Birke Bertelsmeier erhält den Hindemith-Preis 2026

Der mit 20.000 Euro dotierte Hindemith-Preis, der jährlich im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) vergeben wird, geht 2026 an die Berliner Komponistin Birke Bertelsmeier. Mit ihr würdigt das Festival eine Komponistin, die es meisterhaft beherrscht, zu irritieren. 

Birke Bertelsmeiers Musik lebt von Bewegung und subtiler Spannung. Mal sind es kaum wahrnehmbare Veränderungen in einer fließenden Struktur – minimale Tempo- oder Tonhöheschwankungen, die sich erst im Nachklang bemerkbar machen. Mal sind es überraschende Wendungen in einer schlichten Melodie: ein Spiel mit Erwartungen und Momente, die aufhorchen lassen. »Ich irritiere gerne mit meiner Musik und bringe die Zuhörenden gerne zum Stutzen«, sagt Birke Bertelsmeier, die bereits im Alter von sechs Jahren ihr erstes Stück komponierte. Vermeintliche Fehler wie eine leicht aus dem Rhythmus kippende Melodie werden bei ihr zu Gestaltungsmöglichkeiten für neue Klangperspektiven. 

Die Jury würdigt Birke Bertelsmeier als »Klangerfinderin, deren Musik zum Staunen bringt, Konventionen hinter sich lässt und überrascht. Nichts scheint unmöglich in diesem Labyrinth aus künstlerischen Aggregatszuständen und genreübergreifenden Imaginationen. Durch ihr reiches und vielfältiges Werk zieht sich als roter Faden die Entwicklung einer künstlerischen Souveränität, die kreative und reflexive Gestaltungskompetenz dialogisch verbindet.«

Birke Bertelsmeier freut sich sehr über die Auszeichnung, auch weil sie eine Bewunderin des Komponisten Paul Hindemith ist: »Ich schätze Hindemiths Witz und Charme in seiner Musik und wie er ausgehend vom Instrument seine Kompositionen denkt«, sagt die Preisträgerin.

Paul Hindemith setzte sich für den musikalischen Nachwuchs ein und war insbesondere bekannt für sein musikpädagogisches Wirken. In seinem Sinne fördert der Hindemith-Preis herausragende junge, zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten. Seit 1990 wird der Preis im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) verliehen und ist mit einem Kompositionsauftrag verbunden. Gestiftet wird er von der Fondation Hindemith (Blonay/Schweiz), der Rudolf und Erika Koch-Stiftung, der Walter und Käthe Busche-Stiftung und Gerhard Trede-Stiftung, der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern der letzten Jahre zählen Matthias Pintscher (2000), Thomas Adès (2001), Jörg Widmann (2002), Lera Auerbach (2005), Anna Clyne (2016), Samy Moussa (2017), Mithatcan Öcal (2021), Hannah Kendall (2022), Alex Paxton (2023), Lisa Streich (2024) und Benjamin Scheuer (2025).

Die Jury bestand in diesem Jahr aus Friedemann Boltes (Behörde für Kultur und Medien Hamburg), Prof. Dr. Bernd Redmann (Musikhochschule Lübeck), Dr. Christian Kuhnt (SHMF) vertreten durch Laura Thomsen (SHMF), Jenna Melzer (Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur Schleswig-Holstein) und Prof. Tabea Zimmermann (Fondation Hindemith).

 

Biografie

Birke Bertelsmeier, geboren 1981 in Hilden, studierte Klavier bei Pavel Gililov an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und Komposition bei Wolfgang Rihm an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Sie gewann Preise u.a. beim Robert-Schumann-Kompositionswettbewerb, dem Yvar-Mikhashoff-Trust-for-New-Music, dem Schneider-Schott-Musikpreis 2012, dem Karlsruher Kompositionspreis 2014 sowie dem Kompositionsförderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung 2015. Darüber hinaus erhielt sie Stipendien u.a. vom Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen, der Hoepfner-Stiftung, der Richard-Wagner-Stiftung, der Ensemble Modern Akademie 2011/12, der Akademie Musiktheater heute 2011-13, den Förderprojekten der Ernst von Siemens Musikstiftung sowie der Deutschen Akademie Villa Massimo Rom 2013. Ihre Werke, darunter Musiktheater, Oratorien, Filmmusik, Orchesterwerke, Kammermusik und Solowerke, werden u.a. in Deutschland, Spanien, Italien, Österreich, Frankreich und China aufgeführt. Zu den Ausführenden zählen u.a. das Ensemble Modern, Mitglieder der Berliner Philharmoniker, die Bamberger Symphoniker, das Ensemble der Deutschen Oper Berlin und das Armida Quartett. 

 

Verleihung des Hindemith-Preis 2026

Mi, 12. August 2026 | 19.30 Uhr | Kiel, KulturForum in der Stadtgalerie