Das nächste Jahr wird für Nephrologen, Neogräzisten, Neurolinguisten und ähnliche Berufsgruppen schwer. Die einschlägigen Tagungen oder Preisverleihungen werden häufig ohne den obligatorischen Musikbeitrag – den allseits beliebten „festlichen Rahmen“ – auskommen müssen: Die Einführung der „Muggen-Solidar-Versicherung“ (MSV), die in diesen Tagen ihren Hauptsitz im Duisburger Innenhafen bezieht, ermöglicht das Verschwinden von Kunst als Dekoration. Applaus!
Der Versicherungsfall, so eine Pressemitteilung der dpa, tritt unverzüglich ein, sobald ein „verdächtiger Auftraggeber“ (darunter fallen unter anderen die oben Genannten) die „Musikanten“ mit branchenüblichen Beleidigungen begrüßt. Dazu zählen die Klassiker („was machen sie tagsüber“ und „davon kann man leben?“ bis „ich bin ja ganz unmusikalisch“ etc.) sowie perfidere Absonderungen, etwa Berichte über den neulich „sehr genossenen“ Musicalbesuch. Die Versicherung deckt sodann das vereinbarte Muggen-Honorar via Blitzüberweisung und zahlt außerdem dem „MSV-Gold-Card“-Inhaber das Taxi zur nächsten Kneipe. Bei der – gerade in naturwissenschaftlichen Kreisen – neuerdings immer wieder gehörten Ansage „wir wollten mal was Experimentelles“ entfällt zudem die Einkommenssteuer für den Versicherungsnehmer. Versicherungspflichtig sind alle Musiker. Ausgenommen sind wegen des erhöhten Muggen-Aufkommens lediglich Trompeter in der Adventszeit. Über etwaige Härtefälle entscheiden die sogenannten „MUufis“, ein aus „muggen-unfähigen“ Doktoranden bestehendes Gremium…