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Portrait eines lächelnden Herrn mit silbirg-grauen, kurzen Haaren und Brille in einem dunklen Anzug mit Krawatte

Alexander Krause, 1. Vorsitzender des DTKV Bayern.

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Musikalische Bildung auf breiter Ebene ermöglichen

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nmz-Gespräch mit dem 1. Vorsitzenden des Bayerischen Tonkünstlerverbandes, Alexander Krause
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Geboren 1956 in Hamburg, kam Alexander Krause 1967 nach München und besuchte dort das humanistische Maximiliansgymnasium. Nach einer Banklehre und dem Studium Rechts­wissenschaften in München und Tübingen begann er seine berufliche Tätigkeit bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Stuttgart. 1990 wechselte er zur Max-Planck-Gesellschaft in München. 1997 wurde Krause Kanzler der Hochschule für Musik und Theater München. Dieses Amt übte er bis zur Pensionierung 2022 aus. 
Das Gespräch führte Nikolai Parkin.

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neue musikzeitung: Sie sind letztes Jahr zum Vorsitzenden des TKVB gewählt worden. Warum haben Sie sich für dieses Ehrenamt beworben, nachdem Sie erst kürzlich pensioniert wurden?

Alexander Krause: Nach der Pensionierung stand ich vor der Entscheidung, ob ich nun daheim meiner Frau im Weg herumstehe oder ob ich mich irgendwo ehrenamtlich sinnvoll engagiere. Da ich den Tonkünstlerverband und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle seit vielen Jahren kannte, habe ich mich über die Anfrage sehr gefreut, den Vorsitz des Landesverbandes zu übernehmen. Nun versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten, die großartige Arbeit dieses Verbandes zu unterstützen.   

nmz: Was ist Ihr Fazit nach einem Jahr im Amt? Was sind die größten Baustellen im TKBV?

Krause: Wir haben hier ein höchst motiviertes und kreatives Team, das überaus wertvolle Arbeit leistet. Dass wir mit rund 3.000 Mitgliedern hier in Bayern der größte Landesverband in Deutschland sind, ist ein Beweis dafür, dass diese Leistungen von vielen freien Musikerinnen und Musikern und privaten Musikinstituten angenommen werden. Was noch fehlt, ist eine offensivere Öffentlichkeitsarbeit, damit der Tonkünstlerverband über die unmittelbar Betroffenen hinaus wahrgenommen wird. Wir haben zum Beispiel die Bitte eines Musikers aufgegriffen, der auf unerträglich kalte Kirchen im Winter hingewiesen hat. Nicht nur die Gesundheit der Musiker und Besucher wird hier gefährdet, sondern natürlich auch die Instrumente selbst. Unser Appell an die Verantwortlichen  „Heizt die Kirchen“ ist leider ziemlich verpufft. Hier hätten wir uns an die breite Öffentlichkeit wenden sollen. 

nmz: Was haben Sie als Vorsitzender bisher angestoßen und wo sehen Sie die größten Entwicklungschancen auf kurz-, mittel-, und langfristige Sicht?

Krause: Ich versuche in diesem ersten Jahr zunächst, mit den 12 Regionalverbänden ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, was der Landesverband noch besser machen kann und was erwartet wird. Ein mittelfristiges Anliegen ist der Versuch, die Situation der Hochschul-Lehrbeauftragten zu verbessern, die einen überaus hohen Anteil des Unterrichts einbringen. Das ist nicht nur eine Frage der Honorierung. Da wurde in den letzten Jahren schon nachgebessert. Dringend erforderlich ist meiner Meinung nach aber die Schaffung neuer Stellen, auf die dann Lehrbeauftragte gesetzt werden. Hier möchten wir die Hochschulen unterstützen und suchen deshalb Kontakt mit den Hochschulleitungen. Ich freue mich sehr, dass auch der Bay­erische Musikrat hier mitmacht. Jetzt müssen wir noch die Finanzpolitiker überzeugen. Langfristig möchten wir in Zusammenarbeit mit einer großen Stiftung und einem Rotary Club ein Angebot an Instrumenten aufbauen, das es Musiklehrern und privaten Musikinstituten ermöglicht, Kindern, die sich ein eigenes Instrument nicht leisten können oder erstmal ausprobieren wollen, geeignete Geigen, Flöten oder Gitarren zur Verfügung zu stellen. Wir sehen hier einen großen Bedarf.   

nmz: Ihr Interesse gilt besonders der Amateurmusik, die Sie als zentralen Pfeiler des Musiklebens in Deutschland sehen. Wo sehen Sie kulturpolitische Versäumnisse aber auch Zukunftsperspektiven, für diese Art zu musizieren?

Krause: Als ich hier in München zur Schule ging, hatte ich von der fünften bis zur dreizehnten Klasse Cellounterricht bei einer professionell ausgebildeten Musiklehrerin, die von außen kam. Das hat meine Eltern nichts gekostet. Einzige Bedingung war die Mitwirkung im Schulorchester. Wenn es gelingt, so etwas wieder auf breiter Ebene zu ermöglichen, dann schaffen wir einen Nährboden für die Laien- und Berufsmusiker, aber auch das interessierte Publikum von morgen. Leider habe ich den Eindruck, dass die Tendenz in Bayern in eine andere Richtung geht... Der Musikunterricht an den Grundschulen muss auch für Lehramtskandidaten und Lehramtskandidatinnen wieder attraktiver gemacht werden. Das wird kaum der Fall sein, wenn die Lehrkräfte nicht wissen, ob sie überhaupt noch Musik unterrichten dürfen. Ein weiteres Thema ist die Stärkung der Elementaren Musikpädagogik, der EMP. Die EMP stellt einen wesentlichen und grundlegenden Beitrag zur musikalischen Bildung dar und berührt dabei zahlreiche Faktoren der Persönlichkeitsbildung. Der Bedarf an EMP-Lehrkräften ist hoch. Hier müssen wir die Hochschulen bei der Werbung um Studierende unterstützen, um das Interesse für Musik, Bewegung, Tanz und Sprache schon bei den Kleinsten in den Kindertagesstätten und Grundschulen zu wecken. 

nmz: Im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger, dem Dirigenten Ulrich Nicolai, haben Sie Erfahrungen als Bankangestellter und vor allem als langjähriger Kanzler der Musikhochschule München mit in Ihr Amt gebracht. Wie kann der DTKV davon profitieren?

