Schaut man sich so durch die diversen Castingshows des Fernsehens hindurch, wie sich junge Menschen daran abplagen, ein Star zu werden, taucht die Forderung: „Daran musst du noch arbeiten“ oder die Selbstverpflichtung: „Daran werde ich noch arbeiten“ so sicher auf wie das Amen in der Kirche. Der angestammte Musikus alter Machart kannte da noch den ehrwürdigen Begriff des „Übens“ – und wie war das furchtbar: Etüden hin, Skalen und Akkorde rauf und runter und dazu noch komplett sinnlos, weil man mit Skalenspiel keine Konzerte machen kann; eine ungeliebte Tätigkeit eigentlich.Star-Sein kann man aber nicht üben, das erarbeitet man sich oder wird zu einem solchen verarbeitet.
Wir haben eine lange Tradition des Arbeitens. Von Schichtarbeit über die Trauerarbeit und die Bildungsarbeit bis zur Öffentlichkeitsarbeit. Arbeit wohin man sieht – trotz über vier Millionen Arbeitslosen, aber auch die arbeiten natürlich daran. So ein strebsames Volk, das arbeitet und arbeitet und arbeitet. Aber keiner will mehr üben. Üben ist doch für die Katz’, das bringt nichts, denn Üben kostet Zeit und ungewiss ist, ob man sein Ziel jemals erreicht. Wer dagegen arbeitet, der hat sein Ziel schon durch sein Tun erreicht, denkt er. In Wirklichkeit ist er nur beschäftigt mit seinem Beschäftigtsein. Was schließlich das Kulturelle der Gesellschaft angeht, da sind wir vollkommen aus der Übung, aber wir arbeiten daran.