Fünf Uraufführungen pro Konzert. Im Publikum links und rechts neben mir: Freunde und Kollegen. Sobald der Applaus anhebt, haben alle um mich herum ihr Urteil in der Regel gefällt: Daumen hoch, Daumen runter. Was habe ich in diesen Momenten selbst schon Kommentare abgelassen – irgendwo zwischen Häme, Neid und Klugscheißerei. Es waren nicht meine besten Momente. Da schreibt jemand ein Jahr an etwas – ganz sicher mit Herzblut! – und man nörgelt es innerhalb einer Sekunde zu Klump. Total mutig!
Wenn ich nun die Plätze tausche und einer von denen da vorne auf der Bühne bin, weiß ich: Während ich mich verbeuge, werde ich schon beurteilt. Daumen hoch, Daumen runter. (Hoch macht Spaß, runter kann passieren.) Das ist nicht schön und wer Kritik nicht aushält, muss sich was überlegen. Der schlimmste Moment aber, das ist der Pausengraus: Es gibt zweifellos jene Komponisten, die vor Selbstvertrauen kaum laufen können und sich gern ins Getümmel stürzen, egal wie es lief. Es gibt, ich ahne es jedenfalls, auch jene, deren Nervenenden sich direkt nach einer Aufführung uncool nach außen stülpen. Jede Regung des Gegenübers wird dann als vernichtende Kritik aufgefasst – vielleicht hat das Gegenüber aber auch nur Hunger. Jedenfalls fordere ich die Einrichtung eines UA-Abklingbeckens hinter der Bühne. Eiswasser, Beruhigungstee, einige miese Kritiken von Stücken, die heute jeder pfeift... sowas. Jedenfalls ein Ort, an dem es möglich ist, noch ein paar Minuten der Ironie und Abgeklärtheit des Betriebs zu entfliehen. Irgendein Ort, an dem Herzblut nicht sofort verdünnt wird.