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5.1 Diskussionsveranstaltung Europäische Kulturpolitik und Verleihung des Kulturgroschens 1999
Die herausragende Veranstaltung des Deutschen Kulturrates war im Berichtszeitraum die Vergabe des Kulturgroschens des Deutschen Kulturrates an den Künstler Prof. Klaus Staeck im Rahmen des Sommerfestes des Hauses der Kultur und die kulturpolitische Diskussion zur Europakulturpolitik am 17.06.1999.
Wenige Tage nach der Wahl zum Europäschen Parlament führte der Deutsche Kulturrat als kulturpolitische Diskussion während des Sommerfestes des Hauses der Kultur in Bonn ein Podiumsgespräch zur Europäischen Kulturpolitik durch. An dem Gespräch nahmen teil:
Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Kulturrates,
Ruth Hieronimy, MdEP,
Karin Junker, MdEP,
Prof. Klaus Staeck, Künstler.
Gegenstand des Gespräches waren in erster Linie die Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates „Kulturpolitik in Europa stärken! – Deutscher Kulturrat fordert die Entwicklung einer eigenständigen europäischen Kulturpolitik“ und „Deutscher Kulturrat fordert den Erhalt der Buchpreisbindung“ (siehe hierzu: Kapitel 8 Positionen, Resolutionen und Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates). Von Seiten der Abgeordneten des Europäischen Parlaments wurde erklärt, dass das neu gewählte Parlament mit größeren Kompetenzen ausgestattet ist als seine Vorgänger. Der Entwicklung einer europäischen Kulturpolitik stehen bislang aber noch die nationalstaatlichen Interessen entgegen. Insbesondere von deutscher Seite wird von den Ländern auch gegenüber europäischen Initiativen auf ihre Kulturhoheit hingewiesen.
Ein Höhepunkt des Sommerfestes des Hauses der Kultur in Bonn am 17.06.1999 war die Verleihung des Kulturgroschens an den Künstler Prof. Klaus Staeck. Der Kulturgroschen des Deutschen Kulturrates ist eine undotierte Auszeichnung, mit der Persönlichkeiten für besondere Verdienste in der Kulturpolitik ausgezeichnet werden.
In seiner Laudatio hob der Vorsitzende des Deutschen Kulturrates, Prof. Dr. Franz Müller-Heuser, die Verbindung von Politik und Kunst im Schaffen von Prof. Klaus Staeck hervor. Die Arbeiten von Prof., Klaus Staeck leben vom Spannungsfeld von Politik und Kunst. Im Urkundentext heißt es: „Der Deutsche Kulturrat zeichnet Prof. Klaus Staeck für die Verbindung von Kunst und Politik in seinem Schaffen aus. Er legt als Künstler und als engagierter Bürger den Finger auf die Wunden gesellschaftlicher Entwicklungen. Nach seinem Verständnis sind Kunst und Politik kein Gegensatz, sondern sind eng miteinander verknüpft. Mit künstlerischen Mitteln äußert sich Prof. Klaus Staeck politisch, mittels der Politik setzt er sich für die Verbesserung der Lage der Künste ein.“
In seiner Antwort dankte Prof. Klaus Staeck für die Auszeichnung dessen, wofür er ansonsten gescholten wird, nämlich die Verbindung von Kunst und Politik. Er warb für das politische Engagement der Künstler und machte deutlich, wie er versucht, Kunst und Politik zu verbinden.
5.2 Fachtagung Private Kulturfinanzierung
Bei der Finanzierung von Kulturprojekten nimmt die Bedeutung der privaten Mittel zu. Die Finanzierung von Vorhaben aus Spenden, aus Sponsoring-Mitteln oder einer Förderung durch eine Stiftung gewinnt an Gewicht. Zusammen mit der Fachgruppe Kultur der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmarketing, dem Fachverband der Fundraiser in Deutschland, hat der Deutsche Kulturrat am 11.10.1999 in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen eine Fachtagung zum Thema „Private Kulturfinanzierung“ durchgeführt. Ziel der Fachtagung war es, die unterschiedlichen Instrumente privater Kulturfinanzierung vorzustellen. Anhand von Berichten aus der Praxis wurden die Chancen aber auch die Grenzen privater Finanzierungsformen aufgezeigt. Grundtenor der Veranstaltung war, dass sich die Kultureinrichtungen und –verbände stärker den privaten Finanzierungsformen öffnen sollten. Zugleich wurde deutlich, dass das Spielbein private Kulturfinanzierung das Standbein der öffentlichen Finanzierung nicht ersetzen kann.
5.3 Fachtagung „Kultur in Ehrenamt und Arbeitsgesellschaft“
Die Diskussion um das ehrenamtliche Engagements in der Kultur wird vom Deutschen Kulturrat seit seiner Untersuchung „Ehrenamt in der Kultur“ aus dem Jahr 1996 geführt. Im Berichtszeitraum hat diese Diskussion an Bedeutung nicht zuletzt durch die Einsetzung der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ gewonnen. Um die Diskussion im Kulturbereich zu vertiefen, hat der Deutsche Kulturrat vom 17.03 bis 19.03.2000 in Kooperation mit der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel in Wolfenbüttel eine Fachtagung zum Thema „Ehrenamt in Kultur und Arbeitsgesellschaft“ durchgeführt. Mit 80 Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Bereichen des kulturellen Lebens und von Freiwilligenorganisationen diskutierten Mitglieder der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ und Experten aus Kultureinrichtungen und Kulturverbänden.
Es bestand große Übereinstimmung, dass der Stellenwert des bürgerschaftlichen Engagements gewachsen ist und dass die Bürgerinnen und Bürger sich engagieren wollen. Die Politik ist nach Auffassung der Tagungsteilnehmer jetzt aufgefordert, die Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement zu verbessern.