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Horror-Glossar

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Wer mit administrativen Fachtermini konfrontiert wird, kommt sich manchmal vor, als sei er im Orwell-Staat gelandet. Nicht nur, dass wir es regelmäßig mit einem großen Sortiment von prämierten Unworten zu tun haben, wir haben auch welche im Gebrauch, die man sich durch und durch schön zu reden versteht.

Da gibt es das „Sparen“ beispielsweise. Wenn man an Kultur spart, so tut man nämlich etwas Gutes. Das muss man sich so vorstellen wie beim Sparbuch. Kultur spart man an – und so bekommt man dann auch Dividende. Häufig missversteht man das nämlich mit „Kürzen“. Das will keiner, aber niemand kommt drum herum. Im besten Sinn ist dann eine Kürzung ein produktives Ansparen.

Ähnlich verhält es sich mit der sogenannten „freiwilligen Leistung“, die Kultur nach Recht und Sitte ist. Für Kommunen sind Ausgaben in der Kultur „freiwillige Leistungen“. Die muss man nicht geben, macht man aber doch häufig, weil hübsche Kultur das Ansehen irgendwie doch putzt. Das nennt man dann bekanntlich Umwegrentabilität.

Nun gibt es aber auch eine andere Form „freiwilliger Leistung“, die nennt man dann „bürgerschaftliches Engagement“. Wer das geschickt macht, bekommt ein tolles Ehrenamt oder eine Nadel oder sonst einen Orden. Die anderen arbeiten einfach nur für lau. In der Kultur durchaus ein Normalfall. Und so sieht denn auch die Vision der Politiker eigentlich aus: Kultur ist insgesamt auf den Status einer freiwilligen Leistung umzustellen, derer nämlich, die sie praktizieren. Ich finde, das sollte endlich auch im Grundgesetz stehen, wenn Kultur denn als Staatsziel sowieso keine Chance hat. „Alle Kultur geht vom Volke aus (und ist dann weg).“

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