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Claus Harten. Foto: privat

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Traurig sein und dann wieder lachen

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Zum Tod von Claus Harten
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Präsent, begeisterungsfähig, zugewandt, voller Ideen – dies sind Eigenschaften, die einem einfallen, wenn man an Claus Harten denkt. Er steckte voller Leben – es ist schwer zu begreifen, dass dieses Leben nun vorbei ist.

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Zehn Jahre lang, von 1981 bis 1991, hat er die Jeunesses Musicales als Generalsekretär geprägt, professionalisiert, vorangebracht. Er hatte Oboe studiert, sich dann in verschiedenen Metiers versucht, unter anderem als Spiele-Entwickler in Ravensburg: vielleicht nicht die schlechteste „Lehre“, um anschließend einen so bunten und vielseitigen Verband zu leiten. In seine Zeit fielen die Anfänge der Musikalischen Bildungsstätte, der Vorgängerkonstruktion der heutigen Musik­akademie. Leicht hatte Claus es nicht als junger Verbandsgeschäftsführer. Die musikalischen und verbandlichen Strukturen im „Ländle“ waren damals noch deutlich konservativer; gleiches gilt für die Verantwortlichen in der Stadt Weikersheim. Hier hatte er manchen Kampf auszufechten – und setzte sich meistens durch, nicht zuletzt durch gute Argumente und seine schon damals ausgeprägte Kommunikationsqualität. Innovative Kurskonzepte entstanden in seiner Zeit, als Beispiele seien hier die Probespieltrainings oder der Jazzkurs für Anfänger genannt. Die Weikersheimer Oper, zunächst als Ferienkurs für Musikstudierende gedacht, wurde in den 1980er Jahren bereits zu dem Musiktheater-Event, das auch heute noch zahlreiche Besucher von näher und ferner anlockt. Legendär immer noch die Uraufführung des Musicals „Rasputin“, die das ganze Team an die Kapazitätsgrenzen (und darüber hinaus) brachte. Noch in der Nacht vor der Generalprobe saßen mehrere Menschen in der Bildungsstätte, um fehlerhafte Noten zu korrigieren und neu zu schreiben. Der Erfolg der Premiere ließ alle Unbill vergessen. Auch die Verbandsarbeit hat Claus professionalisiert; es kamen die ersten Computer ins Weikersheimer Büro, damals noch mit hohen Anwendungshürden versehen – und immer mit der Angst verbunden, wichtige Dokumente für immer zu vernichten, wenn man aus Versehen auch nur eine falsche Taste drückte. 

Was ihn vor allem anderen auszeichnete, war seine Neugier, sein Interesse nicht nur an neuen Ideen und Projekten, sondern vor allem auch an Menschen. Ich kam direkt nach dem Studium als junge Mitarbeiterin in das Weikersheimer Büro, Claus war mein erster „richtiger“ Chef. Seine Art, nicht nur den Verband, sondern auch Mitarbeiter zu führen, ist bis heute Vorbild: Potenziale erkennen, fordern und fördern, Begeisterung zeigen, die ansteckt, dies immer in einer menschlich-zugewandten Art: So habe ich ihn zwei Jahre lang erlebt. Und aus dem Verhältnis Chef – Mitarbeiterin wurde Freundschaft. Diese Qualitäten: Führung, Potenziale erkennen, Menschen begleiten und fördern haben ihn in seinem späteren Berufsweg begleitet und waren auch dort Kern seines Tuns.

Claus hat sich auch nach seiner Zeit als Generalsekretär vielfach für die Jeunesses Musicales engagiert, hat Sponsorenkonzepte entwickelt und organisiert und dort, wo er gefragt war, uneigennützig beraten und unterstützt. 2011 ernannte ihn die Jeunesses zu ihrem Ehrenmitglied.

Einmal ist es ihm gelungen, seine schwere Krankheit zu besiegen und mit neuem Elan weiterzumachen. Ein zweites Mal hat er es nicht geschafft. „Wenn Ihr an mich denkt, seid nicht traurig, sondern habt den Mut, von mir zu erzählen und zu lachen“, steht auf der Traueranzeige. Die Jeunesses-Familie wird ihn nicht vergessen und gern von ihm erzählen, traurig sein und dann auch wieder lachen.

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