Sorry, ich war nicht da. Anstrengende Woche: 24/7 – Du kennst das. Und dann kam ich nicht vom Sofa runter. War aber schön, ja? Erzähl mal. Lieber Gruß. – Wie oft ich derlei schon geschrieben habe. Ich mag aber manchmal wirklich nicht und ich war gestern erst in der Philharmonie. Und Familie hab’ ich auch und es gibt nun einmal zu viel.
Jenseits glamouröser Events in top-Locations und Hauptstädten, etwa an Unis, Hochschulen, in Kirchen oder Mini-Räumen: gähnende Leere. Wer jemals organisatorisch tätig war, der weiß, wie sehr man sich über die bloße Anwesenheit von Kollegen freut. Liege ich ganz falsch, wenn ich ahne, dass man oft nur kommt, wenn man etwas davon hat? Ich verallgemeinere ungerecht: Fagottisten gehen nicht zu Tänzern, Pädagogen nicht ins Elektrostudio, Harfenprofs nicht zu Symposien. Die Kulturwissenschaftsstudentin verabscheut bürgerliche Liederabende, obwohl ihre Kommilitonin eine wunderschöne Stimme hat. Und jene wird folglich kaum zur ihrer postdramatischen Performance kommen, die irgendwie um Baudrillard und Post-Ironie kreist.
Hingehen, denke ich mir. Einfach hingehen, irgendwas ist immer schön, sei es noch so fremd. Der Tatort wohnt eine Woche in der Mediathek, der riesen Event kommt ohne mich aus und die Kinder kommen mit. Hingehen ist politische Frustrationsprophylaxe, nicht nette Geste. Hingehen ist niemals Zeitverschwendung. Hingehen beugt Rissen vor, in die Gift einsickern könnte. Hingehen und sich vielleicht sogar bedanken. Eigentlich einfach. Make Solidarität great again!