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Ich wollte immer aussehen wie Jimi Hendrix

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Verdientes literarisches Denkmal für Bryan Ferry und Roxy Music
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David Buckley: Bryan Ferry und Roxy Music. Großes Kino für die Ohren, Hannibal, Höfen 2005, 408 Seiten, € 24,90, ISBN 3-85445-155-1

Musikerbiografien, vor allem wenn sie über 400 Seiten umfassen, sind oft etwas für Musikexperten, die beruflich mit der Sache zu tun haben, oder für Hardcore-Fans. Doch das Kapitel Bryan Ferry und Roxy Music lässt sich eben nicht einfach in ein paar Seiten klatschen, die Band und ihr zur Kultfigur gewordener Leader haben Popmusikgeschichte geschrieben und haben mit ihrem außergewöhnlichen Sound neben David Bowie die Ära des Glamrock geprägt wie niemand anderer.

Wie so viele großartige Musikerkollegen, die in der 70ern als Performer groß geworden sind, stammt auch Bryan Ferry aus Großbritannien, besser gesagt aus einem nordenglischen Arbeiterviertel, was man dem späteren Gentleman des Pop wirklich nicht mehr ansah. Vielleicht war es genau diese Sehnsucht nach dem anderen, nach Glamour, guten Anzügen und einem exotischen Leben, das den schüchternen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen in eine ungewöhnliche Musikerkarriere trieb.

Der am 26. September 1945 geborene Ferry lernte die erste „richtige“ Musik bereits als Fünfjähriger kennen und lieben, als ihm eine seiner Schwestern Beethovens Mondscheinsonate vorspielte, wenig später machte ihn eine Tante mit Nat King Cole bekannt, wiederum eine andere Schwester mit Blues und Soul. Schon früh fühlte sich Ferry in der glanzlosen Arbeiterwelt deplatziert und als Außenseiter, es zog ihn zum Theater, zur Bohème, zum Künstlertum, alles was schön und perfekt war, spielte sich seiner Meinung nach, in einer anderen Gesellschaftsschicht ab.

Musiker wurde er dann beinahe aus Zufall, während seiner Zeit als Student der bildenden Künste in Newcastle sprach ihn ein Radsportkollege an, ob er nicht in einer Band singen wolle. Doch es vergingen fast zehn Jahre bis Ferry auch berufliche Erfolge als Musiker feiern konnte.

Der Rest ist, wie gesagt, Popgeschichte, und Autor David Buckley hat sorgfältig recherchiert, zahlreiche Interviews mit Freunden, Familie und Bandkollegen geführt; mit seiner Biografie ist ihm gleichzeitig ein Stück Sittengeschichte der verrückten Siebziger- und Achtzigerjahre im glamourösen London gelungen. Eine vergnügliche Reise in bunte Kreise und die melancholische Welt eines der besten Songschreiber seiner Zeit, der mit seiner Band Roxy Music eine ganze Generation prägte.

Ende der Neunziger gelang Bryan Ferry, um den es Ende der Achtziger still geworden war, mit der Nostalgiewelle übrigens noch einmal mit einer großartigen CD-Produktion ein kleines Comeback. Der Gentleman des Pop interpretiert auf „As Time Goes By“ seine Lieblingslieder aus den Dreißigerjahren, Kritik und Publikum zeigten sich begeistert. Internetadressen, eine ausführliche Bibliografie und Diskografie vervollständigen das einfühlsame Werk.

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