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Ein offen gestalteter Tagungsraum mit zwei Fensterseiten in einem hohen Geschoss mit Blick über die Stadt. Darin 5 lange Tische mit DTKV Mitgliedern.

Bundesdelegiertenversammlung am 9. November 2025 in Mannheim. Foto: Elisabeth Herzog-Schaffner

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Weiterentwicklung in herausfordernden Zeiten

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2. Bundesausschusssitzung und 63. Bundesdelegiertenversammlung des DTKV
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Am 8. November trat der durch die im letzten Jahr beschlossene neue Satzung geschaffene Bundesausschuss zum zweiten Mal zusammen, tags darauf fand die 63. Bundesdelegiertenversammlung statt. Beide Termine fanden in den Räumen der Mannheimer Versicherung AG in Mannheim statt.

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Durch den Bundesausschuss wird den Landesverbänden ermöglicht, sich stärker als zuvor in die thematische Arbeit des DTKV einzubringen und sich länderübergreifend inhaltlich auszutauschen, die Bundesdelegiertenversammlung dient weiterhin der Beschäftigung mit vereinsinternen und -rechtlichen Fragen. So wurden in der Bundesausschusssitzung nach Begrüßungen durch Sebastian Göttert von der Mannheimer Versicherung AG und Prof. Christian Höppner als Präsident des DTKV zunächst bund- und länderübergreifende Themen eruiert, um anschließend das weitere Vorgehen zu beraten. Dabei kam zum Ausdruck, dass dem DTKV auch weiterhin herausfordernde Zeiten bevorstehen: Insbesondere die Gewinnung von Neumitgliedern stellt eine große Herausforderung dar, um eine ausgewogene Altersstruktur im Verband und somit sein Fortbestehen zu sichern. Prof. Höppner betonte zudem, dass eine ausgeprägte Diskrepanz zwischen der in der Politik oftmals beschworenen Wertschätzungskultur für ehrenamtliche Tätigkeiten und den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort bestehe. Es müsse darauf hingewirkt werden, dass sich die Wertschätzungskultur auch in konkretem Handeln niederschlage.

Prof. Hans-Peter Stenzl und Ralf Püpcke stellten als Lösungsvorschlag für die Problematik der Kommunikation mit den Musikhochschulen vor Ort eine Initiative des Landesverbands Baden-Württemberg zur Mitgliederwerbung vor, die in diesem Jahr erprobt wird: Der DTKV Baden-Württemberg stellt sich im Rahmen einer Online-Veranstaltung der Career Services der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und der Hochschule für Musik und Theater Rostock Studierenden vor. Während der Veranstaltung werden verschiedene Berufsverbände vorgestellt, sodass den Studierenden ein Überblick über diese gewährt wird. Zusätzlich setze der Landesverband aber weiterhin auf bewährte Mittel wie einen Informationsstand oder die Werbung über Monitore im Foyer der HMDK Stuttgart. Auch in anderen Landesverbänden wird zur Mitgliederwerbung eng mit den ansässigen Musikhochschulen sowie deren Career Centern zusammengearbeitet, der Landesverband Bayern etwa werde mehrmals im Jahr an die Hochschule für Musik und Theater München eingeladen, um zu aktuellen Themen Stellung zu beziehen. 

Realitätsbezug hinsichtlich beruflicher und gesellschaftlicher Stellung vermitteln

Prof. Stenzl machte in diesem Zusammenhang klar, dass den Studierenden trotz aller Konzentration auf das Musikmachen im Laufe des Studiums ein gewisser Realitätsbezug hinsichtlich ihrer beruflichen und gesellschaftlichen Stellung vermittelt werden muss: Musiker haben bestimmte Interessen, die gesellschaftlich und politisch vertreten werden müssen. Das kann nicht durch Einzelkämpfer geschehen, vielmehr müssen Kollektive unterstützt werden, die diese Interessen auch wirksam vertreten können. Somit biete der DTKV objektiv weiterhin ein äußerst attraktives Angebot für alle, die in Musikberufen tätig sind, dies müsse aber bereits in der Ausbildung mehr in den Vordergrund gerückt werden. Die Landesverbände stellten daraufhin noch weitere Möglichkeiten der Mitgliederwerbung, aber auch der Mitgliederaktivierung vor: So wird vermehrt auf die Sichtbarmachung der einzelnen Mitglieder gesetzt, zudem werden insbesondere Beratungsangebote von den Mitgliedern stark genutzt. Andererseits wird auch weiterhin mit bewährten Angeboten wie etwa Konzertmöglichkeiten, insbesondere für Schüler der Verbandsmitglieder gearbeitet.

