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11 Fragen an Tanja Becker-Bender

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Die Violinistin Tanja Becker-Bender wurde 1978 in Stuttgart in eine Familie von Musikern und Wissenschaftlern böhmischen Ursprungs geboren. Im Alter von elf Jahren bewältigte sie ihren ersten solistischen Auftritt in Salzburg. Ihr Studium führte sie später nach Stutt­gart, London, Wien und New York. Bei Wettbewerben in Genf, Gorizia, Chimay, Tokio und Houston erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Als Solis­tin konzertiert Tanja Becker-Bender unter anderem mit dem Tokyo Philharmonic Orchestra, dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Radiosinfonieorchester des SWR sowie dem Konzerthausorchester Berlin. Nach CD-Einspielungen mit Werken von Dvorák, Albinoni und Beet­hoven erschien im März 2009 ihre CD der „24 Capricci“ für Violine solo von Nicolò Paganini, wofür sie mit dem „Editor’s Choice“ des englischen „Classical Music Magazine Gramophone“ und von „Classic FM“ ausgezeichnet wurde. In den Jahren von 2006 bis 2009 war sie als Professorin an der Hochschule für Musik Saar tätig, seit 2009 ist sie Professorin an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.

Welche Musik macht Sie stark?
Bach, Beethoven und Bartók: In jedem Moment ihres ganzen Spektrums an menschlichem Ausdruck – sei es von Freude, Jubel, oder auf der anderen Seite von Einsamkeit und Schmerz – wird ihre Musik von einer Gewissheit um Höheres getragen.

Bei welcher Musik werden Sie schwach?
Am ehesten bei Schumann, Janácek, Schostakowitsch, Hartmann. Die Kraft ihrer Musik entspringt meines Empfindens nach aus einem kompromisslosen „Sich den eigenen Gefühlen stellen“, koste es, was es wolle.

Bei welcher Musik stellen Sie sofort das Radio ab?
Musikhören bedeutet für mich aktives Erleben, das durch das „Konsumieren“ von Berieselung erstickt würde. Wenn mich die Musik im Radio nicht dazu auffordert oder auch wenn ich selbst nicht mit der notwendigen Konzentration zuhören könnte, stelle ich lieber ab. Manchmal ist auch ein Moment der Stille wertvoll.

Mit welcher Melodie sollte Ihr Handy klingeln?
Vielleicht mit der Fanfare aus dem letzten „Fidelio“-Akt, „Der Minister kommt an“? Bisher bin ich aber beim ganz altmodischen „Ring-Ring“ geblieben.

Wenn Sie „Königin von Deutschland“ wären, was würden Sie als Erstes tun?
In den Schulen wieder flächendeckend hochqualifizierten Musikunterricht einführen. Wir hatten das Glück, einen hervorragenden Unterricht zu genießen und rückblickend wird mir immer mehr bewusst, dass man in der prägenden Jugendzeit nicht nur offen für solche Impulse ist, sondern geradezu danach hungert. Und was könnte eine menschliche Entwicklung besser unterstützen als große Musik in ihrer ganzen Bandbreite?

Wie hieß Ihre erste Schallplatte?
Ich glaube, es waren gleich drei: Dvorák, Sinfonien Nr. 7 und 8, dann die Neunte, und die Slawischen Tänze …

Welches ist Ihr Lieblingslied von den Beatles?
„Strawberry fields forever“.

Auf wen oder was können Sie am ehesten verzichten?
Gleichgültigkeit, Arroganz, Wichtigtuerei bei Halbwissen …

Welches Musikstück erinnert Sie an das erste Rendezvous oder an den ersten Kuss?
Vielleicht meine Lieblingsoper: Mozarts „Le Nozze di Figaro“.

Woran starb Mozart?
Mir fällt spontan die englische Redewendung „burn one’s candle at both ends“ ein. Wie er in seinem kurzen Leben diese Musik alleine zu Papier bringen konnte – dies an erster, zweiter und dritter Stelle! Und dann musste er auch noch mit alltäglichen Sorgen umgehen – in Kutschen reisen, eine Familie umsorgen und unter den damaligen hygienischen und medizinischen Bedingungen von Krankheiten genesen –, er musste gesellschaftlich präsent sein, um sich selbständig etablieren zu können ...  – wie lange konnte das gut gehen? Aus heutiger Sicht ist das sowieso schwer vorstellbar. Anders als seine Musik, in der er wohl als sensibelster und weisester Psychologe aller Zeiten die Menschen, wie sie immer waren und bleiben werden, entdeckt hat.

Welche Musik soll zu Ihrer Beerdigung erklingen?
Ein Contrapunctus aus der „Kunst der Fuge“ von Bach.

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