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Nadya Meyer als Brautjungfer bei der Rheinsberger „Freischütz“-Premiere im Jahr 2018. Foto: Uwe Hauth
Nadya Meyer als Brautjungfer bei der Rheinsberger „Freischütz“-Premiere im Jahr 2018. Foto: Uwe Hauth
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Die Geliebte Jupiters

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Kammeroper-Preisträgerin singt Titelpartie bei den Osterfestspielen Schloss Rheinsberg
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Vor bald 30 Jahren zur Förderung junger Opernprofis gegründet, hat die Kammeroper Schloss Rheinsberg schon manche Solistenkarriere auf den Weg gebracht: Auch die junge russische Sopranistin Nadya Meyer debütierte vor zwei Jahren beim Festival junger Opernsänger im brandenburgischen Rheinsberg.

Das erste Mal auf einer deutschen Bühne steht Nadya Meyer vier Jahre nach ihrem Masterabschluss an der Russischen Akademie für Theaterkunst in Moskau: Beim Internationalen Gesangswettbewerb der Kammeroper Schloss Rheinsberg 2018 wurde sie mit einer Handvoll Kolleg*innen aus gut 300 Bewerber*innen  ausgewählt, beim Fes­tival junger Opernsänger mitzuwirken. Sie überzeugte als Brautjungfer in Carl Maria von Webers „Freischütz“ und bekam die Möglichkeit, bei einer Aufführung die größere Partie des Ännchen zu übernehmen.

Das Debüt war ein Erfolg – ebenso wie weitere Konzertauftritte während des Festivals. Bei der Operngala, die den jungen Sänger*innen die Möglichkeit gibt, große Arien und Duette des Repertoires darzubieten, brillierte Nadya Meyer mit „Mein Herr Marquis“ aus Johann Strauß‘ Fledermaus. Die zierliche Sängerin überraschte mit ihrer kraftvollen Stimme, mit ihrer Flexibilität und bezauberte mit ihrer quirligen Bühnenpräsenz das Publikum und die Verantwortlichen beim Festival.

Noch im selben Jahr engagierte der damalige künstlerische Leiter der Kammeroper, der Regisseur Frank Matthus, die russische Sopranistin für seine Oper A“ Bad Man’s Life“ in Estland. 2019 kam sie auf seine Initiative hin erneut nach Deutschland, um als Stine in der Produktion „Effi in der Unterwelt“ bei den Fontane-Festspielen Neuruppin mitzuwirken.

Nun übernimmt sie im Frühjahr bei den Osterfestspielen im Schlosstheater Rheinsberg die Titelpartie: Semele, die Geliebte Jupiters, in Johann Adolf Hasses gleichnamiger Serenata, einer barocken Kammeroper. Regisseur der Koproduktion der Kammeroper Schloss Rheinsberg und der Innsbrucker Festwochen für Alte Musik ist Georg Quander, jetziger künstlerischer Direktor in Rheinsberg. Ihm war Nadya Meyers Ännchen aufgefallen und er ermunterte sie, sich mit Barockmusik zu befassen. Als Semele wird die 1991 geborene Sopranistin neben erfahrenen Solisten wie Roberta Invernizzi (Juno) und dem Countertenor Filippo Mineccia (Jupiter) auf der Bühne stehen – eine große Chance für die junge Künstlerin.

Denn vor allem aufgrund mangelnder Erfahrung werden Nachwuchs­sänger*innen an etablierten Opernhäusern selten große Rollen angeboten. Mit ihrem Festival Kammeroper Schloss Rheinsberg ermöglicht die Musikkultur Rheinsberg gGmbH, zu der auch die Musikakademie Rheinsberg gehört, jungen Opernprofis aus aller Welt, große Partien mit erfahrenen Regieteams und unter professionellen Bedingungen zu erarbeiten und aufzuführen. Die Sänger*innen sammeln Bühnenerfahrung bei Opernproduktionen im Heckentheater des barocken Schlossparks – Open-Air-Aufführungen sind immer eine besondere Herausforderung – sowie bei Meisterklassen, Galakonzerten oder Liederabenden. Manchmal entstehen daraus langfristige Kooperationen, und ehemalige Preisträger*innen bekommen auch außerhalb des Festivals Engagements für Konzerte oder Opernaufführungen.

So wirkten auch bei den Osterfestspielen 2019 Preisträger*innen der Kammeroper des Vorjahres an der Haydn-Oper „L’isola disabitata“ mit; Kammeroper-Teilnehmer*innen singen bei Galas wie dem Frühlingskonzert im prominenten Konzerthaus Berlin oder beim Silvesterball im Rheinsberger Schlosstheater. Unterschiedliche Konzertformate ermöglichen es ihnen, sich weiterzuentwickeln und zu profilieren. Und so ist die barocke Kleinstadt im idyllischen Norden Brandenburgs Ausgangspunkt für zahlreiche Gesangskarrieren; in vielen Sängerbiografien liest man „Kammeroper Schloss Rheinsberg“ als Station auf dem Weg.

Berühmtestes Beispiel ist wohl Annette Dasch. Auch die international gefragte Sopranistin war Preisträgerin des Gesangswettbewerbs und wirkte 2000 und 2001 in den Kammeroper-Produktionen „Die Hochzeit des Figaro“ und „Der unendliche Gesang des Orpheus“ mit. Mit Partien wie Gräfin Almaviva, als Poppea oder Fiordiligi gastierte sie anschließend an den wichtigsten Opernhäusern weltweit. Dem breiten Publikum wurde sie schließlich 2008 über ihre Musik-Talkshow im ZDF-Theaterkanal bekannt.

Auch die dänische Sopranistin Susanne Elmark hat ihre Karriere in Rheinsberg begonnen: Bereits 1995 sang sie als Preisträgerin die Zerbinetta in Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“. Heute steht sie auf Bühnen der größten Opernhäuser der Welt und kehrt regelmäßig zurück nach Rheinsberg: als Leiterin der Meisterklasse oder – 2020 zum dritten Mal – als Moderatorin der Operngala.

Diesen Weg hat Nadya Meyer noch vor sich. Schon heute ist die russische Sopranistin regelmäßig zu Gast am Kindertheater in Moskau und war am Internationalen Opernstudio in Gijon, Spanien, beim Opernfestival in Italien sowie am Nationalen Opernstudio in Baku, Aserbaidschan, engagiert. Und bald wird Rheinsberg ein weiteres Mal in ihrer Biografie erscheinen: mit ihrem Auftritt als Semele bei den Osterfestspielen Schloss Rheinsberg 2020.

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