Anschließend wurde über weitere aktuelle Themen beraten. Dabei stand zunächst die selbständige Tätigkeit im Auftrag Dritter im Vordergrund, die seit dem Herrenberg-Urteil für erhöhte Aufmerksamkeit gesorgt hat. Dabei wurde insbesondere betont, dass derzeit an einer Regelung gearbeitet wird, um die derzeit gültige Übergangslösung abzulösen. In diesem Zusammenhang setzt sich der DTKV ein, dass bei der geplanten Definition der Selbständigkeit im Sozialgesetzbuch Viertes Buch Kunst und Kultur bedacht werden und von einer entsprechenden Regelung positive Entwicklungen ausgehen. Prof. Höppner betonte, dass zu beobachten sei, dass sich der vom DTKV befürwortete duale Weg in dieser Frage erfreulicherweise durchgesetzt habe und nun an der konkreten Ausarbeitung gearbeitet werde. Die Abgrenzungskriterien zwischen selbständiger und abhängiger Arbeit müssten sich an der modernen Wissensgesellschaft orientieren. Martin Behm fügte hinzu, dass nun darauf zu achten sei, dass jemand, der selbständig arbeite, auch die Vorteile der Selbständigkeit haben müsse.

Der Justiziar des Präsidiums, Hans-Jürgen Werner, berichtete anschließend über die ebenso erfreulichen Entwicklungen in Bezug auf die Umsatzsteuerbefreiung für qualifizierten Musikunterricht. Durch die intensive Lobbyarbeit des DTKV sei es möglich gewesen, dass es für die Umsatzsteuerbefreiung nur auf die abstrakte Geeignetheit des Musikunterrichts zur Berufsvorbereitung ankommt. Zudem gilt in vielen Bundesländern die Mitgliedschaft im DTKV bereits als Qualitätssiegel, das zum Nachweis der Qualifikation des Musikunterrichts geeignet ist.

Der DTKV konnte trotz sehr kurzer Fristen zudem Stellung zu einem Referentenentwurf zur Aktivrente beziehen. Martin Behm trug vor, dass der DTKV sich in diesem Zusammenhang dafür einsetze, dass eine mögliche Aktivrente auch für Selbständige und KSK-Versicherte möglich werde. Zu weiteren Themen wurde die Einrichtung von AGs angestoßen: zur Aufnahme der deutschsprachigen Musikkultur in das (perspektivisch auch Welt-) Kulturerbe sowie zur Schaffung einer Kulturgenossenschaft.

Bundesdelegiertenversammlung

Die Bundesdelegiertenversammlung begann nach den Begrüßungsreden mit dem Geschäftsbericht des Präsidiums. Prof. Höppner zeigte sich erfreut, dass der DTKV sich im vergangenen Jahr nach der Satzungsreform noch stärker als zuvor auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren konnte und die Beschäftigung mit verbandsinternen Themen nicht mehr so stark im Vordergrund stand. Er hoffe zudem, dass dieser Weg gemeinsam so weitergegangen werde. Er betonte jedoch auch, dass die inhaltliche Arbeit aufgrund der bewegten Zeiten und der zahlreichen gesellschaftspolitischen Herausforderungen dringend notwendig sei. Dabei habe sich der DTKV im vergangenen Jahr stärker in das politische Geschehen einbringen können: Der DTKV habe sich stärker in den Blick der Politik, sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene, rücken können. Er rief zudem dazu auf, die Arbeit des DTKV stärker in den parlamentarischen Raum zu rücken: Insbesondere die Referentenebene sei ein wichtiger Anschlusspunkt, um die Interessen der Mitglieder in den Fokus politischer Entscheidungsträger zu rücken. Er wies zudem darauf hin, dass ein Missverhältnis zwischen der Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik weltweit und den getätigten Investitionen in den Kulturbereich bestehe. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen sei Deutschland weiterhin die drittgrößte Industrienation weltweit, das spiegele sich jedoch in den kulturellen Möglichkeiten hierzulande nicht hinreichend wider.

