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Deutscher Musikautorenpreis-Preisträgerin: Sarah Nemtsov. Foto: Hufner
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Der Deutsche Musikautorenpreis 2012: Autoren ehren Autoren und andere Autoren nicht

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„Musik sollte ja eigentlich verboten sein!“ Mit dieser Antwort hat Musikautorenpreisträger Georg Katzer auf die Nachfrage Dieter Moors, wie man es aushalte, dass man überall von Musik umgeben sei, an sich sehr treffend den Zustand der Musikkultur unter den gegenwärtigen Bedingungen produktiv absurd beantwortet. Und er ergänzte: „Als ich richtig jung war, mussten wir Musik selber machen, wenn wir sie haben wollten. Denn es gab nichts. Wenn erst einmal Musik gemacht wird, dann wird sie weiter gemacht.“

Unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“ wurde gestern zum vierten Mal der Deutsche Musikautorenpreis in Berlin im Hotel Ritz/Carlton verliehen. Eine Veranstaltung mit 300 Gästen, darunter politische Prominenz und viele Urheber nebst Anhang. Einmal im Jahr ehrt die GEMA also sich selbst, beziehungsweise, diejenigen, deren Rechte sie in meist umfassender Weise vertritt. Autoren ehren Autoren heißt, dass eine Jury aus Autoren andere Autoren ehrt. Für ihre Arbeit, die in wechselnden Kategorien aufgesplittet wird. In diesem Jahr gehörte experimentelle Musik, sakrale/geistliche Musik ebenso dazu wie die Kategorie Text Kinderlied oder Komposition Jazz. Auch Filmmusik, Pop- und Rockmusik wird bedacht. Drei Kategorien sind immer dabei: Lebenswerk, erfolgreichstes Werk (ermittelt nicht von den Juroren sondern von MediaControl) und Nachwuchs. 

Trotz des großen Aufgebots dieser Veranstaltung ohne Live-Musik, aber mit Fleisch- und Fischverköstigung, kommt sie nicht richtig in Fahrt. Die Mischung aus Vereinsfreunde-Treffen und großer Gala dümpelt vor sich hin. Dieter Schnebel oder Georg Katzer, Sarah Nemtsov sind nicht diese musikalischen Frontschweine wie beispielsweise Dieter Bohlen oder Cäthe (Catharina Sieland). Aber sie alle sind eben trotzdem GEMA-Autoren. Auch so ein stiller und bescheidener Gerhard Schöne will da nicht so recht funkeln. Die Gräben zwischen kommerziell erfolgreichen Autoren und lebenslang kontinuierlich experimentell vor sich hin wurstelnden Kollegen schließt sich nicht. Man ist Freund, aber man geht auch aneinander vorbei. Symptomatisch dafür allein schon das Schlussbild auf der Bühne mit fast allen Laudatoren und Preisträgern. Rechts, mit sicherem Abstand, die schüchterne Sarah Nemtsov, in der Mitte James Last mit den Bohlen-Schülern (Pietro Lombardi und Sarah Engels). 

Der Preisträger in der Kategorie sakrale/geistliche Musik, Dieter Schnebel, war denn auch etwas unglücklich darüber, dass von den jeweils in den Kategorien drei Nominierten, nur einer zum Zuge käme. Gewiss, es ist alles in allem ja ein undotierter Ehrenpreis (bis auf die Kategorie Nachwuchs, der mit 10.000 Euro zu Buche schlägt und die nur dem Gewinner zustehend Trophäe) und Katzer bot großzügig an das Preisgeld unter den in seiner Kategorie nominierten zu teilen. Aber wie will man die Hand umdrehen zwischen Wilfried Jentzsch, Josef Anton Riedl und Georg Katzer? Autoren ehren Autoren heißt daher auch: Autoren ehren Autoren nicht. Die Form des Wettbewerbs konterkariert die inhaltliche Idee. Gäbe es aber den „Wettbewerb“ nicht, wäre eine solche Veranstaltung rein dramaturgisch sinnlos. 

Immerhin war die diesjährige Veranstaltung recht flott abgewickelt, fühlte sich ansonsten einigermaßen fluffig an, was man vom gereichten Menu nicht sagen konnte. Der Rinderrücken war deutlich zäher. 

Die Preisträger des der Musikautorenpreis 2012 sind: 

  • Komposition Filmmusik: Ralf Wengenmayr 
  • Text Kinderlied: Gerhard Schöne 
  • Komposition Jazz: Tied & Tickled Trio (Markus Acher, Micha Acher, Johannes Enders) 
  • Komposition experimentelle Musik/Musik mit Live-Elektronik: Georg Katzer 
  • Komposition geistliche/sakrale Musik: Dieter Schnebel 
  • Text Pop: Danny Dziuk 
  • Komposition Rock: Cäthe (Catharina Sieland) 
  • Nachwuchsförderung: Sarah Nemtsov 
  • Erfolgreichstes Werk: Dieter Bohlen 
  • Lebenswerk: James Last 

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