaft auf BILD. Und der Frage, ob das Doppel-Comeback-Album ein Hinweis auf zu erwartende Zwillinge sei. „Team Helene“ nimmt eben jeden Cent mit.

Möchte wetten, dass BILD-Kriegsreporter Paul Ronzheimer (mit Helm und kugelsicherer Weste) live von der Hausgeburt berichtet, während der neue BILD-Chefredakteur an der Schlagzeile feilt (DAS KOSTET UNS HELENES HAUSGEBURT) und Florian Silbereisen, der Nicht-Vater – das muss man immer wieder einmal noch betonen – im Hintergrund das Geburtsszenario vor lauter „Immernochschmerz“ über die Trennung von Helene mit melancholischen Walgesängen begleitet und dabei von einem bräsigen Trompetensolo von Stefan Mross (Ich hatte einen Kameraden) unterstützt wird, der wiederum hinter Silbereisens Rücken Helenes Babyparty organisiert hat. Schlimm.

Aber schauen Sie bitte nach Schweden. Da hat man die längst verscharrten ABBA auferweckt. Ob das Tiefkühlfach entrümpelt wurde, ist unbekannt. Während man den Rolling Stones seit den späten 80ern beim Siechtum zusehen darf, wollen ABBA kein lebendes Exponat in Gunther von Hagens „Körperwelten“ werden. Deswegen hat sich die Marketingabteilung der Plattenfirma einen Schenkelklopfer ausgedacht. ABBA müssen gar nicht auf „lebendig“ machen. Sie werden als „Abbatare“ dargestellt. Wie Computer animierte Avatare. Natürlich mussten sich ABBA für die Aufnahmen verkabeln lassen. Nichts Neues, braucht man doch Ü70 schon mal das ein oder andere Kabel als Starthilfe. Frisch verdrahtet wurden sämtliche (auch arthritische) Bewegungen der echten ABBAs für die späteren Moves der Abbatare aufgezeichnet. Kein billiger Spaß für ein Comeback. Man kann sich vorstellen, wie der Head of Financial beim Label ausgerastet ist: „Ob denn keiner der Idioten im Marketing das Einspar- und Werbepotenzial bei Senioren und Seniorinnen kenne? Es wäre viel billiger gewesen, die vier Kompostis als sie selbst durch die Welt zu schicken statt sauteure Hologramme zu programmieren. Stichwort „Bahncard 65“!

Dazu die verringerten Kosten beim Catering, da die Graukappen kaum was essen und überall günstige Seniorenteller bestellen können. Und ob die Spacken im Marketing überhaupt Crosspromotion zur Refinanzierung bedacht hätten, denn, wenn einer Zielgruppe das Geld noch aus der Tasche geleiert werden kann, dann ja wohl den Kukidentlern und den Kukidentlerinnen.

Also: Präsentation der Welttournee vom Herztropfenhersteller, Promotionaktionen aktueller Sauerstoffmitziehtank-Fabrikanten in der Konzerthalle mit Testmöglichkeiten und mehrere Point of Sales diverser Treppenliftanbieter an den Tribünenaufgängen (bei Abschluss mit Gewinnbeteiligung des Labels). Die alte Boxerweisheit „They never come back“ muss wohl neu gedacht werden.

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