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Die Neuwahl des Präsidenten stand am 8. November auf der Tagesordnung der 22. Delegiertenversammlung des Bayerischen Musikrates. Alexander L. Suder, der 20 Jahre dieses Amt bekleidet hatte, kandidierte 1997 nicht mehr. Einstimmig wählten die Delegierten Wilfried Anton, den Intendanten der Hofer Symphoniker, zum Nachfolger Suders. Mit einem Festakt im Studio II des Bayerischen Rundfunks feierte die Versammlung im Anschluß an die Wahl dann gleich ein Doppel-Jubiläum: Der Bayerische Musikrat konnte 1997 auf das zwanzigste Jahr seines Bestehens zurückblicken und der Initiator dieses einflußreichen kulturpolitischen Gremiums, Alexander Suder, war am 6. November 70 Jahre alt geworden.
Suder, der bereits angekündigt hatte, nicht mehr für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, leitete ein letztes Mal in dieser Funktion eine Delegiertenversammlung des Bayerischen Musikrates. Die stellte wieder einmal ihre Konsensfähigkeit unter Beweis und wählte ohne Gegenstimmen Wilfried Anton, den Intendanten der Hofer Symphoniker, zum Präsidenten. Vizepräsident blieb Peter-Klaus Schwiedel, Suder selbst wurde der erste Ehrenpräsident des Bayerischen Musikrates. Auch das Präsidium wurde in der bisherigen Zusammensetzung bestätigt. Ein Festakt mit prominenten Gratulanten und hochkarätigen Musikdarbietungen schloß sich an. BR-Intendant Albert Scharf fand lobende Worte für den scheidenden Musikratspräsidenten, der von 1974 bis 1990 Mitglied des Rundfunkrates des Bayerischen Rundfunks gewesen war, und sorgte mit einer Aufzeichnung des Festaktes durch ein Kamerateam für Öffentlichkeit und auch für angemessene Dokumentation. Der bayerische Kultusminister und Stellvertreter des Ministerpräsidenten, Hans Zehetmair, überbrachte noch einen besonderen Gruß des Bundespräsidenten Roman Herzog. Er überreichte dem Jubilar das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um die Musik. Grußworte und Würdigungen kamen auch von Georg Simnacher, Präsident des Verbandes der Bayerischen Bezirke, von Suders Amtsnachfolger Wilfried Anton sowie von Richard Jakoby, Ehrenpräsident des Deutschen Musikrates, der in einem historischen Exkurs das föderalistische Prinzip des Deutschen Musikrates und seiner Landesverbände illustrierte.
Suder erinnerte noch einmal an die Anfänge vor 20 Jahren. Damals habe ein dramatischer Notstand im Bereich der Orchester und des Musikunterrichts geherrscht. Er erinnerte auch an seine Weggefährten aus dieser Zeit, an Otto Meier, Hans Zehetmair und andere; noch einmal hob er den Einsatz von Richard Wengenmeier hervor, der als Vorsitzender des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen den Grundstein für die Verwirklichung des ersten Bayerischen Musikplans gelegt habe. Suder bedankte sich bei den Chor- und Kammermusikensembles, die unter der Leitung von Ulf Klausnitzer, Kurt Suttner und Hartmut Kawohl Werke von Waldram Hollfelder, Joseph Suder, Veljo Tormis und Günter Bialas aufführten. Positiv hob Suder hervor, daß der zeitgenössischen Musik im Programm des Festaktes angemessen Raum gegeben wurde. Und als erfahrener Politiker stand Suder auch an diesem Abend im Dienst der Sache. Nach 20 Jahren erfolgreicher Arbeit des Bayerischen Musikrates gebe es nicht nur Anlaß zum Jubilieren. Suder nannte heutige Mißstände beim Namen: Es schmerze, daß die Stadt München sich nicht zu einem Haus der Musik auf der Theresienhöhe habe durchringen können, er kritisierte Vater Staat wegen der neu eingeführten Wahlmöglichkeit zwischen Musik und Bildender Kunst für Schüler der Klassen sieben bis neun an Hauptschulen. Auch richtete Suder noch die dringende Mahnung an die CSU-Fraktion des Bayerischen Landtags, doch die Folgen einer Strukturreform bei den bayerischen Musikschulen zu bedenken.
Andreas Kolb