Martin Behm motivierte daraufhin die Anwesenden und stellte fest, dass das Jahresende noch einmal eine „heiße Phase“ darstelle, da in vielen kulturpolitische Fragen nun wichtige Entscheidungen anstehen. Er ging dabei insbesondere auf die bereits oben genannten Themen der Selbständigkeit und der Aktivrente ein, betonte jedoch auch nochmals die Wichtigkeit der Werbung von Neumitgliedern. Dazu sei eine Google Ads-Kampagne in Planung, die nach der Bundesdelegiertenversammlung online präsentiert werde und bei entsprechender Zustimmung im nächsten Jahr gestartet werden könne.

Prof. Stenzl bekräftigte die Bedeutung dieses Themas und zeigte sich erfreut über die Befriedung, die im Verband stattgefunden habe. Der DTKV müsse verstärkt in den Dialog mit möglichen Neumitgliedern treten, etwa im Rahmen der vorgestellten Initiative des Landesverbands Baden-Württemberg. Auch bei der Vorstellung des DTKV solle aber weiterhin die Musik als entscheidende Kraft eine große Rolle spielen. Wilhelm Mixa erläuterte die Herausforderungen, die durch die Reform der nmz auf das Präsidium zukommen und ging auf das Thema der Kulturgenossenschaft ein: Es sei äußerst wichtig, in der jetzigen Situation neue Organisationsformen zu entwickeln. Eine Kulturgenossenschaft sei ein ausgesprochen demokratisches Gremium, das zudem zuschussfähig sei, solange es die Kriterien der Gemeinnützigkeit erfülle. Zudem werde derzeit ein Arbeitspapier zur Reform der KSK in der Geschäftsstelle aufgestellt. Der DTKV habe zudem mit den befreundeten Verbänden in Österreich und der Schweiz bisher 49 gemeinsame DACH-Tagungen durchgeführt, die Planung der 50. sei jedoch durch die Corona-Pandemie ins Stocken geraten. Nun werde aber an ihrer Durchführung in der Schweiz gearbeitet.

Cathleen Bergner zeigte sich erfreut über ihre Wahl in den Projektbeirat Jugend musiziert durch den Bundesausschuss und kündigte an, in diesem Gremium die Interessen des DTKV zu vertreten. Dies sei eine wichtige Arbeit, da der Wettbewerb ein tragendes Mittel der Nachwuchsförderung darstelle. Nach den Turbulenzen im Zusammenhang mit der angedachten Kontingentierung der Teilnehmerplätze für den Bundeswettbewerb müsse nun zunächst Ruhe einkehren. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass Jugend musiziert ein gutes Sprungbrett für Nachwuchsmusiker bleibt.

Gendergerechte Namensfindung des DTKV

Vor dem Hintergrund der Diskussion um Gendergerechtigkeit und der Namensänderung des Landesverbands Hamburg wurde zudem beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, um Vorschläge für eine gendergerechte Namensfindung des DTKV unter Beibehaltung des Markenkerns zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang solle sich auch auf bestimmte Eckdaten geeinigt werden, die alle Landesverbände gemeinsam haben, um trotz möglicherweise unterschiedlicher Namen die Wiedererkennung und die Beibehaltung des Markenkerns des DTKV zu gewährleisten.

Zudem wurde beschlossen, dass das Präsidium einen Entwurf einer Geschäftsordnung für die Bundesdelegiertenversammlung sowie für den Bundesausschuss vorlegen solle. Darüber hinaus wurden Andrea Schlegel-Nolte und Christian Moritz als Kassenprüfer sowie Frank Düppenbecker als stellvertretender Kassenprüfer gewählt. Abschließend wurde entschieden, im kommenden Jahr Bundesausschuss und Bundesdelegiertenversammlung terminlich zu trennen, um einerseits mehr Zeit zu haben und andererseits öftere Präsenztreffen zu ermöglichen. Die nächste Bundesdelegiertenversammlung findet in Zusammenhang mit dem 30-jährigen Bestehensjubiläum des Landesverbands Thüringen am 7. und 8. November 2026 in Ilmenau statt.

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