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Männerchor-Wagner

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Männerchor-WagnerRichard Wagner: Das Liebesmahl der Apostel, Der Tag erscheint, An Webers Grabe, Trauersinfonie, Eine Faust-Ouvertüre, Siegfried-Idyll; Männerchöre des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, des Wiener Kammerchores u.a., Dresdner Philharmonie, Michel Plasson EMI 5 56358 2 (1 CD) DDD Richard Wagner hat eine ganze Reihe von Werken für Männerchor geschrieben, die man selten erlebt. Die neue EMI-CD umreißt die hier teilweise erstmals auf CD eingespielten Kompositionen in ihrer Ankündigung als „Richard Wagner in Dresden“. Dieser Titel ist nur für einen Teil der hier erklingenden Werke, auf das interpretierende Orchester und einen Teil der Chöre zutreffend, nicht jedoch auf die hier mitgelieferten Orchesterwerke aus der Pariser und Tribschener Zeit des Komponisten. Michel Plasson, der als Chef des Orchestre National du Capitole de Toulouse zu den Dresdner Philharmonikern gewechselt ist, begnügt sich erfreulicherweise auch in der sächsischen Hauptstadt nicht auf das Beschreiten ausgetretener Repertoirepfade. So interpretiert er die zweite, von Blechbläsern begleitete Fassung des Festgesangs „Der Tag erscheint“, das der Königlich Sächsische Hofkapellmeister zur Einweihung des Denkmals von König Friedrich August I. komponiert hat. Einen besonderen Höhepunkt von Wagners Tätigkeit als Hofkapellmeister bildete im Jahre 1844 die Rückführung der sterblichen Überreste Carl Maria von Webers aus London nach Dresden. Hierzu hat er eine Trauersinfonie aus Motiven der „Euryanthe“ (Ouvertüre und Kavatine „Hier dicht am Quell“) für 80 Blechbläser sowie ein Chorwerk komponiert, „Hebt an den Sang, ihr Zeugen dieser Stunde“. Der A-capella-Männerchor, für den Wagner auch als Dichter verantwortlich zeichnet, erklingt auf der CD in erfreulich großer Besetzung, durchaus textverständlich. Die Trauersinfonie dauert in Plassons Interpretation - gegenüber der sehr viel breiteren Schallplatteneinspielung unter Dondeyne - nur knapp sieben Minuten. Hauptwerk der CD ist die biblische Szene „Das Liebesmahl der Apostel“. Bei der Uraufführung erklang die rund einhalbstündige Komposition, bei der erst kurz vor Ende ein hundertköpfiges Orchester einsetzt, von 1200 Sängern interpretiert und überschritt somit die Anzahl der Mitwirkenden an Mahlers „Sinfonie der Tausend“. Über die Wirkung der Uraufführung am 6.7.1843 in der Dresdener Frauenkirche, mit dem hinter den Sängern verdeckten Orchester, war der Theatraliker Wagner enttäuscht. Die dennoch eindrucksstarke Pfingstfest-Komposition, mit abwechselnden Chören der Jünger-Gruppen und der Apostel, antizipiert mit einem Verkündigungs-Chor aus der Höhe bereits den „Parsifal“. Erfreulicherweise ist auch bei dieser Komposition Plassons Interpretation beschwingter als die bislang vorliegenden Einspielungen auf Schallplatte und CD - unter Wyn Morris, Viktor Lukas und Pierre Boulez (!) -, insbesondere im abschließenden Orchestersatz, wenn die Apostel und Jünger, durch die Ausgießung des heiligen Geistes gestärkt und mutig, sich anschicken, in die Welt hinauszuziehen.

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