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Gordon Kampe. Foto: Martin Hufner
Gordon Kampe. Foto: Martin Hufner
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Ultras

Untertitel
Cluster 2022/11 – Gordon Kampe
Publikationsdatum
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Das ist Teil zwei meiner fabelhaften Reihe: „Runter vom Sofa, ihr Schnarch­nasen!“ Heute wird das Publikum bejubelt! Neulich in einem Opernhaus im Süden der Republik: Rossini! Die Inszenierung ist zwar älter als das Stück, aber: schee war’s scho‘. Ich saß oben: drölfter Rang, nölfte Tür, links (Ticket günstiger als das Pausenschnittchen). Neben mir die Gemahlin ihres Gatten. Mir schwant: Fragt man beide, wer 1967 die (viel bessere) Zweitbesetzung des Rodolfo im Teatro Comunale di Bologna war, wird wissend gegähnt.

Während sie, um das Kinn darauf zu betten, ein Taschentuch geschickt um die kühle Brüstung schlang, dirigierte er hemmungslos mit. Leider immer nach dem Schlag – aber, er kannte das Stück besser als der Komponist! (Er war mit den Temporelationen nicht ganz zufrieden, naja.) Rechts neben mir zwei Teenager. Super sympathisch: die eine erklärte der anderen, was ein Obertitel ist und wie das hier alles funktioniert. Neben ihnen wiederum eine Dame mit gebrochenem Bein, über deren Krücken eine andere im dritten Akt polternd stolperte, als sie das sicher wichtige Telefonat mit den Worten „Ich kann gerade nicht drangehen, ich bin in der Oper!“ annahm. Währenddessen leitete der fabelhafte Continuospieler den Akt mit einem anachronistischen Rachmaninoff-Zitat ein und ich wähnte mich ob der Kuriositäten in einem Paralleluniversum. Gibt es einen geileren Ort als ein Opernhaus, um so etwas zu erleben? Die Rossini-Ultras haben mich NULL gestört – ich war sogar dankbar. Also. Macht‘s wie ich: Husch, husch, aus dem Körbchen und Schuhe an! Werdet Ultras!

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