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Undercover - Overcover: Theo Geißler. Foto: Hufner
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Kurz-Schluss: Wie ich einmal dazu beitrug, in Deutschland dank der AfD wieder Zucht und Ordnung einkehren zu lassen

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In politischen Zirkeln habe ich mir als ideologie- und moralfreier Marketing-Spezialist bekanntlich einen guten Namen gemacht. Meine Netzwerke sind dicht und stabil. Kaum ein gezielter Skandal oder scheinbar überraschender Erfolg in den letzten Jahren, der nicht auf meiner Referenzliste stünde. Umso tiefer war meine Enttäuschung, umso flammender meine Entrüstung, als ich erfahren musste, dass der abgehalfterte „Welt“-Redakteur Günther Lachmann sich der sogenannten „Alternative für Deutschland“ (AfD) als Öffentlichkeits-Arbeiter andiente. Angeblich zu einem Dumping-Preis von viertausend Euro bot er ein „Manifest“ an – was für eine primitive Herangehensweise. [Vorabdruck aus Politik & Kultur 2/2016]

Schon weil ich es absolut nicht leiden kann, wenn Stümper in meinem Revier zu wildern versuchen, checkte ich das materielle und politische Potenzial der AfD – mit erfreulichem Ergebnis: Der Laden hat Potenzial. Nicht nur im Klump der Wählerstimmen, sondern dank üppiger Industrie-Spenden auch ökonomisch. Also nichts wie ran. Meine Stärken- und Schwächen-Analyse ergab ganz klar die Notwendigkeit einer Doppel-Strategie. Einerseits gilt es, den starken rechten Arm auch mal richtig zuschlagen zu lassen. Das schafft feine Sympathien bei den reichlich vorhandenen Flüchtlings-Phobikern, den herrlich dumpf radikalisierten Pegida-Massen.

Doch eins nach dem anderen: Vor allem in der Schicht unserer Bildungsbürger rufen die nötigen schroffen Aktionen zimperliche Abwehr-Reaktionen hervor. Folglich bedarf die AfD eines schlüssigen intellektuellen, ja philosophischen Überbaues. Protagonisten zu diesem Zweck waren rasch ausgemacht. Baden-Württembergs stellvertretender AfD-Landesvorsitzender Marc Jongen, einst Assistent von Peter Sloterdijk, singt als Dozent an der – wie passend – Karlsruher Hochschule für Gestaltung schon kräftig und prächtig abgehoben das hohe Lied des dringend zu schaffenden völkischen Selbstbewusstseins.

Dabei taucht er in platonische Tiefen ab und quetscht aus der altgriechischen Vorstellung vom „Thymos“ eine aktualisierte Volkszorn-Theorie, die an die Stelle der immer noch verbreiteten schlapp-dekadenten „Wir-schaffen-das“-Sülze zu treten hätte. Hochintellektuell verschwurbelt liefert ihm sein Lehrmeister Sloterdijk in einem Interview der Zeitgeist-Postille „Cicero“ Munition und Schützenhilfe. Natürlich verbal so verschnörkelt, dass sich direkte Bezüge zur Not auch weginterpretieren lassen. Schlitzohrig.

Als potenter Dritter im Bunde der hellsichtigen Volkszorn-Verstärker reiht sich Hanser-Autor, Professor und Philosoph Rüdiger Safranski in die rechte Spin-Doktor-Riege ein. Er sieht Deutschland bereits geflutet. Vermutlich von burka-verhüllten Frauenleibern und islamischen Terroristen. Land unter, ganz ohne Klima-Katastrophe. Dieses Trio ist doch optimal geeignet, dank gebildeter Diktion in gehobenen Talk-Shows, auf dem Campus oder in der Volkshochschule den Eindruck zu erwecken, bei der AfD seien engagierte kluge Köpfe am Werk, denen – ähnlich wie Großbritanniens David Cameron  – nichts mehr am Herzen liegt als nationale Stärke und Wehrhaftigkeit. Jedenfalls habe ich diese Führerpersönlichkeiten schon mal für gut hundert Veranstaltungen gebucht und bei Illner und Plasberg als Dauergäste eingekauft.  (Bei meinem von Frauke Petry persönlich besorgten Etat von zwanzig Millionen Euro in Gold keine übermäßige finanzielle Anstrengung).

Doch zurück zur ebenfalls dringend nötigen Schulung der Massen. In unseren Großstädten ist es ein Leichtes, für ein paar Dollar mehr möglichst dunkelhäutige Exemplare der Gattung Mensch für Zusammenrottungen an belebten Plätzen zu gewinnen. Mittlerweile löst schon ihr Anblick Panik aus. Übergriffe sind gar nicht mehr nötig, um den Eindruck zu erwecken, Köln sei immer und überall. Das lässt die Akzeptanz für Zuwanderer in unserer Gesellschaft gegen Null tendieren. Dank Volksabstimmungen werden die morschen alten Parteien dazu gezwungen, erst Notstandsgesetze und dann sich selbst zu verabschieden. Angela Merkel wird samt Sigmar Gabriel mit Schimpf und Schande aus Berlin verjagt. Nur Kolumbien bietet den beiden politisches Asyl.

Notkanzlerin Frauke Petry akzeptiert im Rahmen eines Reichs-Parteitages Horst Seehofers Koalitions-Angebot, sorgt unter Verteidigungsminister Sö­der für eine Verdoppelung der Bundes­wehr-Truppenstärke. So können Deutschlands Grenzen – auch dank einer Mauer nach DDR-Vorbild – endlich wirksam geschützt werden. Und der immer noch übelriechend leicht blubbernde Widerstand im Landesinneren wird aktuell dank eines Pegida-Freiwilligen-Corps zum Schweigen gebracht. Nach polnischem Vorbild berichten die Medien jetzt objektiv und neutral.

Im Rahmen der Vorsorge für die völkische Gesundheit sind „Mischehen“ verboten. Eine Reform der Bildungspolitik sorgt für die Verankerung des Thymos-Ideals vom Kindergarten bis zur Universität. Als Bundes-Bildungsministerin sorgt die von einer Klassen-Justiz jahrelang zu Unrecht verfolgte Beate Zschäpe für eine konsequente Umsetzung entsprechender Programme. Deutschland, Deutschland über alles…

  • Theo Geißler ist Herausgeber von Politik & Kultur

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