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Fünf Musiker:innen in gedeckt-bunter Kleidung auf einer kleinen Bühne.

Großer Applaus für Chialong Tsai, Masha Dimitrieva, Adelheid-Maria Thanner-Kiesewetter, Anna Kakutia und Graham Waterhouse. 
Foto: Kiesewetter-Netzwerk für Musik e.V. 

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Werke und Schaffen pflegen und weiterverbreiten

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Fulminantes Eröffnungskonzert für das Peter-Kiesewetter-Netzwerk für Musik
Vorspann / Teaser

Am Samstag, den 27. September 2025, fand im Kleinen Saal des Gasteig HP8, München, das Eröffnungskonzert des neu gegründeten Peter-Kiesewetter-Netzwerks für Musik statt. Eine Gruppe von Enthusiasten – Musiker, Zuhörer, Förderer – gründete unter der Obhut von Frau Adelheid-Maria Thanner-Kiesewetter das Netzwerk, um Veranstaltungen, Konzerte, Workshops und Diskussionen zu fördern. Peter Kiesewetter war jahrzehntelang in der Münchner Neuen Musikszene sowohl als Komponist wie auch als Lehrer präsent. Seine Bekanntheit galt seiner individuellen Herangehensweise an die Komposition, seinem breit gefächerten Musikgeschmack und seinem Witz.

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An diesem Abend wurden Werke von Bach, Killmayer, Waterhouse und Kiesewetter vor einem begeisterten Publikum von Masha Dimitrieva, dem Waterhouse Streichtrio (Anna Kakutia, Chialong Tsai, Graham Waterhouse) und Adelheid-Maria Thanner-Kiesewetter aufgeführt.

Das Konzert begann mit zwei Sätzen aus Bachs Violinpartita in E-Dur, von G. Waterhouse für Streichtrio ergänzt. Sie erhielten durch den zusätzlichen, verwobenen Kontrapunkt eine neue Dimension, die das Original auf höchster Ebene bereicherte. Zwei von Kiesewetters Sonetten, die Mitte der 1980er Jahre in Rom in der Villa Massimo entstanden sind, wurden von Adelheid-Maria Thanner-Kiesewetter, für die sie ursprünglich geschrieben wurden, liebenswert vorgetragen. Sie sind sparsam in ihrer Textur und spiegeln den melancholischen, introspektiven Charakter der englischen Texte wider. Ein Höhepunkt des Konzerts war das Klavierquartett „Skylla and Charybdis“ von Graham Waterhouse: Inspiriert von den legendären Seeungeheuern, die laut Homers Odyssee die Straße von Messina bewachten.

Das Werk deckt eine erstaunliche Bandbreite an Stimmungen ab, von der unheimlichen Stille zu Beginn bis hin zu den kolossalen Höhepunkten im zweiten und im letzten Satz. Die gesamten Klangspektren (Ressourcen) der drei Streichinstrumente und des Klaviers werden in einer Musik von überwältigender Tiefe und Kraft kanalisiert. Das Schnappen der Kiefern von Skylla und das monströse Erbrechen von Charybdis wurden von der Pianistin Misha Dimitrieva, Anna Kakutia, Chialong Tsai und dem Komponisten großartig eingefangen. Kiesewetters Klavierquartett op. 1 ist sparsam und minimalistisch in seiner Aussage und konzentriert sich auf eine einzige wiederholte Note A, die in einer Vielzahl unterschiedlicher Texturen und Farben wiederholt wird – eine beeindruckende Übung in Konzentration und präzisem Spiel und Zuhören. Kiesewetters Éxcentrique, geschrieben als Geburtstagsgeschenk für seinen langjährigen Freund Wilhelm Killmayer, enthält eine urkomische Mischung aus Zitaten aus „Carmen“ und „Happy Birthday“ und wurde von Anna Kakutia und Masha Dimitrieva, die auch Killmayers Romanze mit Klarheit und Temperament vortrugen, souverän dargeboten. Waterhouses „Elferreigen“ für Klavierquartett ist eine mitreißende Studie im 11/8-Takt, rhythmisch unentrinnbar, aber mit unwiderstehlichem melodischem Charme.

Den Abschluss bildete Kiesewetters immergrüner „Tango pathétique“, der vor mehr als 40 Jahren geschrieben und durch Kremer und sein All-Star-Klaviertrio unsterblich wurde. Wo sonst kann man „Rococo“ auf der Violine oder Themen aus Tschaikowskys Violinkonzert auf dem Cello hören? Eine ganze Reihe von Collagen, die von den Musikern des Abends mit eleganter Anmut dargeboten wurden – ein passender Auftakt für etwas, von dem zu erhoffen ist, dass es zu einem festen Bestandteil der lebendigen Münchner Musikszene wird.

Das Peter-Kiesewetter-Netzwerk für Musik sollte schon im Jahr 2020 gegründet werden. Aufgrund der plötzlichen Corona-Beschränkungen kam es nicht dazu und wurde nun erst fünf Jahre später, im April 2025, anlässlich seines 80. Geburtstags ins Leben gerufen. Initiiert wurde es von Anna Kakutia, die zu Studienzeiten Peter Kiesewetter kennenlernen durfte und auch sein „hed“ für Violine und Klavier uraufführte. Jahre nach seinem Tod lernte sie die Witwe kennen – die beiden entschlossen sich dazu, gemeinsam mehr für Peter Kiesewetters Musik tun zu wollen.

Die Hauptaufgabe des Netzwerks ist es, Peter Kiesewetters Werke und sein Schaffen aufzubewahren, zu pflegen und zu verbreiten. Geplant ist die baldige Umsetzung einer Online-Galerie der Werke. Um Kiesewetters Musik die gebührende Bühne zu verschaffen, sind eine Konzertreihe des Netzwerks sowie ein Festival in Vorbereitung. Ab sofort sind auch Anfragen zur Vereinsmitgliedschaft möglich (www.peterkiesewetter.com/kontakt).

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