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Editorial aus politik und kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates Ausgabe Mai/Juni 2008
Sie sind keine Interessenverbände, keine Initiativen, sie haben keine Mission, keine Botschaft, sie sind Dienstleister für Ministerien, Parteien und auch für Verbände. Sie bieten „Public Issues“, „Corporate Communication“, „Change“, „Crisis“, „Corporate Social Responsibility“, „Government Relations“, „Reputation Management“, „Campaigning“, „Change Communication“ und natürlich „Agenda Setting“. Sie sind politische Berater und Dienstleister! Und sie gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Diese politischen Berater und Dienstleister liefern etwas, was wir Interessenverbände nicht bieten können. Externe Beratung ohne jedes Meckern und Maulen wenn die Beratung nicht angenommen wird. Vollkommen „interessenfrei“, außer natürlich den eigenen legitimen ökonomischen Interessen, sind sie die idealen Partner für den politischen Apparat.
Der Siegeszug der politischen Berater und Dienstleister begann in Brüssel, wo Agenturen schon immer ein deutliches Gegengewicht zu den klassischen Interessenverbänden bilden. Jetzt erreichen sie, in zunehmendem Maße, auch die deutschen politischen Strukturen.
Neben diesen Dienstleistern ohne Mission gibt es schon seit längerer Zeit eine Reihe von Stiftungen, wie zum Beispiel die Bertelsmann Stiftung, die missionieren, ohne ein klassischer Interessenverband zu sein und gegenüber der Politik erfolgreich den Eindruck vermitteln, wie ein reiner Dienstleister „interessenfrei“ und zusätzlich nur dem Gemeinwohl verpflichtet zu sein.
Die Interessenverbände müssen sich dieser Konkurrenz endlich offensiv stellen. Interessen zu haben ist kein Makel, sondern in einer Demokratie die Voraussetzung für politisches Gestalten. Und gerade die Interessen der Kulturverbände zeichnen sich durch ihre Gemeinwohlverträglichkeit aus. Agendasetzung, also das Setzen von Themenschwerpunkten und Einschätzungen in der öffentlichen Debatte, ist und bleibt ein Aufgabengebiet von Interessenverbänden. Wir sollten die Agendasetzung nicht kampflos den kommerziellen Dienstleistern überlassen.
Olaf Zimmermann, Herausgeber von politik und kultur
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Themen der aktuellen Ausgabe von politik und kultur sind:
Kulturwirtschaft
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) stellt im Leitartikel vor, welche Schwerpunkte im Bereich der Kulturwirtschaftspolitik er in der nächsten Zeit setzen wird.
Kulturpolitik der CSU
Der Vorsitzende der CSU Erwin Huber, der Bayerische Kulturminister Thomas Goppel, die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär und der Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung Hans Zehetmair erläutern die Grundlagen der CSU-Kulturpolitik. Der Herausgeber von politik und kultur Olaf Zimmermann kommentiert die Kulturpolitik der CSU.
Kultur-Enquete
Die Bundesminister Bernd Neumann (CDU) und Brigitte Zypries (SPD) erläutern, welche Empfehlungen aus dem Enquete-Bericht sie in nächster Zeit umsetzen wollen. Die Ausschussvorsitzenden Edelgard Bulmahn (SPD), Michael Bürsch (SPD) und Kerstin Griese (SPD) berichten, welche Themen aus dem Bericht der Kultur-Enquete in den Ausschüssen des Deutschen Bundestags auf die Tagesordnung gesetzt werden sollen. Die Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates zu den Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission werden dokumentiert.
Jahresbericht des Deutschen Kulturrates 2007
Welche Themen beim Deutschen Kulturrat 2007 besonders im Fokus standen, welche Stellungnahmen verabschiedet wurden, darüber gibt der Jahresbericht Auskunft. Die Sektionen berichten über ihre Arbeit im Jahr 2007, ebenso die Vertreter des Deutschen Kulturrates in externen Gremien.
puk-Journalistenpreis
Dass Kulturpolitikjournalismus kein Schattendasein führen muss, belegen die Preisträger des puk-Journalistenpreises. Die Diskussion der Preisträger Günter Beyer, Hans-Juergen Fink, Heribert Prantl und Carola Wedel zum Thema „Kulturpolitik-Journalismus in Deutschland“ gibt Aufschluss darüber, wie welche kulturpolitischen Themen in Zeitungen, im Radio und im Fernsehen platziert werden können. Ebenso wird die Laudatio von Hans Zehetmair dokumentiert.
Der Ausgabe liegt eine 8-seitige Beilage zum Thema Frühkindliche kulturelle Bildung bei.
politik und kultur Zeitung des Deutschen Kulturrates
Hg. von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.
Erscheint sechsmal jährlich. Erhältlich in Bahnhofsbuchhandlungen, an großen Kiosken, auf Flughäfen und im Abonnement. Einzelpreis: 3,00 Euro, im Abonnement: 18,-- Euro (incl. Porto)
Die Mai/Juni-(Online)Ausgabe von politik und kultur kann unter http://www.kulturrat.de/puk/puk03-08.pdf (5,2 MB) als pdf-Datei geladen werden.
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