Die Augen der Zuschauer wanderten ungläubig vom Quintett auf der Bühne ins Programmheft und wieder zurück. Aber es blieb dabei: Während sich das Quintett gerade mit einem hochgewachsenen jungen Mann am Fagott – wie das Foto im Programmheft deutlich zeigte – einen 1. Preis im Wettbewerb um den European Music Prize for Youth 2004 erspielt hatte, trat es im Abschlusskonzert zusammen mit einer eher zarten Fagottistin auf.
Was war geschehen? „Eigentlich zeigt nichts besser als diese kleine Episode, worin der Wert des internationalen Jugendmusikwettbewerbs um den European Music Prize for Youth liegt, den die Europäische Union der Musikwettbewerbe für die Jugend (EMCY) jedes Jahr veranstaltet“, freut sich Generalsekretär Dr. Eckart Rohlfs. „Der Fagottist des Quintetts, das aus Deutschland zum Wettbewerb angereist war, hatte vorzeitig nach Hause fahren müssen, und da ist eben kurzerhand die Fagottistin eines anderen Ensembles aus Kroatien eingesprungen. Kontakte dieser Art, den Austausch zwischen jungen Musikerinnen und Musikern in ganz Europa zu fördern – genau das ist erklärtes Ziel der EMCY.“ Nicht nur in dieser Hinsicht war der Wettbewerb, der vom 12. bis 16. Oktober in Dubrovnik/Kroatien ausgetragen wurde, ein voller Erfolg. Der gastgebende Wettbewerb, die Croatian Association of Music and Dance Pedagogues (HDGPP), hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die sich sehen lassen konnte. An sechs Tagen wurden unter den Wettbewerbsteilnehmern in den Kategorien Gitarre und Bläserensemble und den Altersgruppen Junior (bis 18 Jahre) und Senior (bis 24 Jahre) in je drei Runden die Preisträger ermittelt, fand eine Eröffnungsfeier ebenso statt wie ein Konzert mit dem Sinfonieorchester aus Dubrovnik (Dirigent: Igor Gjadrov) anlässlich des 75. Geburtstages des kroatischen Komponisten Adalbert Markovic. Das Sinfonieorchester begleitete im Abschlusskonzert auch die beiden Gitarristen, die in ihrer Altersgruppe jeweils den 1. Preis gewonnen hatten, Petrik Ceku aus Kroatien (geboren 1985) und Srdan Bulat (geboren 1986), ebenfalls aus Kroatien. In der Kategorie Bläserensemble gingen die ersten Preise an zwei deutsche Ensembles: Lars, Jörn und Kirstin Niederstraßer, einem Saxophontrio aus Gifhorn und an das eingangs erwähnte Quintett – in der „Originalbesetzung“ mit Maria Jarovaja (Flöte), Frederike Timmermann (Oboe), Sebastian Lambertz (Klarinette), Stephan Schottstädt (Horn) und Jacob Karwath (Fagott) aus Nordrhein-Westfalen.
Einziger Wermutstropfen: „Die vergleichsweise geringe Teilnehmerzahl war ein wenig enttäuschend“, so das EMCY-Präsidium. „Um das in Zukunft zu verhindern, haben wir uns auf der Generalversammlung der EMCY, die im Anschluss an den Wettbewerb in Dubrovnik stattfand, Gedanken zur Zukunft des Wettbewerbs gemacht. Eine Arbeitsgruppe wird die Ideen nun in ein schlüssiges Konzept gießen.“ Der nächste Wettbewerb um den European Music Prize for Youth findet in der Kategorie „Lied“ (Sologesang mit Klavier) vom 29. August bis 4. September 2005 in Marl/Deutschland statt. Bewerbungsschluss ist der 1. Juni 2005. Informationen auf der EMCY-Homepage: http://www.emcy.org
Das Quintett mit der eingesprungenen Fagottistin, Anita Fucko, konnte die Jury übrigens im Abschlusskonzert überzeugen, dass es zusätzlich zum 1. Preis auch noch den European Music Prize for Youth (EMPY) verdient hat. In der Kategorie Gitarre ging der EMPY an Srdan Bulat.