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Penderecki und das Cello: Kammermusik Vol. II
Penderecki und das Cello: Kammermusik Vol. II
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Penderecki und das Cello: Kammermusik Vol. II

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Obwohl Krzysztof Penderecki von Hause aus Geiger ist, gehört das Cello zu seinen Lieblingsinstrumenten. Diese Vorliebe entdeckte er erst spät. Ausschlaggebend war die Solosonate Bernd Alois Zimmermanns, die Penderecki 1963 in Amsterdam mit dem Solisten Siegfried Palm erlebte. Für Palm war dieses Schlüsselwerk entstanden, welches der Musikwelt ganz neue Dimensionen des Cellos eröffnete.

Erst nach diesem Erlebnis sah sich der polnische Komponist in der Lage, den Wunsch Heinrich Strobels zu erfüllen, ein Stück für Palm zu schreiben. So entstand 1964 als seine erste Cellokomposition die „Sonate für Cello und Orchester“, die Palm noch im gleichen Jahr in Donaueschingen zur Uraufführung brachte, gefolgt 1968 vom „Capriccio per Siegfried Palm“ für Cello solo und zwei Cellokonzerten.

Mit dem „Capriccio per Siegfried Palm“ eröffnet Jakob Spahn seine CD, welche Pendereckis Werken für Cello solo bzw. Cello-Ensemble gewidmet ist. Die Fülle der Spieltechniken und Klangfarben, die der junge Solocellist der Bayerischen Staatsoper auf seinem Instrument entfacht, beeindruckt. In dem oft tänzerisch und clownesk wirkenden Capriccio geht er mit pfeifenden Geräuschen bis in höchste Höhen und erforscht mit besonderer Finesse die leisen Bereiche des Celloklangs. Für Mstislav Rostropovich, für den Penderecki 1983 sein 2. Cellokonzert schrieb, entstand 1985-86 ein schlichter gehaltenes Cello-Solo „Per Slava“, das ein Zweiton-Motiv stufenweise erweitert und in Tempo und Phrasenlänge steigert. Ein Kompendium von Pendereckis Cellokunst ist seine achtteilige „Suite“, die über einen Zeitraum von fast 20 Jahren entstand und mit kurzen Charakterstücken seinen Weg vom Avantgardisten zum Neoromantiker nachvollzieht. 2011 schließlich schrieb der Komponist im Auftrag des 14. Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs Moskau mit seinem „Violoncello totale“ für Cello solo ein Bravourstück, das alle spieltechnischen Raffinessen versammelt.

Während Jakob Spahn das 1994 für Rostropovich komponierte „Divertimento“ hier merkwürdigerweise überging, hat er die vor allem aus Klagemotiven bestehende „Cadenza“ des Bratschenkonzerts (1983-84) wirkungsvoll für Cello bearbeitet. Bei der Einspielung der 2008 aus einem familiären Anlass entstandenen „Serenata“ für drei Celli erhielt er die Unterstützung polnischer Kollegen und Kolleginnen, die auch bei zwei weiteren Werken für Cello-Ensemble mitwirken. Es sind dies zwei Trauermusiken, das „Agnus Die“ für 8 Celli und die „Ciaccona in memoriam Giovanni Paolo II“ für 6 Celli, die auf das „Polnische Requiem“ zurückgehen. Die experimentelle Phase des Komponisten klingt in diesen breitenwirksamen tonalen Werken nur noch in einem einzigen Clusterklang nach. Die chronologische Werkfolge auf dieser CD lässt Pendereckis stilistischen Werdegang gut nachvollziehen. Bei der vollständigen „Suite“, der „Serenata“ und der „Ciaccona“ handelt es sich um  Ersteinspielungen.

Die im Krzysztof Penderecki European Centre for Music entstandene Aufnahme des polnischen DUX Labels gehört zur umfangreichen Gesamtaufnahme von Pendereckis Werken und lässt aufnahme- und spieltechnisch keine Wünsche offen. Das in polnischer und englischer Sprache gedruckte Booklet erwähnt ausführlich alle Ehrungen und Auszeichnungen von Polens bekanntestem zeitgenössischem Komponisten. Überraschend gibt es aber den Biographien der polnischen Interpreten, die nur bei wenigen Stücken mitwirken, mehr Raum als Jakob Spahn.

  • Krzysztof Penderecki: Capriccio per Siegfried Palm für Cello solo (1968) • Cadenza für Cello solo (1983-84) Transkription Jakob Spahn • Per Slava für Cello solo (1985-86) • Suite für Cello solo (1994-2013) • Serenata für 3 Celli (2008) • Violoncello totale für Cello solo (2011) • Agnus Dei für 8 Celli (2008) • Ciaccona in memoriam Giovanni Paolo II für 6 Celli (2015). Jakob Spahn, Violoncello, und andere.  DUX 1244mi.

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