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Konzert auf einer dunklen Bühne mit einem großen (Kammer-)Streichensemble.

Das Glück beim letzten Ton, das ensemble KONTRASTE. Foto: ensemble KONTRASTE

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Starker Start in Nürnberg!

Untertitel
ensemble KONTRASTE mit zwei Oktetten in der Nürnberger Tafelhalle
Vorspann / Teaser

Das Nürnberger ensemble KONTRASTE startet mit neuen Gesichtern in die Saison 2025/26: Nach über 30 erfolgreichen Jahren übergab die Gründergeneration die Leitung an Hendrik Blumenroth, Luise Heiß, Philipp Heiß und Jeany Park-Blumenroth.

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Machte schon deren wahrlich „kontrastreiches“ Jahresprogramm unter dem Motto UPON WEIGHTLESS WINGS neugierig, umso mehr dann das erste Konzert am 11. Oktober. Unter dem Titel „Anstoß!“ standen zwei Oktette auf dem Programm, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Franz Schuberts monumentales Oktett und in derselben Besetzung Gregor A. Mayrhofers Lageder Oktett von 2017. Benannt ist dieses Werk nach seinem Auftraggeber, dem Südtiroler Winzer Alois Lageder, auf dessen Weingut die Komposition entstand. Geprägt von Reflexionen über die umgebende Natur und die Beziehung von Mensch und Natur sei das Werk, erläuterte der junge, aber schon renommierte Komponist in einer Videobotschaft zu Beginn des Konzerts in gewinnender Weise – schon dies ein überraschender, aber schlüssiger Konzertauftakt!

Zu Schuberts populärem Oktett muss an dieser Stelle nichts gesagt werden, außer der Feststellung, dass das Ensemble das Werk erfrischend engagiert und überzeugend darbot – nicht selbstverständlich, schließlich müssen da acht solistische Akteure stimmig interagieren. Und wieviel Tiefe, wieviel emotionale Mehrdeutigkeit steckt in diesem „Serenadenriesen“! Das ensemble KONTRASTE beließ es nicht bei gefälligem Serenadenton, sondern hob gerade die Schattenseiten der Musik hervor. So geriet etwa das Adagio nicht nur klangschön, sondern auch innerlich aufgewühlt.

Doch wie zwei so unterschiedliche Werke zu einem Konzertabend zusammenfügen? Einerseits Schuberts romantisch ausuferndes Oktett mit fast einer Stunde Länge, andererseits Mayr­hofers hochkomprimierte Musik, die weniger als 20 Minuten dauert? Die geglückte Lösung: Man begann mit Schuberts Werk, dann, nach dem fünften Satz, für das Publikum absolut unerwartet, Lichtwechsel, ein langgezogener, verhaltener Ton: der Beginn eines konzentrierten musikalischen Naturbildes. Spannungsreich, wie sich, mit Mayrhofers Worten, die musikalischen Prozesse organisch entfalten: „Die Klangobjekte wuchern, vermehren und verändern sich, bis eine kritische Masse erreicht ist, das Ganze in sich zerfällt und somit den Boden für eine neu beginnende Entwicklung bietet.“ Faszinierend, wie bruchlos der katastrophisch bedrohliche Beginn von Schuberts Oktett-Finale sich da anfügt, wie gespenstisch danach die Heiterkeit der verbleibenden Musik wirkt. Die berechtigte Reaktion des Publikums: Bravorufe schon beim Verklingen der letzten Töne!

Übrigens: Der Titel „Anstoß“ verwies nicht nur auf den Saisonbeginn, es wurde danach mit dem Publikum tatsächlich angestoßen, nämlich mit Wein des namensgebenden Winzers! Ein gelungener Ausklang für einen Abend, der eindrucksvoll bewies, was konsequent gedachte Programmgestaltung und eine hervorragende künstlerische Umsetzung leisten können.

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