Der Schnelldurchlauf im Oktober: Sechs Alben zwischen Österreich und Island, von Big Band Jazz bis Möchtegern-Grunge. Für die erste Erkenntnis, zur schnellen Information und zur Einordnung mit Sternchen: von einem Stern *: apathisch, bis zu fünf Sternen *****: beispiellos!
Künstler: Joe Zawinul
Albumtitel: Absolute Ensemble
Internet: www.absoluteensemble.com
Erscheinungstermin: 30.10.09
Label: Intuition
Grobe Musikrichtung: Ensemble Jazz
Herkunftsland: USA / Österreich / Estland
Zielgruppe: Jazzer
Inhalt: In den letzten Jahren seines Lebens spielte Joe Zawinul bewusst Aufnahmen ein, die erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollten. Eine davon ist die Zusammenarbeit mit Kristjan Järvi und dem Absolute Ensemble. Da gelang tatsächlich eine Jazzvision, ein Musikpanorama. Jazz für die Ewigkeit, Jazz aus der Sicht eines Zawinuls, wie nur er das montieren konnte. Hörenswert und sehenswert, denn als Bonus gibt es auf der DVD einen kleinen „making of“-Film. Hoffentlich nicht der Schlussakkord posthumer Veröffentlichung dieses Wiener Genies.
Fazit: Großartig traurig
Bewertung: *****
Künstler: Helgi Jonsson
Albumtitel: For the rest of my childhood
Internet: www.helgijonsson.com
Erscheinungstermin: 09.10.09
Label: Sevenahalf / Broken Silence
Grobe Musikrichtung: Songwriter
Herkunftsland: Island
Zielgruppe: Schmusebären
Inhalt: Kummer, Piano und quietschende Akustikgitarren sind Trumpf bei Helgi Jonsson. Aber ein Isländer ist nun mal nicht prädestiniert, Hardcore zu spielen. Deshalb greint Helgi ziemlich oft, knödelt ein paar todunglückliche Töne durch die Stimmbänder und vergisst vor lauter Gram ab und an mal einen stringenten Song raus zu hauen. Nun ja. Frostbeulen und Winter-Psychotiker können sich mit „For the rest of my childhood“ in ihren Lammwolldecken vergraben und sicher gut mit der isländischen Eintönigkeit mitheulen. Wer Spaß will, sollte besser Schlitten fahren.
Fazit: Durchwachsene Songs eines zu traurigen Künstlers
Bewertung: **
Künstler: Bill Evans
Albumtitel: Vans Joint
Internet: www.billevanssax.com
Erscheinungstermin: 25.09.09
Label: BirdJAM
Grobe Musikrichtung: Saxofon-Jazz
Herkunftsland: USA / Deutschland
Zielgruppe: Jazzkenner
Inhalt: Dave Weckl, Mark Egan und die die WDR Big Band stehen Bill Evans bei „Vans Joint“ zur Seite. Alle übrigens in Hochform. Die Arrangements, die von Michael Abene speziell für das Big-Band-Gewand umgeschrieben wurden, klingen fett, frech und ein klein wenig aufgebauscht. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ob sich Bill Evans auch weiterhin mit Jazzorchestern einlässt, wird sich zeigen. Als Abwechslung durchaus tauglich
Fazit: Gelungen
Bewertung: ****
Künstler: Lovebuzz
Albumtitel: Sign on my skin
Internet: www.myspace.com/thelovebuzz
Erscheinungstermin: 02.10.09
Label: Elevator Records
Grobe Musikrichtung: Möchtegern-Grunge
Herkunftsland: Italien
Zielgruppe: Fans des derben Rocks
Inhalt: Luca Schillaci (Voc., Git.), Gaetano Guasto (Git.), Marco Capodici (Drums), Calogero Intorre und Carmelo De Marco (beide spielen Bass) sind Freunde des Grunge. Mehr aber auch nicht. Ihre Vorstellungen wie Grunge in der nun über fünfzehnjährigen Nachklangphase sein könnte, verfehlt die Realität. Lovebuzz stibitzen hier und da ein paar Ideen, klingen mal nach Candlebox, dann nach Screaming Trees und irgendwie haben wir jeden Refrain, den die Italiener anbieten schon gehört. Saft und Kraft fehlen vollends, selbst die Arrangements wirken hölzern und konstruiert. Mehr Lockerheit, Jungs. Grappa in die Kehle und beim nächsten Album mutiger rangehen.
Fazit: Ideenloser Rock, der nachgebessert werden muss!
Bewertung: *
Künstler: Karen Mukupa
Albumtitel: Dreamer
Internet: www.myspace.com/mukupa
Erscheinungstermin: 18.09.09
Label: Cope Records / VME
Grobe Musikrichtung: Melange aus Reggae, Afro, Latin, Hip-Hop
Herkunftsland: Zambia / Dänemark
Zielgruppe: Weltfreunde
Inhalt: Ja, ja. Schon nach wenigen Minuten ist klar: „Dreamer“ ist perfekt produziert. Karen Mukupa singt ganz großartig. Sämtliche Einflüsse dieser Welt werden verarbeitet. Das garantiert Mainstream-Kompatibilität, also durchaus gewollte Radiopräsenz. Aber mal ehrlich. Diese perfekten Produktionen gibt es bereits wie Sand am Meer. Überraschendes fehlt und sämtliche Songs des Albums perlen an einem ab, wie der erste Frost von der Windschutzscheibe. Wie formulierten das einst die Rock-Haudegen von OUR LADY PEACE in ihrem Song „Where are you“: „Hey you … Have you felt like this before? … You got style but ain't got soul“.
Fazit: Etwas seelenlos, aber beachtlich produziert
Bewertung: ***
Künstler: Ingela
Albumtitel: All these choices
Internet: www.myspace.com/ingelamusic
Erscheinungstermin: 18.09.09
Label: Ajabu!
Grobe Musikrichtung: Songwriterin zwischen allen Stilen
Herkunftsland: Schweden
Zielgruppe: Junge Menschen, die am Wochenende nicht mitdürfen
Inhalt: Ingela vermengt Musik der 60er, der 70er, der Popmusik im Allgemeinen, des Jazz, der angehauchten brasilianischen Ecke und des R&B zu einem luftigen Songwriter-Paket. In den Grundtönen zeigt sich die Farbe Moll, allerdings hat Ingela freche und witzige Passagen parat, die das Hören erleichtern, ja sogar Spaß machen. Ihre Stimme ist Mittelpunkt der gesamten Angelegenheit und funktioniert somit als glasklarer, roter Faden des Albums. Ja, wenn man sein eigenes Songwriter-Konzept hat und das so durchzieht, darf man sich Hoffnungen machen gehört zu werden. Deshalb ist Ingela mindestens ein Anhörtipp. Wenn nicht so gar eine Kaufempfehlung wert.
Fazit: Schwermütige, aber forsche Songs, die befreiend ankommen
Bewertung: ****