Krause: Ich habe tatsächlich vor vielen Jahren eine Banklehre abgeschlossen. In der Bank habe ich allerdings nur während meines Jura-Studiums in den Semesterferien gearbeitet. Als Kanzler der Musikhochschule war ich kraft Amtes unter anderem für die Verwaltung und den Haushalt zuständig. Ich glaube daher, in finanziellen, organisatorischen und juristischen Fragen mitsprechen zu können. Aus künstlerischen Fragen halte ich mich aber tunlichst heraus.   

nmz: Wie schätzen Sie die tatsächliche und ideale Rolle der Landesverbände und speziell Ihres Landesverbands in der kulturpolitischen Landschaft ein?

Krause: Ich glaube, je konstruktiver und kreativer sich ein Verband – egal aus welchem Bereich – zu Wort meldet, desto mehr wird er wahrgenommen und desto mehr kann er seine Ideen durchsetzen. Wir arbeiten daher so eng wie möglich mit anderen Landesverbänden zusammen. Aber auch innerhalb von Bayern besteht ein enger Kontakt mit Verbänden wie dem Bayerischen Musikrat, dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Landesverband Bayern, der „Ständigen Konferenz für Kunst und Kultur in Bayern (SK³)“ und dem Verband der Freien Berufe in Bayern. Wenn alle nicht nur am gleichen Strick ziehen, sondern sogar am gleichen Ende, kann man viel bewirken.   

nmz: Sie haben in der nmz einmal ­Liszts Artikel „Zur Situation der Künstler und zu ihrer Stellung in der Gesellschaft“ erwähnt. Wie würden Sie diese Situation heute einschätzen?

Krause: Natürlich hat sich in den letzten 150 Jahren vieles verbessert. Aber nach wie vor ist zum Beispiel die Situation vieler Lehrbeauftragter, die wie Tagelöhner behandelt werden, prekär. Das Bild eines gut situierten, angestellten Orchestermusikers, der nebenbei den Studierenden die Praxis vermittelt, stimmt ja nur zum Teil. Viele Lehrbeauftragte haben nur ihre privaten Unterrichtsstunden zur zusätzlichen Finanzierung ihres Lebensunterhalts. Ein Ansatz ist der Ausbau der Künstlersozialversicherung. Vor allem aber fordern wir die Schaffung neuer Mittelbaustellen, die auch geteilt werden können. Dies ermöglicht nicht nur deren Existenzgrundlage. Derzeit müssen die Lehrbeauftragten aus arbeitsrechtlichen Gründen ja weitestgehend von der akademischen Selbstverwaltung ferngehalten werden. Viel Fachwissen und Engagement geht damit verloren. Kein gesunder Zustand.  

nmz: Die bayerische Kultusministerin Anna Stolz hat kürzlich bekanntgegeben, den Unterricht in den künstlerischen Fächern an Grundschulen reduzieren zu wollen, indem diese in einem einzigen Fach zusammengelegt werden. Statt eines fachspezifischen Unterrichts, sollen Musik, Kunst und Handarbeit sich verkürzte Unterrichtszeiten teilen. Wie sehen Sie diese Entwicklung und wie wird der DTKV Bayern darauf reagieren?

Krause: Ich sehe in dieser Reduzierung eine große Gefahr für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und ein Armutszeugnis für den „Kulturstaat Bayern“. Der Tonkünstlerverband hat dazu eindeutig Stellung bezogen und eine Petition formuliert. Alle, denen das Wohl der Kinder am Herzen liegt, sind aufgerufen, diese Petition zu unterzeichnen (https://kurzelinks.de/xols).
Für zusätzliche Mathematik- und Deutschstunden müssen zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden. Eine konstruktive mittelfristige Lösung sehe ich in unserem Einsatz für die Stärkung der musischen Fächer im Zuge der Ganztagsbetreuung, die ja in den nächsten Jahren Zug um Zug eingeführt wird. Auf diese Chance werden wir bei jeder Gelegenheit hinweisen. 

nmz: Wie wird der DTKV Bayern von der Politik und den Ministerien wahrgenommen?

Krause: Ich habe in diesem ersten Jahr den Eindruck gewonnen, dass Dank der jahrelangen sehr engen und zielführenden Zusammenarbeit mit dem Kunstministerium und dem zuständigen Referat ein Vertrauensverhältnis entstanden ist, das der bayerischen Musiklandschaft zugutekommt. Als Beispiel möchte ich die staatlichen und stattlichen Förderprogramme nennen, mit denen das Minis­terium Konzerte des TKV in ganz Bayern unterstützt und Fortbildungsmaßnahmen ermöglicht. Hier werden wertvolle Impulse gesetzt, die ohne diese Unterstützung nicht möglich wären. Ansonsten werden wir sicher dann mehr wahrgenommen, wenn wir häufiger Flagge zeigen und uns öffentlich zu Wort melden. 

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