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Ein älterer Mann mit weißen Haaren und schwarzen Augenbrauen, Brille, leicht rundlichem Gesicht in einem dunkelbraunen Anzug, Weste, Taschenuhr-Kette, mehreren Anstecknadeln und einer blau-weißen Krawatte

Alexander L. Suder. Foto: Daniel Suder

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Pionier der Musikpolitik

Untertitel
Nachruf zum Tod von Prof. Dr. Alexander L. Suder
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Für die meisten Menschen in den 1950er bis 1970er Jahren waren Musik und Politik getrennte Welten. In diesem Umfeld machte Alexander L. Suder eine Entdeckung, die von nun an sein Denken und Handeln bestimmte: „Die größte Initialzündung war, dass auch Musik eine Politik braucht.“ Mit dieser Erkenntnis hatte er sein zentrales Lebensthema gefunden. Er wurde einer der erfolgreichsten deutschen Musikpolitiker.

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Geboren 1927 durchlebte er als Jugendlicher den II. Weltkrieg, danach studierte er Musikwissenschaft, war Privatmusiklehrer, ein begnadeter Musikvermittler und -pädagoge. An der Hochschule München entwickelte er im Rahmen des Studiums Generale in Vorlesungen und als Chor- und Orchesterdirigent eine angewandte Musikwissenschaft, die vielen Studierenden eine lebenslange Liebe zur Musik einpflanzte.

Der Ausgangspunkt seines Weges als Musikpolitiker war der Münchner Tonkünstlerverband. Als 1969 sein Vater, der Komponist Joseph Suder, aus Altersgründen als Beisitzer aufhörte, folgte er ihm nach. Vier Jahre später war er bereits 2. Vorsitzender und übernahm zusätzlich dieselbe Funktion im Landesband, dessen 1. Vorsitzender er dann von 1977 bis 1982 war. Außerdem engagierte er sich für die Aktionsgemeinschaft Musik in Bayern, in der Verbände und Institutionen der Berufsmusik vertreten waren, und erreichte schließlich das schwierige Kunststück, im Bayerischen Musikrat Laien- und Profiverbände zu einer schlagkräftigen Lobby für Musik zusammenzuführen: 1977 wurde er der erste Präsident und blieb dies 20 Jahre lang. Innerhalb von 8 Jahren hatte er die bayerische Musikpolitik auf neue Füße gestellt.

Dass dies möglich war, lag nicht nur an seinem immensen Wissen, seiner Kompetenz, seiner unerschöpflichen Energie, sondern vor allem auch an seiner Persönlichkeit. Er hatte eine glückliche und harmonische Kindheit, die ihn zu einem humorvollen, positiven Menschen prägte, der auf andere zuging, sie wertschätzte, sie für ein gemeinsames Ziel motivieren und auch bei teilweise divergierenden Interessen zu gemeinsamem Handeln bewegen konnte. Er war ein Kontaktgenie, das mit Leichtigkeit ebenso zu Musikerkollegen wie zu Politikern einen guten Draht herstellen konnte. Mit der Lebensfreude, die er ausstrahlte, machte er jedem klar, wie viel Positives durch Musik bewirkt werden kann.

Seine Strategie war nicht Konfrontation, sondern eine freundliche, aber unnachgiebige Hartnäckigkeit verbunden mit einer konstruktiven Lösungsorientiertheit. Alles, was Suder erreicht hat, zu beschreiben, sprengt den Raum eines Nachrufes. Hier nur vier Punkte: Wegweisend für die Bayerische Kulturpolitik war die Entwicklung eines Bayerischen Musikplans und seine Fortschreibung. Die Künstlersozialkasse, die er maßgeblich mitbegründet hat, ist für freiberufliche Musiker eine der größten Errungenschaften.

Für Komponisten und konzertierende Musiker boten die von ihm geleiteten Bayerischen Tonkünstlerfeste die Möglichkeit, ihre Kunst und Kreativität zu zeigen. Die Bände der Buchreihe „Komponistinnen und Komponisten in Bayern“, die von ihm gegründet und bis zum 50. Band herausgegeben wurde, sind eine in Deutschland einmalige Dokumentation des musikalischen Schaffens im 20. und 21. Jahrhundert.

Alexander Suder verstarb am 7. Oktober im hohen Alter von 97 Jahren. Mit seiner liebenswürdig bescheidenen Selbstironie sagte er einmal, dass es ein Zeichen von Intelligenz sei, den Rat der Älteren anzunehmen, anstelle deren Fehler zu wiederholen. Sein Humor, seine Gabe zusammenzuführen, sein Optimismus trotz aller Probleme und seine Kreativität bei der Suche nach Lösungen sind für unsere von Spaltung bedrohte Gesellschaft ein wichtiges Vorbild.

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